Review Unearth – The March

UNEARTH wissen nicht erst seit ihrer letzten Veröffentlichung „III: In The Eyes Of Fire“ ordentlich zu polarisieren – bereits vorher schafften es die Bostoner, ihre Hörer in zwei Fraktionen zu spalten. Zum einen in die auf-Tod-und-Verderben-Hardcore-Fraktion und zum anderen in die metallischeren Hörer. Dabei kann man schnell sagen: UNEARTH gehen auf ihrer neuen Langrille „The March“ genau die Entwicklung weiter, die sich schon auf „III: In The Eyes Of Fire“ abzeichnete. Sänger Trevor Phipps beschrieb die Platte vor fast einem halben Jahr als „harder than hell“ und es braucht nicht einmal einen ganzen Durchlauf, um in zustimmendes Nicken zu verfallen.

Bereits der Opener „My Will Be Done“ stellt sich als Nackenbrecher erster Güte heraus, zeigt gleichzeitig, dass die Meister der Breakdowns noch was ganz anderes gelernt haben: ihre Musik songdienlicher aufzubauen. Wo auf dem Vorgänger noch arg viel – freilich auf hohem technischen Niveau – rumsoliert wurde, dass einem fast die Eier platzten, scheinen die beiden Saitenhexer Buzz und Ken gereift zu sein, halten sich ein wenig im Hintergrund, um punktgenaue Lick-Attacken abzufeuern, wie sie die Welt noch nicht gehört hat. Wo ist da der Unterschied zu früheren Veröffentlichungen? Der versteckt sich in einem kleinen Detail: es fügt sich zu einem stimmigen Klangbild zusammen, macht diese Einlagen unverzichtbar, statt die Hörer derer überdrüssig.

Und trotzdem wird mit dieser neuen Umsicht nicht auf jedem Stück hausiert – langweilig erscheinen UNEARTH, hingegen einiger Genrekollegen, nämlich zu keiner Sekunde; man darf das ruhig als Kunststück bezeichnen. Stattdessen variieren die Hooklines in ihrer Ausführung, fesseln den Hörer an die Musik, ziehen sich konstant durch die gesamten 44 Minuten Spielzeit. Die songdienliche Detailverliebtheit herrscht von „Grave Of Opportunity“, über „We Are Not Anonymus“ bis hin zum Titeltrack „The March“ vor. Phipps verzichtet nach wie vor größtenteils auf cleane Gesangspassagen, shoutet und growlt vor sich hin, nur hier und da gibt es mal Background-Stimmen. Mit „The Chosen“ gibt’s dann sogar noch eine rockig-punkige Offenbarung entgegengeschleudert, bevor der – übrigens mit einem sehr sehenswerten Cover ausgestattete – Silber mit seinem zehnten Song „Truth Or Consequence“ in einem orgasmatronisch-brachialen Melodiefeuerwerk endet. Wer hierbei nach den vier von elf Minuten denkt, es sei vorbei, darf die Anlage beim danach einsetzenden Rauschen etwas runter- und ab Minute 6:45 wieder aufdrehen; es warten noch 300 Sekunden feinster Metalcore.

Fazit: im Vorfeld war so ziemlich aus allen Richtungen – ob positiv oder negativ – an UNEARTH heran getreten worden. Die Zahl der Zweifler war groß und wir das bleiben; die polarisierende Wirkung des Quintetts ist einfach immer noch zu stark. Kleine Abstriche muss es bei der Produktion nur dies betreffend geben, dass sie an ein paar wenigen Stellen druckvoller ausfallen hätte können, ansonsten ist die Arbeit (von Adam Dutkiewicz [Killswitch Engage]) so gut wie makellos ausgefallen, von Übersteuerung fast keine Spur. UNEARTH gehören auf dem (mehr und mehr melodischen) Metalcore-Sektor derzeit zur Speerspitze desselben. Man darf gespannt sein, wohin sich die Wege der Amerikaner in den nächsten Jahren entwickeln.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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