Review Legacy Of Hate – Unmitigated Evil

Was die Metal-Szene betrifft ist Österreich immer wieder für eine Überraschung gut. Das traf Anfang der 90er mehr zu als heute, denn all die Bands, die sich damals angenehm von der Masse abhoben, sind heutzutage eh schon feste Größen oder in der Versenkung verschwunden. Aber die Alpenluft scheint sich tatsächlich positiv auf metallische Musik auszuwirken, wie in der Vergangenheit schon Formationen wie Dornenreich, Summoning, Abigor, Golden Dawn und Kollegen bewiesen. Die 1997 gegründeten LEGACY OF HATE stammen auch aus unserem südlichen Nachbarland, aus Linz, um genau zu sein. Drei Alben haben sie zwischen 1999 und 2003 in Eigenproduktion auf den Markt gebracht, dann landeten sie einen Deal mit Maintain Records und machten sich frisch ans Werk, um ihr viertes Baby auszutüfteln.

Das nennt sich „Unmitigated Evil“ und ist ein wahrlich hässlicher Bastard geworden, was jetzt nicht unbedingt negativ gemeint ist. Die fünf Ösis zocken eine sehr nette Mischung aus verschiedenen Stilen des extremeren Metals, wobei die Differenzierung teilweise etwas schwer fällt. Das Grundgerüst ist hin und wieder wirklich rasanter Death Metal der etwas melodischeren Variante, allerdings ohne götheborgischen Touch. Vor allem das Drumming macht dabei eine sehr gute Figur, Schlagzeuger Pointner ist extrem timingsicher und kloppt sich sehr versiert durch die acht Tracks. Und auch wenn einen Gang runtergeschaltet wird, wie beim zweiten Track „When Chains are Breaking“ (der in der zweiten Hälfte mit ein paar marschähnlichen, militärischen Versatzstücken glänzen kann und damit rein musikalisch etwas an Amon Amarth erinnert), zeigt er sich immer noch von seiner stärksten Seite.

Auch die Gitarren kann man nur lobend erwähnen, die Axtmänner Bacher und Haider verstehen ihr Handwerk und spielen auf technisch sehr ordentlichem Niveau. Von brutalem Geschrubbe über hochmelodische Soli bis hin zu ein paar Riffs, die tatsächlich eine Extraportion Epik vermitteln („Memories We Made“) ist alles dabei und das passt auch alles soweit ziemlich gut. Die starke Produktion greift ihnen dann auch noch mal ordentlich unter die Arme und wirft dem Hörer hin und wieder ein paar richtig fette Gitarrenwände ins Gesicht, so lob ich mir das. Und auch Bassist Baricic leistet gute Arbeit, wobei er sich meistens auf Rhythmusfunktion beschränkt. So weit absolut nichts zu meckern.

Aber dann kommt der Wermutstropfen um die Ecke, namentlich Richie und seines Zeichens Mikro-Quäler bei LEGACY OF HATE. Meistens schreit er in einer Stimmlage irgendwo zwischen Chuck Schuldiner und Alex Varkatzis von Atreyu, was der Musik auf den ersten Lauscher einen relativ frischen Anstrich gibt (ich fand die extremen Vocals von Varkatzis eigentlich immer ziemlich gelungen), auf Dauer aber leider ziemlich auf die Nerven fällt, weil das Anhören der Vocals fast so anstrengend ist, wie das Aufnehmen es wohl wahr. Dazu gesellt sich dann hin und wieder cleaner Gesang, der… naja, sagen wir mal verbesserungswürdig ist. Der Vorsatz ist ja nett und Richie singt auch mit vollster Überzeugung, aber da machen die Stimmbänder halt leider nicht mit. Was das ganze aber ein klein wenig ausmerzt ist die Vielzahl an Gesangsspuren, die hier teilweise übereinander geklatscht wurden, das klingt dann meistens sehr cool.

Abgesehen vom suboptimalen Gesang ist „Unmitigated Evil“ allerdings eine richtig tolle Scheibe. Abwechslungsreich, interessant, brutal, melodisch, episch, stark produziert und macht auch beim umpfzigsten Mal noch einen Haufen Spaß und Freude. Und so übel ist der Gesang nun auch wieder nicht, er ist absolut kein Highlight aber angesichts des großartigen Rests der Platte kann man damit leben. Trotzdem sollten die Jungs daran noch arbeiten, dann könnte das nächste Album von LEGACY OF HATE eine wirklich große Sache werden.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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