Es gibt Alben, die werden geschrieben, aufgenommen, gepresst, veröffentlicht und dann rollt der Rubel (oder eben auch nicht). Das vierte Album der deutschen Progger von IVORY TOWER zählt jedoch zweifelsfrei nicht zu dieser Art. Zum einen dauerte es geschlagene acht Jahre, bis „IT“ überhaupt fertig war. Dann platze 2007 auch der Deal mit Remedy, sodass es nochmal ein gutes Stück dauerte, bis das Album nun unter dem neuen Namen „Subjective Enemy“, mit neuen Songtiteln und neuem Cover unter Pure Steel Records das Licht der Plattenläden erblickte.
Bei „Subjective Enemy“ handelt es sich um ein klassisches Konzeptalbum, dass die Story eines Mannes erzählt, der sich selber in einer Spirale aus negativen Gefühlen wie Hass, Wut und Arroganz verliert, die ihn immer weiter nach unten zieht. Erst als sich seine Freunde von ihm abwenden und er von seiner Geliebten verlassen wird, begreift er, dass er gegen diese inneren Dämonen ankämpfen muss, was jedoch leichter gesagt als getan ist.
Die Konzeptlastigkeit dieses Albums spiegelt sich zunächst vor allem in der auf den ersten Blick beachtlichen Anzahl von 17 Stücken wieder. Jedoch, der findige Leser hat es sicher schon erraten, handelt es sich dabei nicht ausschließlich um „richtige“ Songs, es sind auch eine ganze Hand voll kleinere Zwischenstücke (gesprochen und/oder musikalisch) zwischen die eigentlichen Songs gestreut. Diese Zwischenstücke sind jedoch bis auf eine Ausnahme alle unter einer Minute lang, es bleibt also alles im richtigen, metallischen, Rahmen. Unterm Strich befinden sich auf „Subjective Enemy“ gute zehn Metalsongs, alles in allem erreicht die Platte damit eine Spielzeit von sehr ordentlichen 66 Minuten.
Der Großteil dieser 66 Minuten steckt in klassichem 80er Progressive Metal, mit starker Schlagseite zu deutschem Power Metal, was nicht zuletzt an Sänger Andre Fischer liegt, welcher mit seinem Gesang, der irgendwo in der Schnittmenge aus Michael Kiske und Geoff Tate rangiert, dafür, dass man sich hier und da an frühe Helloween-Werke erinnert fühlt. Musikalisch jedoch fühlt sich das ganze jedoch eher nach Queensryche zu Mindcrime (Teil 1!)-Zeiten oder einer straighteren Version von Dream Theater an.
Die zehn Songs sind alle hervorragend durchkomponiert, mit cleveren Arrangements versehen und immer wieder lockern einige spannende Wendungen das Ganze ein wenig auf. Dazu sorgen IVORY TOWER auch generell für Abwechslung. Da gibt es schnellere Songs wie den quasi-Opener „Warning“ oder „My World“, klassiche Prog-Songs der Marke „Acces Denied“ oder epische Stücke wie etwa den elfminütigen Rausschmeißer „Awake“. Mit „Words“ (klasse Solo!) hat sich auch eine schöne Ballade eingeschlichen. Zudem zeigen die fünf Musiker zu jeder Sekunde, dass sie ihre Instrumente durchaus beherrschen, ohne sich dabei in allzu sterilen Technik-Gepose zu verlieren, wie das bei gewissen anderen Bands in diesem Metier ja ganz gerne mal passiert.Alles Friede, Freude, Eierkuchen (von der Story mal abgesehen)? Leider nein, denn „Subjective Enemy“ biete auch Grund zur Kritik. Zum einen wäre da die eher mittelmäßige weil schwachbrüstige Produktion, die zwar niemandem ein Haar ausreißt, so aber im Jahr 2008 nun wirklich nicht mehr sein muss. Dann wäre da noch der Gesang. Zwar orientiert sich Herr Fischer sehr an genannten Größen der Metalszene, hier und da wird der Gesang jedoch trotzdem recht gepresst und etwas lustlos. Und zu guter Letzt wäre da noch das Keyboard, dass sich für meinen Geschmack doch etwas sehr in den Vordergrund mogelt.
All diese Kritikpunkte sind zwar keine finalen Beinbrücke, schmälern den positiven Gesamteindruck dennoch.
Nichtsdestotrotz: Wer auf Bands wie Queensryche, Dream Theater oder Helloween steht, Spaß daran hat, in komplexe Geschichten und natürlich Songs einzutauchen und dabei über einige Schwächen gerade in der Produktion hinwegsehen kann, sollte unbedingt mal in „Subjective Enemy“ reinhören.
Wertung: 7.5 / 10