Review Apostle Of Solitude – Sincerest Misery

  • Label: Eyes Like Snow
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Ihr kennt mich (oder auch nicht), ich bin ein Doom Metal Fan. Zumindest was die meisten Mischformen dieses Genres angeht. Doomdeath, Funeral Doom oder eben Gothic-Einsprengsel, die die bockschweren Songs etwas auflockern. Damit kann man bei mir fast nie etwas verkehrt machen, ich mag diese düstere, meist hoffnungslose oft aber auch irgendwo hoffnungsvolle Musik unheimlich gerne. Anders hingegen sieht es bei den Urvätern des Genres, dem klassischen oder epischen Doom Metal aus, Candlemass, Black Sabbath, Pentagram, diese Kollegen halt. Da sind mir die Riffs meistens zu sperrig und einfach nicht düster genug, sondern einfach nur heavy. Und gute Melodien sucht man bei den genannten Bands auch oft vergeblich mit der Lupe. Dementsprechend war ich auch von Anfang an eher vorsichtig, was APOSTLE OF SOLITUDE anging.

Der Vierer aus dem amerikanischen Bundesstaat Indiana unterschrieb letztes Jahr beim Northern Silence Ableger Eyes Like Snow und kloppte über die jetzt ihre erste Scheibe „Sincerest Misery“ heraus. Der Titel – obwohl recht klischeebehaftet – versprach doch gar nicht mal so üble Kost, aber allein die Tatsache, dass die Jungs eher dem klassischen Doom frönen und sogar mit „Electric Funeral“ noch ein Black Sabbath-Cover einspielten, ließ mich etwas zurückschrecken. Dennoch, hilft ja nichts, was als Promo auf dem Tisch liegt will auch reviewt werden, also schob ich den Langspieler letzten Endes in die Stereoanlage und riskierte ein Ohr.

Erst mal findet sich auf „Sincerest Misery“ nichts – oder sagen wir mal wenig – was mich meine Meinung ändern lassen würde. In eher überschaubaren Tempobereichen walzt der Opener „The Messenger“ dahin, wuchtiges Drumming vermischt sich mit ziemlich gewöhnlichen Doom-Riffs, die zwar nicht übel sind aber diese absolute Verzweiflung, diese greifbare Düsternis, die Bands wie My Dying Bride, Mourning Beloveth oder Ahab erschaffen, klingt dann doch anders. APOSTLE OF SOLITUDE sind bockschwer, klar, aber einfach nicht „traurig“ genug, um mich bei der Stange zu halten. Auch wenn die handwerkliche Leistung der Gitarreros Brown und Avery total in Ordnung geht und ersterer auch noch eine sehr saubere Gesangsleistung abliefert, die mich zum Glück weniger an Gequäke der Marke Ozzy oder Messiah Marcolin erinnert, sondern eher was von Stoner Rock oder ordentlichem Sludge hat. Weitere Einflüsse dieser beiden Richtungen finden sich übrigens auch in den ausufernden Kompositionen (neun Tracks, knapp 70 Minuten, abgesehen vom Opener unterschreitet kein Song die sechs Minuten), die das Ganze etwas auflockern, aber weitere Anflüge von düsterer Atmosphäre mit Füßen treten.

Wenn man sich aber erst mal daran gewöhnt hat, dass hier eher weniger Depressionen und Leid zu finden sind, dann fällt einem ganz was anderes auf, nämlich dass die Songs von APOSTLE OF SOLITUDE einfach kräftig rocken. Groove kann man ihnen nicht absprechen, auf coole Riffs stößt man auch alle Nase lang (die so locker aus dem Ärmel geschüttelt klingen, dass man wirklich kaum noch von Doom sprechen kann), der klare Gesang von Chuck Brown ist zwar etwas monoton geraten, aber wenn er sich hin und wieder etwas steigert und ein paar heftige Schreie loslässt (weniger von der Black Metal Sorte sondern tatsächlich einfach ohne Wenn und Aber ins Mikro gebrüllt), dann zaubert das auch ein seliges Grinsen auf die Lippen des Zuhörers. Wie schon angedeutet, es geht einfach darum, die Erwartungen an diese Scheibe anzupassen, denn wenn man hier keinen Doom Metal erwartet, sondern bockschweres, rockendes Material, dann sollte man nicht enttäuscht werden.

Ja eigentlich sogar mehr als das. Hin und wieder packen APOSTLE OF SOLITUDE nämlich noch das aus, was ich bei den meisten klassischen Doom Metal Bands schmerzlich vermisse: mitreißende Melodien. Vor Allem das Instrumental „The Dark Tower“ (das zwar nur aus zwei Riffs spielt, aber locker die sechs Minuten vollmacht und dabei nicht langweilt) macht hier vieles richtig und noch dazu vieles verdammt gut. In sachen Songwriting und Spannungsaufbau sind die Amerikaner große Klasse, davor zieh ich meinen Hut.

Kurzum: „Sincerest Misery“ ist zwar irgendwo ein wenig Etikettenschwindel, aber doch eher welcher von der angenehmen Sorte. Statt monotonem Doom Metal kriegt man hier… naja, eigentlich kriegt man den hier doch, nur nicht ganz so monoton und… Wenn ich das mal so sagen darf: schlicht und ergreifend besser. Die Scheibe wird mich jetzt zwar nicht zum glühenden Anhänger dieses Genres machen und meine Vorurteile werde ich wohl auch nicht aufgeben, aber trotzdem macht das Ding verdammt viel Laune und sticht angenehm hervor.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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