Review My Dying Bride – Like Gods Of The Sun

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 1996
  • Spielart: Doom Metal

Für jede Band – und sei sie auch noch so gut – kommt irgendwann mal die Zeit, da sie ein Album rausbringt, dass selbst von der Fanschar nicht so gut aufgenommen wird. Im Falle der britischen Düstermänner MY DYING BRIDE dürfte das wohl ihr vierter Langspieler „Like Gods Of The Sun“ gewesen sein (vielleicht mehr noch ihr fünfter, „34,788%… Complete“, aber dazu kommen wir noch), der bei der Hörerschaft auf eher gemischte Gefühle, wenn nicht sogar auf offene Ablehnung stieß. Ist die hohe Output-Frequenz den Herren letzten Endes doch zum Verhängnis geworden? Hat das eine Jahr, das zwischen „The Angel and the Dark River“ und ihrem neuen Werk lag nicht gereicht, um die Kreativität wieder auf Hochtouren zu bringen? Haben sie’s mit ihrem vierten Album zumindest ein Stück weit versaut?

Ich würde jetzt gerne sagen „Niemals nicht, die sind so gut wie immer“, aber um so eine blatante Lüge durchzuquetschen, müsste ich schon arg die Zähne zusammenbeißen. Ja, „Like Gods Of The Sun“ schwächelt etwas nach den beiden vorigen starken Alben. Die CD hat zwar immer noch ihre guten Momente, aber von der Band ist man doch eindeutig besseres gewohnt. Aber woran liegt es wohl, dass MY DYING BRIDE mit ihrem vierten Album nur mit Ach und Krach die Kurve kriegen?

Etwas sehr befremdliches fällt dem Kenner wohl schon auf, wenn er einen Blick auf die Trackliste und die Spieldauer wirft. Neun Tracks, eine Menge Holz, wenn man sich mal so die Vorgänger anschaut, aber trotzdem kommen die Songs hier nur auf eine Spieldauer von knappen 54 Minuten. Einen Song jenseits der siebeneinhalb Minuten sucht man vergebens (ja ja, okay, „A Kiss To Remember geht 7:31, ich geb’s zu), kompakte Songs sind angesagt (zumindest für die Verhältnisse der Band). Sollte doch eigentlich kein Problem sein, immerhin schafften sie es auf „The Angel And The Dark River“ gern doppelt so lange Songs zu schreiben, die nicht langweilig wurden.

Aber irgendwie scheint kompakte Arbeit nicht so das Metier des Sechsers zu sein. Es ist irgendwo schon befremdlich, wie sie nach einem Album, auf dem sie mit minimalistischsten Mitteln (denke nur mal einer an „Two Winters Only“) so etwas ergreifendes geschaffen haben, daran scheitern eine eher kurzweilige CD aufzunehmen. Dabei liegt es nicht mal an den Fähigkeiten der Jungs, die sind wie immer auf exzellentem Niveau. Die Gitarren agieren mal etwas versierter als auf den vorigen Alben, Rick Miah liefert sogar etwas richtig gutes an der Schießbude ab, der Geige wird genug Platz eingeräumt und Aaron ist sowieso über jeden Zweifel erhaben, aber diese kurzen, kompakten Songs schaffen etwas, was keines der „The Angel And The Dark River“-Epen zustande brachte: Sie langweilen teilweise.

Ja, teilweise und das eigentlich auch nur ganz selten, aber trotzdem, das ist etwas, was ich eigentlich nicht gedacht hätte. Sowieso nicht, wenn die Jungs aus Halifax endlich mal noch leichtfüßig-gotischer zu Werke gehen, da sollte doch eigentlich alles in Butter sein, aber die Kompositionen sind lang nicht so gut, lang nicht so durchdacht wie noch auf den Vorgängern und ein wirkliches Highlight sucht man hier vergebens. Naja, fast… Denn wäre „A Kiss To Remember“ nicht an Bord, einer der absolut stärksten Tracks der Bandgeschichte, bei dem so ungefähr alles richtig gemacht wurde, was man richtig machen konnte, dann würde diese Scheibe wirklich empfindlich Höhepunkte vermissen lassen.

Abgesehen von dem starken Song gibt’s natürlich auch noch viele nette Sachen auf der CD zu entdecken, das Hauptriff von „It Will Come“ zum Beispiel, der sanfte Rausschmeißer „For My Fallen Angel“ (der vielleicht eeeetwas schmalzig geraten ist) oder die eine oder andere coole Idee bei „Grace Unhearing“ oder „All Swept Away“. Versteht mich nicht falsch, „Like Gods Of The Sun“ ist meilenweit davon entfernt ein schlechtes Album zu sein, es ist sogar richtig nett, hört sich nicht schlecht, hat Aarons brillanten Gesang zu bieten und so weiter, aber „richtig nett“ ist für eine Band von MY DYING BRIDEs Format einfach zu wenig. Zum Glück haben wir’s hier aber nur mit einem kurzen Durchhänger in der Bandhistorie zu tun und nicht mit dem völligen Absturz, darum:

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert