„Back to the roots“ heisst es für mich im Falle von INSOLENCE, einem Sextett aus den Staaten. Für eine nicht geringe Anzahl an Metalhörern meiner Generation hat alles wohl mit diversen Crossover/New-Metal-Bands angefangen. Ja, was waren das noch für Zeiten, als einem der musikalische Anspruch noch so ziemlich egal war und die Texte, so simpel sie auch gestrickt gewesen sein mochten, einem aus der Seele sprachen. Rückblickend muss jeder für sich entscheiden, ob er sich heute für seine Vergangenheit schämt oder ob das ein Lebensabschnitt ist, den man nicht missen will. Wie dem auch sei, „Audio War“ bringt Erinnerungen zurück, aber dass am Ende der Spruch „Früher war alles besser“ zieht, liegt mit Sicherheit nicht alleine daran, dass sich der Musikgeschmack verändert hat.
Bevor mir dieses Album ins Haus flatterte, wollte ich wenigstens mal einen kurzen Blick auf die Band werfen, die mir bis zu diesem Zeitpunkt rein gar nichts sagte. Dabei stieß ich zuallererst auf das Video zu „Blue Sky“ und ich muss zugeben, dieser Song ließ meine eh schon nicht besonders vorhandene Vorfreude auf das Album ganz und gar nicht steigen. Ich fragte mich gar, ob es sich hierbei um einen Fehler handelt und man das ganze nicht lieber an eine andere Adresse weiterleiten sollte. Mit Metal hat das nix am Hut, mit Rock ebenso wenig. Immerhin hat es keinen deutschen Text, sonst wäre es wohl Futter für die Ballermänner. Strandmusik, ja, so muss man es wohl nennen. Naja, es ist nun mal kein „Bullet The Blue Sky“.
Aber es gibt ja noch eine Myspace-Seite und da relativierte sich meine Meinung doch ein wenig. Denn die restlichen anhörbaren Titel von „Audio War“ sind ja schon etwas härter. Wie wir alle jedoch wissen ist härter nicht gleichbedeutend mit besser – auch nicht im Extreme-Metal-Bereich. In die Kategorien Reggae, Punk und Hip Hop ordnet man sich ein, hinzufügen muss man noch New Metal und ein wenig mit Turntables rumgespielt wird auch noch. Altbekanntes wird vermischt, das Ergebnis ist genauso durchschnittlich wie die Zutaten. Wenigstens klingt es nicht so schlimm und aufdringlich wie das deutsche Pendant Anodyne-29, die es schon nicht mehr gibt. Ein grosser Fan der Kombination aus Reggae und Metal werde ich in meinem Leben aber wohl nicht mehr, im Hip-Hop-Bereich mag das Jamaikanische ja noch brauchbar sein, in Verbindung mit der harten Musik wirkt es schlichtweg komisch und gewöhnungsbedürftig.
Gerade wenn in den Texten Themen wie Krieg, Zerstörung und Freiheitskämpfer angesprochen werden, dann sind die verwendeten Musikgenres zwar herkunftsbedingt sinnvoll, muten aber östlich des grossen Teiches recht seltsam an. Letztgenanntes Thema ist wohl auch der Anlass dafür sich mit dem Prädikat Punk zu schmücken. Bei der rot-schwarzen Farbwahl für Schriftzug und „Noise“-Panzer auf dem Cover kam mir auch ein wenig das Che-Guevara-Shirt in den Sinn, welches seit längerem schon eher als trendiges Modestück fungiert, anstatt ein Ausdruck ernst gemeinten Protests zu sein.
INSOLENCE, die bereits seit 1995 im Geschäft sind, kann man den Vorwurf eine Trenderscheinung zu sein, nicht machen. Nicht zu unrecht durfte man bereits mit solch populären Bands wie System Of A Down, Soulfly, Ill Nino oder Cypress Hill touren. Nicht zu unrecht steht man jedoch auch heute noch im Schatten dieser Bands und schaffte es nicht sich weltweit einen grösseren Namen zu machen. Es fehlen echte Hits, da wäre mir so ein Fall wie PODs „Satellite“ lieber, wo es einige Kracher gab, der Rest des Albums aber so ziemlich für die Tonne war. „Audio War“ bietet weniger Totalausfälle, dafür aber auch nichts was lange im Gedächtnis bleibt. Meine Ausflugsstunden in die Vergangenheit gönne ich mir künftig wieder mit den finnischen Vertretern von Waltari, mit „Audio War“ macht man letztlich aber auch nichts verkehrt, wenn man keine absolute Abneigung gegen Reggae hat und immer noch auf den Crossover-Pfaden wandelt.
Wertung: 5 / 10