Braucht man Sampler? Im Internet-Zeitalter wohl eine berechtigte Frage, kann man doch in Songs auf diverse Arten auch online reinhören und bei Gefallen über Downloadportale erwerben, womit der ursprüngliche Sinn von Samplern fast ad absurdum geführt wird. Dann gibt es natürlich auch Compilations, deren Songs man in ihrer Form im Web nicht oder kaum zu hören bekommt. In diese Reihe fällt „We Wish You A Metal Xmas (And A Headbanging New Year)“ von Armoury Records. Denn hier nehmen sich Musiker aus den Bereichen des harten Rock und Metal verschiedener Weihnachtslieder an und performen sie auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Dabei handelt es sich nicht einfach um vermetalisierte Versionen der Songs, sondern zum Teil werden sie vollkommen umarrangiert. So ist beispielsweise „Run Rudolph Run“ in der Perfomance von Lemmy, Billy F. Gibbons und Dave Grohl eine heftige Rock’n’Roll-Nummer. Aus „Santa Claus…“ wird „Santa Claws Is Coming To Town“ und aus dem gemütlichen Weihnachtslied eine gitarrendominierte und ziemlich düstere Variation von Alice Cooper & Co.
Großteils spielen bei dieser Compilation Musiker zusammen, die sonst nicht in einer Band agieren, wie man ja schon bei Lemmys Begleitern sieht. Aber auch Leute wie Jeff Scott Soto und Bruce Kulick („We Wish You A Merry Xmas“) spielen ja sonst nicht zusammen. Und auch Doro Pesch und Michael Schenker („O´ Christmas Tree“) treten nur zu besonderen Anlässen gemeinsam auf die Bühne.
Allerdings ist nicht alles wirklich gut umgesetzt. So bringt mich „God Rest Ye Merry Gentlemen“ von Dio/Iommi/Sarzo/Wright trotz der Metal-Attitude zum Gähnen, während Geoff Tates nervig-hohes Organ bei „Silver Bells“ meine Fußnägel aufrollen lässt. Auch „Happy Xmas (War Is Over)“ von Tommy Shaw (Styx?) ist ziemlich kitschig.
Wesentlich besser kommen bei mir da schon das knackige“Santa Claus Is Back In Town“ von Tim `Ripper´ Owens, die Melo-Death-Version von „Silent Night“ oder das fetzige „Rockin´ Around The Xmas Tree“ von Joe Lynn Turner an. Und auch „Auld Lang Syne“, das von Girlschool performed wird, regt eher dazu an, die Matte zu schwingen, als Sektgläser herumzureichen.
Nun, ja. Wie eigentlich immer, wenn es auf Weihnachten zugeht, gibt es irgendwelche Heavy-Varianten solcher Weihnachtscompilations. Ich erinnere mich da nur an Twisted Sister mit ihrem „A Twisted Christmas“, das man sich nur mit hochprozentiger Dröhnung anhören konnte. „We Wish You A Metal Xmas“ ist sicherlich besser und abwechslungsreicher. Brauchen tut man die CD trotzdem nicht wirklich. Ich würde sie mir zu festlichen Stunde zwar viel lieber anhören, als die von meinen Eltern bevorzugte Weihnachtslied-Interpretationen von irgendwelchen Schlagersängern und Kinderchören, stehe mit diesem Wunsch aber in der Familie wohl ziemlich alleine da. Und wenn ich mir in der eigenen Stube Metal anhöre, lege ich bestimmt nicht diesen Sampler ein.
Fazit: Eigentlich nette und auch irgendwie witzige Compilation, auf die man letztendlich trotzdem verzichten kann.
Keine Wertung