Review Lunatica – The Edge of Infinity

Man sagt: Beim 2. Album spaltet sich die Fangemeinde (oder eben beim 3., zumindest beim ersten Release, bei dem sich der Stil leicht wandelt). Ein Paradebeispiel dafür ist eine schweizerische Symphonic-Metal Band mit FrontsängerIN, LUNATICA. Die erste Demo baute noch auf peitschenden Gitarren und Doublebass-Attacken. Beim Debüt „Fable of Dreams“ mischte sich zum Keyboard-Sound auch noch ein Orchester und Akustikgitarren, wobei man sich auf die „Edge of Infinity“ logisch in diese Richtung weiterentwickelt und regen Gebrauch von Samples, Orchester und Piano macht. Am Ende dieser Richtung steht jedoch „Pop“ und auch bei „The Edge of Infinity“ schrieen schon viele Fans nach „Komerz“.
So unrecht haben sie dabei gar nicht. Man muss sehr nach treibenden Gitarren suchen und auch die Schlagzeug-Attacken findet man nur noch selten. Und 3.5 der 9 Songs sind Balladen.

Tatsächlich sind die Tracks alle sehr massenkonform geworden, nur noch ein Song enthält wirklich „böse“ Melodien, und Verse-Chorus-Verse ist außer bei „Emocean“ allgegenwärtig. Findet man sich allerdings damit ab (was nicht einfach ist), dann entdeckt man ein wunderbares Album. Die ersten Tracks sind schnell, Ohrwürmer und machen deftig Spaß. Dann folgt „Who You Are“, die erste Ballade, die sogar wirklich schön ist und mit „Sleeping Sun“ meine erste Wahl bei einer Frauengesang-Metal-Ballade wäre. Leider hört man nur 1 Track später auch schon die nächste Ballade. Sorry, aber „Song For You“ ist einfach nur nervig, kitschig und wirklich „Komerz“.
Together hingegen ist einer der stärksten Songs des Longplayers und erinnert mit der treibenden, echten Metal-Melodie an die guten, alten Tage LUNATICAs. Dann wieder Ballade. Schon besser als die letzte, aber ich wähle dennoch den „Skip“ Button. Danach wirds wieder besser.

Das echte Meisterwerk auf „The Edge of Infinity“ ist allerdings der Rausschmeißer, „Emocean“ (und zwar die Original-Version, nicht die mit den lieblos draufgeklatschten Hartmann-Vocals). Der Track ist ähnlich wie Nightwishs „Poet and the Pendulum“ nicht in Chorus oder ähnliches einteilbar, fliest jedoch wunderbar und überzeugt komplett, einfach wunderschön. „Emocean“ lädt zum abschweifen ein, und zwar meist erfolgreich.

Andreas Gesang ist auch auf diesem Album wieder Spitzenklasse und bleibt für mich immer noch der beste im gesamten Symphonic-Metal. Er ist allerdings sehr schwer zu beschreiben, einfach schön und irgendwie anziehend. Am besten kommt er bei “Emocean“ zur Geltung, in dem sie wirklich Gefühl in die Vocals steckt.

Alles in allem ist „The Edge of Infinity“ ein gelungenes Album und wird viele Fans erfreuen, soweit diese nichts gegen den sehr kommerziellen Stil haben. Das nehme ich aber hin und außerdem, viel nerviger sind sowieso die 2 sehr kitschigen Balladen, die LUNATICA lieber an „Carla Bruni“ weitergereicht hätte. Ach ja, das Artwork jedoch kann überzeugen und passt gut zur Musik, schön. Kurz gesagt: Solide, nicht überragend. Nett, aber kein Pflichtkauf.

Redakteur: Dustin Kaiser

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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