Baal, ein Wort aus dem Hebräischen, das „Herr“, „Meister“, „König“ oder „Gott“ heißt und normalerweise den obersten Gott eines Pantheons bezeichnet. So weit schon mal ganz interessant, die Frage ob die fünf Erfurter, die noch ein Apostroph in ihren Bandnamen schummelten, unter einem Gotteskomplex leiden, stellen wir hier erst mal zurück, viel mehr geht es ja um die Musik, die sie auf ihrem zweiten Langspieler „Confusion Of Tongues“ bieten. Da las ich vor dem ersten Einlegen des Scheibchens sehr kuriose Dinge. Die Metal Archives verkaufen den Fünfer als eine Mischung aus Death Metal und Metalcore, der Promozettel hingegen hat ganz obskure Ideen. Ich zitiere (inklusive lustiger Grammatik – die ist nicht auf meinem Mist gewachsen): „Man könnte sich jedoch vorstellen, sollten Amon Amarth, Bolt Thrower und Bloodbath irgendwo in norwegischen Wäldern eine infernalische Orgie feiern würden, dass im Grunde ein musikalischer Bastard wie dieser die Frucht eines solchen Intermezzos sein könnte.“ Ahja, man will’s also jedem recht machen. Okay, die selbst gewählte Genrebezeichnung „Infernal Death/Thrash Metal“ passt da auch gut zu, dann riskieren wir doch mal ein Ohr.
Um das vorweg zu nehmen: Norwegisch klingt auf dieser CD absolut nichts. Auch der Vergleich mit Bloodbath ist sehr weit hergeholt, denn wo die Schweden eher groovigen Midtempo-Death Metal zocken, da regiert bei BA’AL größtenteils einfach nur noch die Geschwindigkeitskeule. Amon Amarth wären mir persönlich auch nie in den Sinn gekommen, wobei man im Endeffekt gestehen muss, ein paar der Growls aus Sänger Julians Kehle hätten auch von Johann Hegg kommen können, aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit der beiden Bands. Und Bolt Thrower… ne, auch nicht wirklich.
Dass all das, wozu der Promozettel die 2002 gegründete Band hochstilisieren will, absolut unzutreffend ist, heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass BA’AL schlecht wären. Das sind sie nämlich mitnichten. Was sie auf „Confusion Of Tongues“ bieten ist sehr ordentlicher Highspeed-Death Metal mit vielen Nackenbrechern und ein bißchen Platz für Melodie. Der Vergleich mag etwas hinken, aber hin und wieder fühlte ich mich an eine „Light-Version“ von Origin erinnert, hier wird auch teilweise relativ technisch gebraten, aber zum einen nie so extrem wie die Kollegen aus den USA und zum anderen nicht so permanent. Extrem ist aber trotzdem ein gutes Stichwort, denn, wie gesagt, BA’AL präsentieren dem Zuhörer ein gutes Brett heftiger Musik, das unvorbereitete Gemüter ganz gut aus den Latschen pusten könnte. Nur beim akustischen Intro zu „Madness of the King“ und bei den epischeren ersten paar Takten von „Vespertine Absurdity“ wird mal längerfristig einen Gang runtergeschaltet (was übrigens eine sehr nette Abwechslung vom Dauergeblaste ist, die beiden Tracks sind auch ansonsten sehr gut und sollten hier mal als Anspieltipps festgehalten werden), ansonsten kloppt Drummer Matthias die Band sehr flink durch die zehn Tracks. Und dank der guten Produktion auch ziemlich druckvoll. Die Gitarren ziehen da gut mit und verschaffen der CD einen schön vollen und wie gesagt sehr heftigen Sound, aber wirklich Extrem wird es eigentlich nur dank der gelungenen Gesangsleistung von Mikroquäler Julian, der grunzt, growlt, schreit und röchelt was das Zeug hält. Klargesang gibt es keinen, hier werden keine Gefangenen gemacht, trotzdem ist die Leistung variabel genug, dass keine Langeweile aufkommt.
Trotzdem will der Funke irgendwie nicht überspringen. BA’AL gehen ziemlich kompetent zu Werke und liefern auch technisch eine sehr runde Sache ab, aber die CD macht einfach einen zu kalkulierten Eindruck auf mich. Anstatt irgend etwas zu wagen, anstatt wirklich Musik zu machen die von Herzen kommt, habe ich das Gefühl, dass BA’AL auf „Confusion Of Tongues“ auf Nummer Sicher gehen und ein gut hörbares, aber völlig uninspiriertes Album abliefern. Und so wird die CD trotz der ganz netten Melodien und trotz der extremen Nackenbrecher sehr schnell eines, nämlich langweilig. Um so schlimmer, wenn man die Scheibe öfter in kurzer Zeit hört, denn die Spieldauer von 38 Minuten ist eigentlich genau richtig bemessen, danach hat man nämlich schon wieder kein Bock mehr auf den Kram, den BA’AL hier fabrizieren.
Zu Gute halten muss man ihnen aber, dass man nach längerer Abstinenz sicher gerne mal wieder reinhört, um die Matte zu schwingen oder sich einfach einer Runde extremem Gebolze hinzugeben. Kurzum: Immer mal wieder macht „Confusion of Tongues“ durchaus Spaß, aber bitte nicht zu viel auf einmal.
Wertung: 6 / 10