Review Seance – Awakening Of The Gods

  • Label: Pulverised
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

Auflösungen und darauf folgende Re-Unions sind heutzutage ja keine große Sache mehr im Musikgeschäft, oft hat es den Anschein, als wüsste eine Band schon genau, wann sie wieder zusammen findet, wenn das Ende bekannt gegeben wird. Siebenbürgen waren knapp zwei Jahre lang aufgelöst, Immortal drei, Emperor brachten es sogar auf vier. Die schwedischen Todesmetaller von SEANCE hingegen entschieden sich schon 1998 nach zwei Alben getrennte Wege zu gehen. Ende 2008 fanden sie dann wieder zusammen um eine neue Platte aufzunehmen. Man stelle sich das mal vor, zehn Jahre. Und nun spielen sie wieder beinahe in Originalbesetzung. Das ist nicht schlecht, gar nicht schlecht…

Wie gesagt, 1992 und 1993 brachte die 1990 in Linköping gegründete Band zwei CDs mit den Titeln „Forever Laid To Rest“ und „Saltrubbed Eyes“ heraus, die von den Kritikern sehr wohwollend aufgenommen wurden, sechzehn Jahre nach der letzten Aufnahme steht nun das Drittwerk in den Läden und hört auf den Namen „Awakening Of The Gods“ (was mal wieder nahelegt, dass der Gotteskomplex im Extrem-Metal doch relativ weit verbreitet ist, aber gut, sollen sie halt mal…). 11 Tracks mit einer Gesamtlänge von knapp 36 Minuten hat das Quartett zusammengezimmert, gespielt wird groovender, in gewisser Weise technischer Death Metal der eher nicht so schwedischen Ausprägung (zumindest nicht götheborgisch), also mächtig auf die Zwölf möchte man meinen.

Aber so ganz trifft das die Sache nicht. Der erste Song „Wasted“ macht zwar prinzipiell nicht viel falsch, aber ein bißchen dann doch. Das Tempo ist angenehm hoch, das Riffing auch relativ brutal und Johan Larssons Vocals schön fies, dazu gesellen sich ein paar coole Breakdowns und einige geradezu melodische Soli, die aber das nackenbrechende Songmaterial glücklicherweise nicht verwässern. Trotzdem hat der Funke so seine Probleme beim Überspringen. Und das liegt wohl größtenteils an der Produktion, die die Platte verpasst bekommen hat. Die ist zwar ziemlich voll und transparent geraten, aber es mangelt einfach am Druck, das Material, mit dem SEANCE hier arbeiten, ist welches, das metaphorisch gesprochen vor dem Hörer auf den Tisch springen und ihm ins Gesicht treten sollte oder wenigstens in die Magengrube, das tut es aber nicht. Zu brav klingt der Sound, wenn man das so sagen darf, zu wenig heftig.

Dazu haben wir es mit einem geradezu bösartigen Fall von Inkonsistenz bei den einzelnen Tracks zu tun, man kann sich einfach nicht wirklich entscheiden, was man spielen möchte. In die Soli (die handwerklich übrigens sehr hochwertig sind, Hut ab, die Jungs sind fit an den Klampfen) wird hin und wieder eine Extraportion Gefühl gepackt, die sich hörbar gut macht, die machen Spaß, die bleiben im Ohr hängen. Andererseits ergeht man sich dann aber wieder in wüstem, geradezu monotonem Geballer, das geradezu unmenschlich wirkt, wenn man es neben die netten Lead-Parts stellt. Ich bin ja eigentlich ein Mensch, der widersprüchliche Musik mag, aber das hier ist einerseits zu wenig kompatibel um eine schöne Einheit zu bilden, andererseits aber nicht unterschiedlich genug, um so einen faszinierenden bizarren Gegensatz zu bilden, eigentlich ist es nur konfus und störend.

Wenn man sich aber erst mal an die zu drucklose Produktion und das schizophrene Songwriting gewöhnt hat, dann kann man auf „Awakening Of The Gods“ tatsächlich ein paar gute Stellen ausmachen. Die finden sich meistens in den Soloparts, „Wasted“ würdigte ich ja schon, auch das von „Murder“ ist schön zu hören. Dann kann man wohl noch das Basszwischenspiel „Flight of the Wicked“ erwähnen, das die ersten paar Male vielleicht etwas befremdlich wirkt, das man sich aber mit der Zeit gut hören kann und das tatsächlich irgendwie saucool daher kommt.

Ich hab die vorigen Alben von SEANCE nicht gehört, aber wenn ich mir so den allgemeinen Tenor der Kritiken anschaue, dann würde ich sagen, dass die Zeit nicht gnädig zu den Jungs war. Was nicht heißt, dass sie ein schlechtes Album abgeliefert hätten. Zu den zwei oben angesprochenen Kritikpunkten kommt noch eine allgemeine Ideenlosigkeit hinzu (wenn man von „Flight of the Wicked“ jetzt mal absieht), hier klingt nur weniges eigenständig, aber allgemein ist „Awakening of the Gods“ eine ganz anständige Platte, die man halt hören kann, wenn sie auch absolut nichts weltbewegendes ist. Trotzdem dürften Fans nach 16 Jahren Wartezeit wohl etwas enttäuscht sein, mal schauen wie lange es bis zum nächsten Output dauert…

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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