Review Driver – Sons Of Thunder

  • Label: Metal Heaven
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Heavy Metal

DRIVER wollen als direkter Nachkomme des Kult-Quartetts M.A.R.S. angesehen sehen – schlechte Voraussetzungen dazu haben sie nicht, gibt sich doch Sänger Rob Rock (für den das „R“ in M.A.R.S. Stand) die Klinke mit seinen alten Kollegen Reynold „Butch“ Carlson (Rob Rock) am Schlagzeug, Ed Roth (Rob Halford) am Keyboard und Basser Aaron Samson (Dio, Marylin Manson) in die Hand – nicht zu vergessen natürlich der uralt-Weggefährte Roy Z. Insgesamt präsentiert DRIVER also ein Lineup, das sich durchaus sehen lassen kann. Namentlich inspiriert von der legendären M.A.R.S.-Scheibe „Project: Driver“ machen sich die fünf Mannen daran, den seit mehr als 20 Jahren wartenden M.A.R.S.-Fans den ultimativen Nachfolger zu liefern.

Ihren Anfang nimmt die geplante Zurückeroberung der melodisch-metallischen Weltherrschaft mit dem Intro „Titans Of Speed“, das Heavy Metal-Spirit der Marke Rob Rock verbreitet, wie es im Lehrbuch steht. Einfalls- und abwechslungsreiche Licks, Percussions, die stellenweise angenehm arg an Buschtrommeln erinnern und immer wieder die ohrwurmartigen, zweistimmigen Gitarren-Hooklines. Dazu den „Delay“-Knopf noch schön aufgedreht und schon ist in Zusammenarbeit mit Background-Chören eine stimmige Atmosphäre erzeugt und eine würdige Einleitung in die nächsten 40 Minuten* von „Sons Of Thunder“ erfolgt.

Zu einem großen Teil wird die Eingängigkeit der gesamten Scheibe auf den Schultern des Gitarrenhexers Roy Z. Ramirez getragen, der sein Können abermals eindrucksvoll beweist. Dass man sich hierbei – wie auf der gesamten Scheibe – im oberen Sektor der Tonleiter bewegt, stört eigentlich nicht – wo fast hauptsächlich christliche Texte verbreitet werden, ist halt nicht viel Platz für düstere Melodien, die, ganz nebenbei, auch gar nicht zu DRIVER passen würden. Besonders erwähnenswert für herausragendes Gitarrenspiel – und gleichzeitig beispielhaft für den Variantenreichtum – sind die Titel „I’m A Warrior“ (die melodischen Höhenflüge und Interludes sind einfach bombastisch; wurde vom Rob Rock-Album „Holy Hell“ mitgebracht), der Titeltrack „Sons Of Thunder“ (auf blitzschnelles Schrammeln folgt ein Solo, das die Finger zum Rauchen bringen dürfte), die beiden Kracher „Tears That I Cry“, „Winds Of March“, das progressiv angehauchte „Dark World“ und „Never Give Up“, bei dem man sich zurecht ein wenig an Van Halens „Ain’t Talk ‚Bout Love“ erinnert fühlt.

Rob Rock himself ist immer dann am schönsten zu hören, wenn er nicht unter Vollgas singen muss, sondern seiner Stimme den benötigten Freiraum lassen kann. In Perfektion hört sich das an wie die Ballade „Change Of Heart“, einer einwandfreien Empfehlung für die nächste „Kuschelrock“-Compilation. „The Voice Of Melodic Metal“ zeigt sich auf „Sons Of Thunder“ von gewohnt anspruchsvoller Seite, weiß jedoch auf der Mischung aus Mid- und Uptempo-Songs nicht derart zu begeistern, wie noch zu M.A.R.S.-Zeiten. Dementsprechend verneinend muss die Antwort auf die Frage ausfallen, ob das DRIVER wirklich als deren Erben anzusehen sein dürfen.

Nichts desto trotz: „Sons Of Thunder“ bleibt ein Melodic Metal-Album der gehobenen Klasse, gleichermaßen Rechtfertigung für eine Fortsetzung, wie auch Paradebeispiel dafür, dass es noch Arbeit zu tun gibt. Vielleicht fehlt einfach ein Teil der früheren Unbeschwertheit, vielleicht wurde ein gewisser Zenit auch schon überschritten – jeder sollte das für sich selbst beantworten. Rob Rock-Fans und Freunde stürmisch-melodischer Gitarrenklänge dürfen jedoch unbesorgt zugreifen.

*Was jedoch, fernab der Musik, in Frage zu stellen ist, ist das Verstümmeln der meisten Tracks durch die Plattenfirma – kann es wirklich im Sinne einer ernsthaften Kritik sein, wenn einem Redakteur die Hälfte der Spielzeit fehlt?

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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