Bei der vorliegenden CD handelt es sich im Grunde genommen um zwei eigenständige Alben, vereint auf einer Split- CD. Diese Form eines Tonträgers dürfte zwar vielen bekannt sein, ist aber dennoch es ein Exot in der Musikwelt, obwohl viele große Bands mit einer solchen begonnen haben: Nightwish, Children of Bodom oder Dimmu Borgir zum Beispiel. Zudem scheint das Konzept einer Split-CD für alle Beteiligten aufzugehen: Der Käufer bekommt 2 Bands zum Preis von einer, das Label spart Kosten, da man nur eine CD pressen muss und die Band kann – falls dies eintritt – beim Erfolg der Partnerband auf der Welle mitreiten. Gerade in der eher kleinen Welt des Grinds sind Split CDs deshalb gar nicht so unüblich und finden regen Anklang.
In diesem Falle findet man zwei Bands des gleichen Genres, nämlich des deutschen E-Grinds, vor, was gerade für Fans dieser ausgefallenen Musikrichtung einen Vorteil darstellt. Die erste Hälfte des Tonträgers beschlagnahmen die Jungs von BITCH INFECTION, die bereits einige Split-CDs veröffentlicht haben, sowie ihr mit Porngrind-Debütalbum „Porn Delusions“. Danach folgt das Ein-Mann-Projekt ANUS TUMOR, welches hier mit „Der Zellwuchs stoppt“ ihr Debüt feiern darf.
Gleich zu Anfang möchte ich anmerken, dass ich zwar gerne Grindcore höre, allerdings kein großer Fan von Porngrind bin – ich finde es einfach nicht toll in jedem Song Gestöhne vorzufinden. BITCH INFECTION begrüßen mich nämlich auch direkt mit einer Minute Porno-Sound, der dann allerdings langsam von Musik begleitet wird. Dem 1. Track „Born In Porn” ist zwar anzurechnen, dass er das Gestöhne wie ein Instrument an den Takt angepasst einsetzt wird, allerdings ist der Song extrem langsam und ermüdend. Er plätschert trotz Grind-Charakter im Mid-Tempo vor sich hin und langweilt ziemlich. So etwas als Opener einzusetzen halte ich für fatal, da eigentlich direkt am Anfang Stimmung aufkommen sollte. Aber weiter. Der 2. Song „Freaky Virgin“ macht das schon besser; die Porn-Samples sind verschwunden und es wird endlich geknüppelt, samt Grind-Grunzen und vergewaltigten Drum-PC – aber stets uninteressanten Melodien. Leider ist auch die Qualität der Produktion atemberaubend schlecht; man erkennt kaum die Melodien der Gitarre und es dröhnt ganz schön, weshalb man auch nicht aufdrehen kann. Schade, dies bremst die Musik in ihrem „Metzel-Faktor“ ziemlich aus. Dafür sind die restlichen Tracks schön schnell und hämmernd; obwohl die Tonfolgen stinklangweilig sind und das Wort„eintönig“ fast untertrieben ist. Das Album geht spurlos an mir vorbei und auch nach dem dritten Hördurchgang vermag ich nicht zusagen welcher Song gut und welcher schlecht ist, denn sie unterscheiden sich nicht. Garnicht.
Ab Track 13 beginnt das etwas kürzere ANUS TUMOR Debüt „Der Zellwuchs stoppt“ mit dem gleichnamigen Titeltrack. Dieser startet mit einem ansprechenden Filmsample und weiß daraufhin direkt durch eine viel bessere Qualität zu überzeugen. Der Gesang ist zwar etwas ungünstig gemischt worden, allerdings klingt der Drumcomputer immens viel besser und die Gitarren sägen im Vordergrund mit zum Teil sogar technischen Riffs alles in Grund und Boden. Auch bei ANUS TUMOR sind die Songs allesamt ein wenig eintönig geraten, allerdings lockern Wechsel im Gesang und häufige Breaks das ganze auf. Die Drums im Maschinengewehrtempo ergänzen sich perfekt mit den sehr schnellen Gitarrenläufen und machen definitiv Lust auf Moshpits und Headbang. Sogar atmosphärische Passagen, die alle Tracks nahtlos verbinden, findet man auf „Der Zellwuchs stoppt“. Das alles wird garniert durch Filmsamples und dezent eingesetzte Synthesizer, die dem Album den letzten Schliff geben. Insgesamt hat mich ANUS TUMOR sehr positiv überrascht; harter, exzellenter Grindcore, verfeinert durch experimentelle Elemente ergeben hier Geknüppel erster Klasse.
„All in all“ bin ich sehr enttäuscht von BITCH INFECTION. Als die alten Haasen dieser Split sollten sie eigentlich diese dominieren, jedoch ist die Musik extrem eintönig und schlecht produziert. Alles in allem kaum B-Seiten Niveau. Doch wo BITCH INFECTION sang- und klanglos versagt macht ANUS TUMOR alles richtig. Guter Sound, Heftige Songs mit erfrischenden Breaks und sogar ruhige Passagen kreieren einen sehr gutes Klangerlebnis und machen Lust auf mehr. Der Newcomer stielt hier den Porngrind-Kollegen stark die Show. Da die Qualität der Bands zu stark auseinander geht verzichte ich hier auf eine Punktwertung, doch man darf definitiv auf das nächste ANUS TUMOR Album gespannt sein. Um BITCH INFECTION hingegen werde ich wohl in Zukunft einen großen Bogen machen.
Keine Wertung