Review Unearth – The Stings of Conscience

Ich nehme den bevorstehenden Release des 4. UNEARTH Albums, „The March“, zum Anlass, mal das Debüt der Jungs genauer zu beleuchten. „The Stings of Conscience“ erschien einst 2001 in sehr kleiner Stückzahl über das kleine, amerikanische Label „Eulogy“, bei welchen unter anderen auch „Walls of Jericho“ angefangen haben. Das Album ging weg wie warme Semmeln und schon bald durften UNEARTH bei Metalblade einen neuen Vertrag für ihren Nachfolger unterzeichnen.

Doch wieder zurück zum Debüt. Dieses wurde 2005 Re-Released, und leider auch nicht Remastered oder Re-Recorded, dann dies hätte der CD wirklich gut getan. Die Qualität klingt sehr nach Eigenproduktion, obwohl dies nicht der Fall war, denn mit mehr Druck am Schlagzeug und saubereren Gitarren wäre das Album viel angenehmer zu hören. Schade.

Nun gut, das Album beginnt mit einem relativ gutem Song, „My Heart Bleeds No Longer“, man spürt deutlich, dass die Jungs zu dieser Zeit noch nicht den Metalcore von heute spielten, sondern viel mehr Hardcore Einflüsse zuließen. Die nächsten Songs sind auch alle ganz nett, aber richtig rocken will keiner so richtig, sie plätschern vor sich hin. Das bleibt so bis zum 4. Song, „Only the people“, der einiges besser macht, es schafft die Breaks richtig einzusetzen und zu einem richtig aggressiven Mosh-Song avanciert. Dieser leistet gute Vorarbeit für den folgenden Titeltrack; der weiß auch nochmals zu überzeugen, man kann im Gegensatz zu den anderen Liedern sogar deutliche Parallelen zu dem Nachfolger „The Oncomming Storm“ sehen. Diese beiden Songs sind die mit Abstand am augereifsten auf dem Longplayer.
Die folgenden 5 Tracks sind wieder unausgegorener, aber voller guter Ansätze. Leider schafft es keiner der Songs komplett zu überzeugen, aber man findet Metalcore abseits des nur noch auf Hochgeschwindigkeitsgitarren bauenden Nachfolgers. Manchmal wird es sogar experimentell, es wird bewusst mit Dissonanzen (Gegenteil Harmonien) gearbeitet, klasse. Leider kommt dann wieder ein völlig unpassender Break oder eine Shredder-Passage die das Feeling zerstört.

Extrem beeindruckt hat mich auf „The Stings of Conscience“ allerdings die Leistung des Schlagzeugers, er erlaubt sich hier mal sein ganzes Repertoire aufzufahren und kann auf voller Länge durch Schnelligkeit und Technik punkten. Außerdem stört auf diesem Album die Stimme des Vocalisten nicht so sehr wie auf neuern Veröffentlichungen, da die Qualität allgemein schlechter ist und man oft eine leichte Übersteuerung des Mikrofons mithört. Das ganze verleiht der Stimme einen gewissen Charakter und sie fügt sich somit weit besser in den sehr roughen Mix ein als in die späteren Produktionen. Man merkt zudem, dass UNEARTH einerseits sich mehr Experimente trauen als heutzutage, allerdings auch, dass sie noch sehr unerfahren sind: Das ganze wirkt noch ein wenig verspielt und unstrukturiert, außerdem kann sogar der unerfahrene Hörer einige Verspieler und ein paar unpassende Stellen finden, in denen die beiden Gitarren 2 verschiedene Melodien spielen, die einfach überhaupt nicht zusammenpassen. Naja, das hätte nicht sein müssen

Fazit: Wer „The Oncoming Storm“ mochte, wird mit Sicherheit auch „The Stings of Conscience“ mögen. Alle anderen werden hier wohl eher Standardkost finden, obwohl man durchaus Raum nach oben sieht. Und die mangelhafte Qualität der Aufnahme wird wohl auch kein Kaufargument.

Redakteur: Dustin Kaiser

Wertung: 5.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert