Review Dissident Saint – The Rise

Der dritte Wirbelsturm innerhalb von drei Wochen fegt gerade über Haiti hinweg – der richtige Zeitpunkt das neue DISSIDENT SAINT Album „The Rise“ zu besprechen. Zwar wag ich ernsthaft zu bezweifeln, dass irgendeiner der Haitianer bei diesem tragischen Schicksalsschlag den schwarzen Engel im Auge des Hurrikan gesehen hat, der das sehr schön gestaltete Cover ziert, aber vielleicht handelt es sich ja auch politisch korrekt um Zehozweios – den Rachengel der Erderwärmung – immerhin reißt er fast nur Autos fort. Wir werden es wohl nicht erfahren…

Was wir jedoch wissen ist, dass es sich bei DISSIDENT SAINT um eine Band handelt die – man mag es ob der klangvollen Namen nicht glauben – aus Kanada stammt und die mit „The Rise“ ihr Debut abliefert. Laut Bandbiographie haben die Jungs wohl seit ihrer Gründung 2003 mit argen Besetzungswechseln zu kämpfen und nahezu jeden Kanadier mit osteuropäischem Migrationshintergrund schon in der Band gehabt. Aktuell ist jetzt auch noch der Gründer und Sänger Sergey Perunov ausgestiegen, eine große Chance für die Jungs, denn was aus den Boxen schallt ist leider alles andere als der optisch angekündigte Sturm.

Ich lasse mich zu der Aussage hinreißen, dass die Jungs, jeder für sich betrachtet musikalisch recht fit sind. Dass das dann nicht unbedingt auch für das Zusammenspiel gelten muss, hat nun jeder schon mal bei den unzähligen All-Star-Projekten, die es in den Ramschecken zwielichtiger CD-Buden zu finden gibt bemerkt. Leider trifft dies bei DISSIDENT SAINT auch wieder voll zu. Man versucht mal schnell und hart, mal lieblich und verspielt eine Prog Hymne nach der anderen abzuliefern und bis auf die kauzige Eigenständigkeit gelingt das leider nicht sonderlich überzeugend. Zum einen liegt es an der Komposition der Melodien und Stücke, die sich weder im Ohr festsetzen, noch begeistern und eigentlich nur zerfahren wirken. Man hat ständig das Gefühl, die Akteure wollten es besonders gut machen und haben lieber ein Läufchen zu viel als zu wenig auf die Scheibe gebannt und dabei leider völlig den Blick für das Wesen der Stücke verloren. Zum Anderen ist die Stimme des Ex-Sängers einfach völlig ungeeignet für Musik härterer Gangart. Klassischen Liedgesang kann ich mir mit seinem warmen, sehr individuell klingenden Organ recht gut vorstellen – im Metal hat er damit jedoch nix zu suchen und damit sind wir auch wieder beim ursprünglichen Problem: Der gute Mann trifft alle Töne und variiert über bestimmt eine ganze Oktave – an sich überzeugend. Jedoch nimmt er mit seiner verhaltenen, sehr besonnen Art zu singen auch noch den letzten Antrieb aus den ohnehin schon nicht sonderlich mitreißenden Stücken. Dazu kommt dann noch eine stark an Midipiano erinnernde Soundauswahl am Keyboard sowie die sehr unengagiert klingende (ich wage zu bezweifeln, dass die Stimme einen Kompressor gesehen hat) Produktion.

Bei aller Kritik die angebracht werden muss damit ich nachher nicht von enttäuschten Käufern gelyncht werde, muss natürlich auch noch mal stark darauf hingewiesen werden, dass es sich hier um ein Debut handelt und dazu noch von einer (den Photos im Booklet nach sehr jungen) Band die sogar noch während dem Aufnahmeprozess das Personalkarussell hat kräftig kreisen lassen. Dass man nicht gleich mit dem ersten Album einen großen Deal einfährt ist ja völlig normal, genauso wie die ein oder andere Schwäche, die sich in diesem Stadium noch offenbart. Wenn dann noch etwas kompositorischer Überschwang dazu kommt bzw. sich jeder der Beteiligten in der ersten Euphorie auch unbedingt auf dem Scheibchen wieder finde will, kommt eben so ein Album heraus. Bei einer erfahrenen Band hätte ich hier nicht mehr als 3 Punkte geben können. Um den Jungs aber nicht die Motivation zu nehmen und auch um die individuelle Leistung der Instrumentalisten zu würdigen kann ich noch ein bisschen was drauf packen: Einen fürs professionelle Artwork, einen für die vielen guten Ansätze die noch ausgebaut werden müssen und schließlich noch einen Halben um den Wechsel am Mikro als Chance zu verstehen.

Das Geld für die CD allerdings ist als Spende nach Haiti deutlich besser angelegt!

Wertung: 5.5 / 10

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