EXPEDITION DELTA ist ein Projekt des Serben Srdjan Brankovic. Er ist Gitarrist der Band Alogia, geht hier aber Solo-Wege. Unterstützung bei seinem Vorhaben bekommt er trotzdem von seiner Hauptband. Und wenn ich mir seine Liste der Gastmusiker so anschaue, scheint der Gute ja ordentliche Beziehungen zu haben. Da tauchen Namen auf wie Gary Wehrkamp (Shadow Gallery), Eric Norlander, Sabine Edelsbacher (Edenbridge) oder Joost van den Broek (After Forever). Und das gleich beim allerersten Album des Projekts. Das steigert die Erwartungen, was uns auf „Expedition Delta“ die kommenden 51 Minuten bringen werden.
Eines muss man gleich sagen: EXPEDITION DELTA hat eine ordentliche Schlagseite in Richtung AOR/Melodic Rock. Schon vom ersten Song an habe ich den Eindruck, Dream Theater treffen auf Foreigner oder Vanden Plas meets Saga. Das ist soweit sicherlich nicht negativ gemeint, denn wenn die Qualität stimmt, versteht auch diese Mixtur zu begeistern. Und die Musiker machen ihre Sache jedenfalls sehr gut.
Beim Opener „Abunder Hearts“ bin ich über den für Prog-Verhältnisse sehr hohen Schnulzfaktor noch überrascht. Hier kommen die Assoziationen zu Saga oder Journey noch am Ehesten hervor. Auch „Fading Images“ ist irgendwie catchy, zeichnet sich aber durch typisch progressive Wechsel aus. Doch mit zunehmender Albumdauer erweitern sich die musikalischen Variationen noch mehr. So ist „The Awakening“ ein schön atmosphärischer Prog-Song mit starken Melodiebögen. „Planets“ trägt mit seinen überwältigenden Keyboardparts und der spacigen Attitude ganz klar die Handschrift von Norlander. Zum Träumen regt „Not Too Late“ an, und bei „Reach For The Light“ kommen sogar die Frickelfans und Freunde komplexer Gitarrenarrangements auf ihre Kosten. Die Komposition mit den höchsten Ohrwurmqualitäten heißt „Move On“ und gehört in die AOR-Ecke. Doch neben der gekonnten Hookline und dem eingängigen Refrain, glänzt dieser Song auch durch knackige Gitarrenpower.
Durch die sich ständig abwechselnden Musiker fällt es schwer, einzelne hervorzuheben. Aber am Stärksten beeindruckt mich Sänger Nikola Mijic mit einer ungeheuer ausdrucksstarken, leicht rauhen Stimme in mittlerer Tonlage. Er drückt mit dem warmen Timbre und dem emotionalen Gesang etlichen Songs einen besonderen Stempel auf. Aber im Grunde sucht man Schwachpunkte auf diesem Album vergebens. Alle Beteiligten machen einen prima Job und prägen die Stücke auf ihre Weise.
„Expedition Delta“ ist ein Werk, das Freunde des Melodic Rock und des Progressive Rock gleichermaßen begeistern dürfte. Srdjan Brankovic agiert kompositorisch an der Grenze der Genres, ohne dass eine Seite dominiert. Der Tanz auf dem Drahtseil der Stilartenverwebung ist ihm zweifelsohne geglückt. Ich empfehle deshalb beiden Lagern eine ausführliche Hörprobe.
Wertung: 8.5 / 10