Review Bleeding Red – Bleeding Red

Wir schreiben den Monat Mai im Jahre 2006: vier Jungs im Alter von 18, 18, 16 und 13 Jahren treffen sich und haben die Idee, eine Band zu gründen. Anfangs covern sie nur Kreator, Metallica und Children Of Bodom, bald bauen sie aber eigene Stücke mit ein und treten auf den ersten Geburtstagsfeiern und Rock-Events auf. Soweit nichts besonderes, ihr stimmt mir zu? BLEEDING RED haben es allerdings innerhalb von gut zwei Jahren geschafft, sich auf den unterschiedlichsten Bühnen einen Namen zu machen, das positive Feedback als Bestätigung zu sehen und im Frühjahr 2008 ins Studio zu gehen um die Aufnahmen für das Debüt-Album zu starten. Durch ihr Label Maniacs Music (das eigens für die Band gegründet wurde) kam nun die Studioentjungferung der Knaben, „Bleeding Red“, auf den Markt und verspricht eine Mischung aus Thrash-, Death- und Black Metal.

Beachtlich ist es schon, welches Feuerwerk die – zwar um zwei Jahre gereiften – aber im Durchschnitt trotzdem gerade mal 18 Jahre alten Burschen losreißen. Der Inhalt dieser vier Songs, die zusammen eine amtliche Spielzeit von 27 Minuten auf die Waage bringen, lässt sich im Prinzip mit wenigen Worten beschreiben: „frisch“, „dynamisch“, „hart“, „melodisch“ und „durchdacht“.

Der Opener „Launch Damnation“ ist mit seinen 5:34 Minuten nicht nur der kürzeste Track auf „Bleeding Red“, sondern gleichzeitig auch ein lehrbuchartiges Beispiel für eine gut funktionierende Songstruktur, das nur noch von „Bird Of The Dead“ übertroffen wird. Auf das Interlude folgt sogleich ein sehr schöner Übergang zu, schon fast verstörend-verstimmten, Gitarren, die eine angespannte Atmosphäre erzeugen, ehe sich die technisch einwandfreien Growls von Timo Joos in den Mittelpunkt drängen.

Allerdings merkt man auch an einigen Stellen, dass sowohl Band als auch Label kein großes Budget zur Verfügung hatten, was sich über kurz oder lang auf den Sound auswirkt. Die Drums auf „Soul Of Loss“ kommen deshalb oft sehr dumpf und zu leise rüber (wofür der gerade mal 15-jährige Fabian Joos allerdings nichts kann – er malträtiert das Schlagzeug gnadenlos), während die Gitarren auf „Enfore The End“ in der einen Sekunde übersteuert sind und in der anderen wegen fehlender Kraft nichts mehr reißen können.

Aber aus diesem kleinen Manko will ich den blutenden Roten keinen Sarg schneidern – immerhin handelt es sich hierbei um ein günstig produziertes Erstlingswerk und nicht die x-te Scheibe einer buckligen Band. Womit die Baden-Württemberger stattdessen aufwerten können sind feinste zweistimmige Riffs (Kompliment an die Saitenschwinger Joos und Waible für die geilen Arrangements), ausgeprägte technische Fertigkeiten, Passion und nicht zuletzt jugendliche Frische. Gerade die ist es auch, die „Bleeding Red“ so reizvoll, so energiegeladen macht und den Hörer auf ein richtiges Album freuen lässt. Das Vermischen verschiedener Strukturen aus den Bereichen Black, Death und Thrash mag zwar noch nicht an jeder Stelle funktionieren und stimmig wirken, lässt sich aber wunderbar ausbauen – der Platz nach oben scheint hier unbegrenzt. Nicht einmal der Hauch einer Jugendsünde haftet dieser EP an, stattdessen hinterlässt sie die Ahnung, dass diese vier Jungs aus Aalen noch von sich Hören machen werden. Dem potenziellen Käufer sei gesagt: einen Kauf ist die Scheibe allemal wert.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert