Vor kurzem erreichte mich die erste CD des Side-Projekts des Gitarristen und des Vokalisten der bekannteren Grind-Band Mindflair. Mit UNLEARNED bewegen sich die Jungs zwar immer noch im selben Genre, jedoch haben sie sich einen neuen und fähigen Bassisten zur Hilfe geholt und sich zudem leicht vom Punk und Hardcore inspirieren lassen. Dies merkt man bereits vor dem Anhören vor allem am Cover und an den Titelnamen der Songs („Forced Opinion“, „Barcoded Face“), die wirklich sehr an die Punk-Kollegen erinnern. Auch musikalisch gesehen hat man sich in diese Richtung gedreht: UNLEARNED haben auf „Sold Out Soldier“ härtere Hardcore Riffs zugelassen und auch komplett von der Verwendung von Samples abgesehen. Und was ergibt das am Ende?
Geknüppel erster Klasse! Die Musik wird wahrlich dominiert durch simple, aber treibende Riffs aus dem Hardcore und garniert durch ziemlich abgefuckte, synthetische Vocals, die man schon von Mindflair kennt. Und das ganze nicht zu langsam: Die Songs sind alle extrem aggresiv und erregend; man will sofort abgehen wenn man UNLEARNED hört. Aber die Jungs können nicht nur knüppeln, die Songs sind auch ansprechend aufgebaut: Es gibt zwar keine erkennbaren Verse-Chorus Strukturen, allerdings bauen sich alle Lieder gut auf und fast jeder Track hat einen Spannungsbogen mit Höhepunkt am Ende. „Forced Opinion“ zum Beispiel wird am Anfang nämlich eine ganze Ecke langsamer und hat die treibenden Gitarren gegen stampfende ausgetauscht, die sich unheilvoll vor dem Hörer aufbauen. Dann kommt es; etwa in der Mitte des Tracks gibt’s einen schnellen Break und man ist wieder beim gewohnten Tempo, was sich mit Doublebass und treibenden Schreien immer mehr steigert. Auch die restlichen Tracks überzeugen auf diese Weise und die Qualtität des Materials wird zum Albumende auch nicht im geringsten schlechter, was man ja meist gewohnt ist.
Die Lieder grindtypisch jedoch relativ kurz geraten; nur der Rausschmeißer schafft es auf mehr als 2 Minuten. Insgesamt ergibt dies eine Spielzeit von knapp 18 Minuten, was leider ein wenig kurz ist; außerdem gibt’s weder Experimente noch einen Über-Song, denn die Tracks klingen alle gleich und ähneln einander extrem. Dieses wiederum kann man allerdings aus 2 verschiedenen Perspektiven sehen: Einerseits prägen sich die Riffs kaum ins Gedächtnis ein und das ganze bleibt ein kurzweiliger Spaß, andererseits gehen alle Tracks verdammt ab und laden zu 18 Minuten purem Hirnfick ein, denn kein Song fällt aus dem Konzept und eine Pause im Gemetzel gibt’s auch nicht.
Für alle, die Mindflair nicht kennen, ist nochmals der „Gesang“ zu erwähnen, der – ganz untypisch – live sowie im Studio vom Schlagzeuger übernommen wird, und zudem ziemlich krank klingt: Die hohen Ausflüge ist man zwar schon gewohnt, aber die „Brüller“ in der normalen Stimmlage klingen komplett anders als man es von anderen Bands kennt und haben irgendwie verdammt Style. Überdies ist die Qualität der gesamten Produktion echt gut, der Sound drückt mächtig durch die Boxen, ist angenehm zu hören und klingt sehr homogen; so etwas ist von einer Grind-Produktion eigentlich nicht gewohnt. Auch die Gitarren wurden in Anlehnung an Hardcore-Musik oftmals für einen dickeren Sound gedoppelt und sogar der Bass ist gut erkennbar. Daumen hoch!
Für knapp 7 Euro ist „Sold Out Soldiers“ jedem Grindfan zu empfehlen. Obwohl das alles schon einmal da war und nichts wirklich neues ist, geht es doch ziemlich ab! Hier wird geschreddert bis zum Anschlag, wie sich das gehört. UNLEARNED wissen was sie tun und können ihre Musik auch dem entsprechend gut umsetzten. Also worauf wartet ihr?
Redakteur: Dustin Kaiser
Wertung: 8.5 / 10