Auch wenn der Soundtrack zu „Der Herr der Ringe“ aufgrund der filmischen Thematik in der Metalszene vermutlich am meisten verhaftet sein dürfte, gibt es diverse andere Filmmusiken, die ebenso Maßstäbe gesetzt haben. In diesem Fall sprechen wir von James Newton Howards Musik zu „Unbreakable“. Hier arbeitete er erneut mit seinem Spezi M. Night Shyamalan, die Hauptrollen in dem mysteriösen Film über einen nahezu Unverwundbaren, der auf einen noch undurchsichtigeren Kerl mit Osteogenesis imperfecta (im Volksmund auch Glasknochenkrankheit genannt), spielen Bruce Willis und Samuel L. Jackson.
Ohne sich jetzt zu sehr am Film aufhalten zu wollen, seien ein paar Worte dahingehend verloren. Kurz zuvor hatte Shyamalan mit „The Sixth Sense“ einen sensationellen Erfolg gefeiert (auch hier mit Bruce Willis und dem phantastischen Haley Joel Osment), für den James Newton Howard ebenfalls die Musik beisteuerte. So wie „The Sixth Sense“ durch eine ruhige Erzählstruktur besticht, tut es auch Unbreakable, was Howard wunderbar in seinem Score umsetzt. Größtenteils spielen Streicher zuckersüße Melodien, die aber eindeutig melancholischer Natur den kitschigen Charakters sind. Um den Spannungsbogen zu übertragen, wählt Howard bisweilen Drum-Loops, die an Trip-Hop erinnern und hier und da bricht sogar so etwas wie Aggression heraus. Beispielsweise weist der Opener „Visions“, der quasi Overtüre und Reprise in einem ist und in für Filmmusik beinahe opulenten sechs Minuten die wesentlichen Elemente des gesamten Soundtracks vorstellt, sehr energische Blechbläser auf, wenn mein Gehör mich da nicht völlig im Stich lässt, sollten es Tuben oder recht tief spielende Trompeten sein. Ähnlich „rockig“ geht es bei „Blindsided“ zur Sache, ein Titel, der mit etwa zwei Minuten schon eher eine soundtrackübliche Länge einnimmt.
Ansonsten dominieren aber eher die ruhigen Klänge, ein wunderbares Stück ist „Carrying Audrey“, welches im Film eine Szene untermalt, in der Willis seine verletzte Freundin und spätere Frau Audrey nach einem Autounfall trägt. Da kommt beim bloßen Hören der Musik schon eine gewisse Romantik auf. Ganz klar ein Highlight, ebenso wie „The Wreck“, welches in seinem kurzfristigen Aufbrausen an Gustav Mahler zu seinen besten Zeiten erinnert; dieses Motiv taucht erneut im letzten Stück „Mr Glass / End Title“ auf, welches gewissermaßen das genaue Gegenteil bzw. das äquivalente Pendant zu Visions darstellt, auch hier werden die wichtigsten Szenen noch einmal mit den zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln dargestellt.
Musik ohne Worte ist in der heutigen Zeit immer schwierig, die Leute wollen einfach Lieder zum Mitsingen, was wohl ein guter Grund dafür ist, dass klassische Musik immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird. Eine probate Möglichkeit, diesem traurigen Umstand zu begegnen, sind möglicherweise Soundtracks von populären Filmen wie eben „Der Herr der Ringe“ oder das vorliegende „Unbreakable“. James Newton Howard vollbringt mit seiner Musik Großartiges, er schafft es, Emotionen und Bilder ohne den Einsatz des gesungenen Wortes zu übermitteln. Klar, das ist natürlich auch seine Aufgabe, aber die muss man erst mal in dieser Qualität erledigen. Anspieltipp für alle, die gerne mal die klassische Musik kennen lernen wollen, sich aber nicht so wirklich an stundelange Opern oder anstrengende Klavierkonzerte herantrauen.
Wertung: 8 / 10