Von der schwäbischen Formation GROOVIN´ HEART bekamen wir ihre aktuelle CD „Mystic Gate“ zur Rezension zugesandt. Die Gründung der Band geht eigentlich zurück bis ins Jahr 1992, als Marcus Schuch mit zwei Freunden die Band Velocity gründete. Anfangs spielte er Gitarre, wechselte aber später zu den Drums über. Nach etlichen Besetzungswechseln war im Oktober 1994 eine Änderung des Bandnamens fällig und das war der Startschuss für GROOVIN´ HEART. Mit einigen eigenen Stücken und wenigen Coversongs ging es dann auf die Bühne. Mit der Zeit entwickelte sich das Projekt zu einer reinen Stage-Coverband, während die erste CD „From Past To Present“ von 1997 eigenes Songmaterial enthielt. Der Nachfolger „Rock Covers – Unplugged“ von 1999 drückt im Titel schon aus, was den Hörer erwartete. 2002 löste sich die Band kurzzeitig auf, doch Marcus Schuch reunierte sie mit neuer Besetzung. 2007 gab es mit dem 3-Tracker „Prime Time“ ein Lebenszeichen auf Silberling. Im Dezember 2008 wurde nun das Album „Mystic Gate“ in Eigenregie produziert. Acht Songs sind darauf vertreten, darunter zwei Coverversionen.
Mit sehr bekannten Klängen geht es los. Selbst als Heavy-Metal-Fan kennt man „Big In Japan“ von Alphaville. Das Cover von GROOVIN´ HEART ist mit nostalgischer Orgelnote unterlegt und gründet auf knackigem Rhythmus. Die Gitarre wird recht weit in den Hintergrund gemischt und darf nur während des Solo ins Rampenlicht treten. Die rockige Stimme von Ilka drückt dem Song den bandeigenen Stempel auf. Ist sicherlich nicht die schlechteste Interpretation des Klassikers. Das folgende „Winterstorm“ entpuppt sich als einfacher und auch eingängiger Rocker im Stile der 80er. Bei der tiefgründigen Halbballade „Be My Baby“ bekommt Ilka erstmals männliche Unterstützung von Gastsänger Mike Zotter von der Münchener Band Stormhammer.
In das schön symphonische Interlude „Hidden Stair“ hat man sich gerade so richtig reingehört, da ist es leider schon wieder vorbei und macht dem old-schooligen Hardrocker „Heaven“ Platz, der kompositorisch gut ausgearbeitet wurde und den Hörer auf eine kleine Zeitreise mitnimmt. „Faith On You“ bringt wieder die gefühlvolle Seite des Quartetts hervor, bevor „Mighty Quinn“, eine Heavy-Rock-Variante des Songs von Bob Dylan (und sehr bekannt durch Manfred Mann´s Earth Band), die Köpfe automatisch wippen lässt. Gefällt mir gut und rockt ordentlich, könnte aber gerne wieder länger sein. Beim letzten Song, dem deutlich moderner angehauchten „New World“, übernimmt Bandleader Marcus schließlich selbst das Mikro, was er durchaus auch meistert.
Mit den acht Kompositionen durchlebt man mehrere Jahrzehnte Rockgeschichte. Von den späten 60ern bis in die Neuzeit erstreckt sich das musikalische Repertoire von GROOVIN´ HEART. Dabei gehen die Schwaben abwechslungsreich vor und schöpfen die Möglichkeiten des Rock ordentlich aus. Die Interpretationen der beiden Klassiker sind ebenso ungewöhnlich wie gut gelungen.
Wirkliche Hammer-Songs wird man auf „Mystic Gate“ nicht finden, dafür aber durchgehend eingängige Kompositionen, in die viel Herzblut und Liebe zu Details gesteckt wurde. Dabei zeichnet GROOVIN´ HEART die Vielfalt des Songwritings aus, sowie die Tatsache, dass sie sich in den druckvoll rockenden Bereichen genauso wohl fühlen, wie in den ruhig-gefühlvollen. Und auch die technische Darbietung ist solide. Die Produktion der CD hätte teilweise aber etwas kraftvoller ausfallen können.
Mystisch ist bei „Mystic Gate“ höchstens die Epochenreise, die man als Hörer erleben darf. Ansonsten bietet das Album bodenständigen Rock und Hard Rock einer Band, die nostalgische Gefühle weckt, und die live mit Sicherheit noch mehr mitreißen kann. Eine Spielzeit von nur 30 Minuten ist für ein Album in der heutigen Zeit aber arg mager – zumindest in dem Genre. Wer sich für Rock und Hard Rock interessiert, der sich sowohl in seiner Ausrichtung als auch in den zeitlichen Einflüssen als recht flexibel darstellt, sollte auf www.myspace.com/groovinheart ruhig mal reinhören. Das Album „Mystic Gate“ kann über die Homepage der Band bezogen werden.
Wertung: 6.5 / 10