„The Quiet Earth“, so heißt ein neuseeländisches Science Fiction-Drama aus dem Jahre 1985, in dem ein gewisser Zac Hobson eines Morgens aufwacht und merkt, dass er der letzte Mensch auf der Welt ist. Das wirkt sich verständlicherweise etwas auf die Psyche des guten Mannes aus und so veranstaltet er einen ganzen Haufen Blödsinn in der leeren Welt, die er jetzt bewohnt. „Quiet Earth“ heißt andererseits aber auch das zweite Album der kanadischen Stoner Metal Formation BISON B.C., die damit ihr Labeldebüt bei Metal Blade feiert. Und sagen wir mal so, hätte Zac Hobson ein paar Instrumente gefunden und angefangen Musik zu machen, sie würde wohl so klingen wie das, was wir auf „Quiet Earth“ geboten kriegen.
Ich muss von Anfang an sagen, dass ich bislang mit Stoner Rock oder Metal und anderem psychedelischen Kram nicht sonderlich viel am Hut hatte, außer ein paar Ausflüge in die Welt von Colour Haze. Ich hab diese Musik nie wirklich verstanden, zumindest nicht, was sie eigentlich ausdrücken will, was die Motivation dahinter ist. Aber ich fand sie immer gut hörbar und relativ ansprechend, vor allem als Hintergrundbeschallung. Und nun landete also der Nachfolger von „Earthbound“, der ersten CD der kanadischen Bisons auf dem Tisch. Und irgend etwas daran fasziniert mich…
BISON B.C. entwerfen auf „Quiet Earth“ wirklich faszinierende Songstrukturen. Die Gitarren bewegen sich irgendwo zwischen klassischem, erdigen Rock’n’Roll, Doom und Thrash Metal, die Vocals aus zweierlei Kehlen (James Farwell schreit, Dan And growlt dazu) klingen gepresst und angestrengt, irgendwie staubtrocken und die sehr repititiven Texte sind kaum zu verstehen. Und auch das Schlagzeug leistet sich keine großen Ausfälle oder ähnliches. Trotzdem… irgendwie verbindet sich das alles zu einem sehr atmosphärischen Gesamtbild, das so eindringlich ist, dass einem schon nach etwa einem halben Durchlauf der CD der Kopf schwirrt. Mit spielender Leichtigkeit wechseln die Jungs von aggressiven, treibenden Attacken zu gemäßigtem Geklimper, dann nimmt die Musik sich mal entspannter aus und das alles absolut fließend, ohne irgendwie unpassend zu wirken.
Was die Musik für einen Eindruck vermittelt? Wechselhaft, würde ich behaupten, aber größtenteils, wie im ersten Absatz erwähnt, lässt sie sich tatsächlich mit den Eindrücken des (beinahe) gleichnamigen Films vergleichen (ob das Absicht war oder Zufall wissen wohl nur Farwell und seine Jungs). Abwechselnd klingt sie heiter und ausgelassen, total angepisst und manchmal auch richtig manisch, aber immer irgendwie… einsam, isoliert. Als würde die Band irgendwo mitten in der Wüste stehen und kein Schwein wäre da (dazu passend auch der Titel „Primal Emptiness of Outerspace“). Ja, wie schon erwähnt, irgendwie sehr trocken und erdig. Und auf jeden Fall wirkt die Musik auf absolut authentische Art und weise fertig, also „am Ende“ meine ich. Nicht durch irgend welche eingewobenen Psychospielereien, die kein Mensch nachvollziehen kann, sondern… Einfach durch die Attitüde, die der Sound vermittelt. Ich habe keine Beweise dafür, aber ich hab so das Gefühl, hier waren Drogen am Werk.
Wer das alles jetzt sehr verwirrend und verworren fand, der dürfte wohl einen guten Eindruck davon haben, was die Musik mit jemandem anstellen kann. Sie ist, wie gesagt, verflucht eindringlich und kann den Hörer ziemlich durcheinander bringen. Es ist fast unmöglich, seine Aufmerksamkeit von dieser Musik zu lenken, nicht in sie einzutauchen. Auch wenn hin und wieder mal leichtere Kost geboten wird. Manchmal lösen BISON B.C. ihre bockschweren Kompositionen zumindest teilweise auf und flechten ein filigranes Gitarrensolo oder was vergleichbares ein. Den Vogel schießt dabei das Intro von „Wendigo Pt.1 (Quest for Fire)“ ab, das von melancholischen Geigen zum Besten gegeben wird. Der Song ist sowieso ein absoluter Anspieltipp, hat er nicht nur diesen genialen Auftakt zu bieten, sondern zeigt er auch beeindruckend die ganze Bandbreite des Könnes der Jungs. Hier wird mal getrümmert, mal einen Gang runtergeschaltet, mal herzzerreißend der Schmerz der Einsamkeit oder was auch immer herausgeschrien, etc. pp.
So weit, so gut. Aber nun sitz ich hier und weiß nicht mehr weiter. „Quiet Earth“ von BISON B.C. lässt sich gut hören… und dann doch wieder nicht. Die Musik klingt größtenteils richtig toll, aber sie ist, wie gesagt, so eindringlich, so „fertig“, dass sie auf jeden Fall nicht jedermanns Sache ist und auf keinen Fall etwas, was man immer hören könnte. Das Zeug, dass uns die vier Kanadier um die Ohren hauen, ist wirklich absolut heftiger Tobak und ich muss gestehen, ich verstehe ihn immer noch nicht. Ich weiß nicht, „wohin“ diese Musik will oder „woher“ sie kommt, ihre Motivation ist mir völlig schleierhaft. Und deswegen traue ich mir auch keine eindeutige Bewertung des Stoffes zu. Wer allerdings in all dem, was ich hier geschrieben habe, einen Sinn zu erkennen denkt, der dürfte wohl genau in die Zielgruppe von BISON B.C. passen und sollte bei der Scheibe auf jeden Fall zuschlagen.
Keine Wertung