Core und Metal, das ist immer so eine Sache. Besonders wenn der Metal dann auch noch vom Wörtchen Death begleitet wird. Umso schöner, wenn aus dieser Kombination dann doch mal etwas hervorgeht, was einem zusagt. Als großen Experten für diesen Bereich würde ich mich nicht bezeichnen, aber solange es den Lauschern gefällt ist das Genre ja auch erstmal hintergründig. Problematisch wird es dann nur, wenn die Gruppe aus einem Land wie Frankreich kommt und die offizielle Bandhomepage auch nur in der Muttersprache gehalten ist. Die letzten vorhandenen Reste des Schulfranzösischs reichen aber doch noch aus um herauszufinden, dass „One Thousand Blasting Words“ das zweite Album des schlagkräftigen Fünfertrupps ist und damit vorläufig auch das letzte, da man sich 2008 auflöste. Und wie so häufig führt der Weg der Hand wieder mal an den Kopf, an welchen man sich nur greifen kann, denn verständlich ist diese Entscheidung rein musikalisch gesehen einmal mehr nicht. Dieser Verlust ist genauso schade wie das Dahinscheiden von Carnival In Coal und die Nennung dieser Band hat nicht nur den Grund, dass es Landsmänner von G.T.I. sind.
Ob es sich nun nämlich um GROTESQUE THROUGH INCOHERENCE, Carnival In Coal oder auch Wormfood handelt, gemeinsam haben sie alle, dass sie viel zu erzählen haben und teils ziemlich ausgefallene musikalische Wege gehen, was zum persönlichen Gefallen an dieser Platte wohl auch ungemein beiträgt. Man ist immerhin so freundlich und zählt zuerst bis Vier, um einen noch die Wahl lassen ob man sich hierauf wirklich einlassen will, ist die Abrissbirne dann einmal in Fahrt wird es nämlich schwer sich gegen diese nackenbelastende Soundkulisse zu Wehr zu setzen. Zunächst wird die traditionelle Palette an stampfenden Mid-Tempo-Parts, halsbrecherischen Breaks und eruptiven Blastattacken aufgefahren, die ja schon alleine ganz gut für Laune sorgt. Guillaume feuert bereits bei „Stabilized“ einen guten Teil der tausend Worte ab, das übliche Geschreie sorgt in dieser Hinsicht zwar nicht für viel Individualität, aber man kann ganz gut damit leben.Dann kommt auf einmal ein ganz kurzes South-Park-Sample oder zumindest wird ein Timmy erwähnt und ebenso plötzlich folgt ein schneller Country-Part, bei dem der erste Gedanke lautet „Das passt hier doch eigentlich nicht rein“, woraufhin der zweite Gedanke „Das klingt lustig und stört den Songfluss nicht, kann also gerne bleiben“ nicht lange auf sich warten lässt.
Und so ergeht es einem auf „One Thousand Blasting Words“ noch sehr häufig. Seien es nun kleine Klaviereinsätze, Turntablism oder Jonathan-Davis-Imitationen (Korn), alles alleine schon vorhanden in „Smoky“ und mit der nötigen humorvollen Note versehen. Eine direkte Huldigung eines musikalischen Vorbilds darf auch nicht fehlen, zu Beginn von „Scold“ wird mit dem „New Millenium Cyanide Christ“-Gedenkriff klar gemacht, dass dieses Vorbild den Namen Meshuggah trägt. Zu einer reinen Coverversion verkommt das ganze aber nicht, in der zweiten Hälfte gibt es einen atmosphärischen, elektronischen und mit hintergründigem weiblichem Gesang unterstützten Part.
Bei all dem Ideenreichtum wird man aber selten mal so richtig übermütig und das Grundgerüst der Songs wird nicht im progressiven Rahmen gesprengt, es fügt sich alles nahtlos in die Struktur der einzelnen Stücke ein und bleibt somit wie bereits erwähnt trotz der Unkonventionalität ein Element, das nach einem ersten „Aha“ gerne angenommen wird.Das klingt erfrischend, das ist handwerklich auch alles sehr ordentlich ausgeführt und das hat viel Potenzial, wovon man hier schon einen großen Teil ausnutzt. Wenn es dann noch einen Gastauftritt von Arno Strobl (Carnival In Coal) bei „Sunlight“ gibt, wo er mit passioniertem Klargesang auch noch einen Beitrag zum Album hinzusteuert, dann wertet das die Scheibe gleich noch mal ein kleines bisschen auf.
An dieser Stelle bietet es sich an mal auf den textlichen Inhalt von „One Thousand Blasting Words“ einzugehen. Es ist ja schon komisch, alle drei genannten französischen Bands beschäftigen sich oft genug auch mit französischen Themen, bevorzugen jedoch alle drei größtenteils die englische Sprache in den Texten. Umso besser für uns, denn auch in diesem Fall geht es häufig amüsant zu, so dass es sich lohnt diese zu verstehen. Schon alleine „Stabilized“ hat mit seiner Selbsteinschätzung in der Szene und dem Dissen der Kritiker, die sich nur im Internet groß und stark fühlen, ordentlichen Unterhaltungswert. Eine gute Portion Humor beweisen G.T.I. auch bei „Status Quo“, wo man sich über zu hohe Sportlergehälter auslässt und dabei Zinedine Zidane und Michael Schumacher erwähnt. Die Widmung des Albums an Satan tut dann ihr übriges.
Nach 42 Minuten ist das Pulver verschossen und vielleicht hätte man lieber weniger Wörter auf mehr Alben verteilt rausgehauen, so bleibt es bei zwei Veröffentlichungen, von denen zumindest „One Thousand Blasting Words“ definitiv ihr Geld wert ist, das erste Erzeugnis kenn ich ja noch nicht. Es ist kein Meilenstein, dafür sind Hauptzutaten zu stereotypisch und auf Dauer gesehen nicht abwechslungsreich genug, aber das ist ja auch nicht Sinn und Zweck der Sache. Es ist vielmehr eine kurzweilige Angelegenheit, welche dazu einlädt immer wieder dann gehört zu werden, wenn man sich austoben oder trotz allem Humor nicht auf den musikalischen Anspruch verzichten möchte. Wenn sich jetzt allerdings noch Wormfood von der Bildfläche verabschieden werd ich echt sauer.
Wertung: 8 / 10