Es dürfte THE WANDERING MIDGET als Band wohl relativ eigen sein: Sie schafft es mit „The Serpent Coven“, ihr offizielles Debut-Album auf die Minute genauso lang wie die Vorgänger-MCD „I Am The Gate“ zu machen, indes allerdings ohne die Song-Anzahl derselben zu erreichen. Eine sehr gute Dreiviertelstunde, oder, wenn man will, eine sehr knappe Stunde, ist also auch „The Serpent Coven“ wieder lang. Bei der Besetzung hat sich nichts getan, folglich singt also immer noch der Mann namens Samuel Wormius, bei dem mir noch immer nicht so recht klar ist, ob er ein Pseudonym benutzt oder nicht. Wenn nicht, haben seine Eltern ihm den verdammt nochmal perfekten Namen für einen Doom Metal-Fronter gegeben!
Wie dem auch sei, fest steht, dass „I Am The Gate“ mit der Zeit immer weiter gewachsen ist und mit lückenlos obskurer, okkulter Atmosphäre aufwartet. Dafür waren vor allem Wormius und Grenier verantwortlich, ersterer mit seinem unvergleichlich hingebungsvollen, exzentrischen Gesang, letzterer durch sein abwechslunsgreiches, oftmals federführendes Bassspiel.
Deshalb machte ich mir keine Sorgen um das neue Album, die gesamte Stimmung, die auf der MCD kreiert wurde, wirkte so locker aus dem Ärmel geschüttelt, dass ich schon wie von selbst davon ausging, dass auch das Debut-Album qualitativ hier locker anschließen könne.
Das kann es aber nicht. Oder zumindest nicht in dieser Weise. Zuerst muss der geneigte Hörer feststellen, dass THE WANDERING MIDGET konventioneller im Sinne von mehr Metal geworden sind. Die Riffs klingen simpler, dafür aber heftiger. Dementsprechend gliedert sich der Bass auch mehr in den Gitarrensound ein und wirkt weniger individuell. Zuletzt singt Wormius viel gemäßigter als einst und lässt so ebenfalls ein gutes Stück Ausdruck auf der Strecke. Man merkt es an den Formulierungen – mir gefällt diese neue Ausrichtung nicht sonderlich gut, „The Serpent Coven“ wirkt auf mich überwiegend monoton im negativen Sinne. Zwar werden zwischendurch Parts eingewebt, die Abwechslung einbringen sollen und für sich auch atmosphärisch wären, würden sie auch nur ansatzweise zur zuvor mühsam aufgebauten Stimmung passen – Sie tun es aber nicht. Außer den immerhin noch sporadisch eingebrachten Bassläufen gibt es letztlich nichts weiter bemerkenswertes aus dem öden Grundtenor herausstechenden auf dem Album. Das reicht bekanntlich nicht.
Die Band wirkt in einem Maß uninspiriert, wie man sich das nach „I am the Gate“ wohl nicht vorstellen hätte können. Nichts mehr exzentrisch, nichts mehr okkult, nur noch Langeweile über elend weite Doom Metal-Strecken. Zwar hat man sich weiterentwickelt, was an sich ja eine tolle Sache wäre, aber die Art der Entwicklung mag mir gar nicht schmecken. Folglich kann ich mir fürs nächste Mal nur eine Rückkehr in früher befahrene Gewässer wünschen, wo man den Status einer Underground Kultband noch rechtfertigen konnte.
Wertung: 4.5 / 10