Sechs Jahre ist es schon her, dass mit „The Amalgamut“ das letzte Filter-Album erschien. Diese etwas längere Auszeit hat Bandchef und Sänger Richard Patrick (ex-Nine Inch Nails )allerdings sinnvoll genutzt: Er besiegte seine langjährige Drogenabhängigkeit und ist vor kurzem Vater einer kleinen Tochter geworden.
Wer jedoch jetzt denkt, das neue Werk ist die fröhlichste Platte des Jahres, der wird enttäuscht sein. Eher das Gegenteil ist nämlich der Fall: Sie ist ein politisches Statement gegen die Bush-Regierung und die Kriege der Welt. Da erscheint es logisch, dass ausgerechnet Filter im März zusammen mit Bands wie Disturbed, den Pussycat Dolls oder Jessica Simpson in Kuwait ein Konzert für die dort stationierten US-Soldaten gegeben haben.
Der Opener „Soldiers Of Misfortune“, auch die erste Singleauskopplung der Platte, ist dazu passend einem Filter-Fan gewidmet, der zehn Tage nach seinem Antritt in der US-Armee bei einem Einsatz gefallen ist. Beim Hören dieses Antikriegssongs kommt einem U2 und David Bowie in den Sinn. Nach diesem melodischen Einstieg präsentiert das darauf folgende „What’s Next“ stampfende Riffs, treibendes Schlagzeug und aufgebrachten Gesang. Dennoch ist der Chorus äußerst eingängig. Hinter dem Titeltrack „Cold [Anthem For The Damned]“ versteckt sich eine ruhige Akustikgitarren-Nummer, die mit mitreißenden Gesangsarrangements überzeugt. Insbesondere der hymnische Refrain bleibt schnell im Ohr hängen. Spätestens nach diesem Lied ist klar: Industrial spielen Filter nun noch weniger als in der Vergangenheit: Die zwölf Nummern von „Anthems For The Damned“ sind melodischer, beinahe radiokompatibler Rock, der in in seinen melodischsten Augenblicken gar an Mainstream-Kapellen wie Nickelback oder 3 Doors Down erinnert. Komponiert und eingespielt hat Richard Patrick die Tracks fast im Alleingang. Allerdings hat er sich zur Unterstützung einige musikalische Gäste eingeladen, die Schlagzeug und Gitarren beisteuern, darunter Josh Freese und Wes Borland von der amerikanischen Rockband Black Light Burns.
Das Songwriting ist schnell durchschaut. Die Songs sind einfach aufgebaut, halten wenig Überraschungen bereit und klingen allesamt ähnlich. Einige Hochgeschwindigkeitsattacken heben Nummern wie „What’s Next“ oder das gnadenlos uninspirierte „The Take“ etwas vom restlichen Einerlei ab. „Only You“ tönt dank Atmosphärensounds und Akustikgitarren wie ein ruhiger Porcupine Tree-Track, während „I Keep Flowers Around“ noch ein Stück weiter geht und Steven Wilson & Co. mit Tool verheiratet. Der akzentuierte Bass und das beinahe klinische Drumming verweisen deutlich an diese beiden Bands. Hinter dem letzten Track „Can Stop This“ versteckt sich ein atmosphärisches Ambient-Outro, das mit sechs Minuten unendlich lang und zäh geraten ist. Immerhin dient es als eine gute Überleitung zu den Bonussongs: Die Tracks „Soldiers Of Fortune“, „Kill The Day“ und „The Take“ wurden hier in ein technoides Industrial-Electro-Gewand gekleidet, das zumindest interessanter ist als die regulären Versionen.
Auf ihrem vierten Longplayer bieten Filter überwiegend nette Rocksongs ohne kompositorische Tiefe. Über die Gesamtspieldauer ist das Album zu eintönig, um nachdrücklich zu begeistern – zur Hintergrundbeschallung geeignet es sich aber durchaus. Bandeigene Hits wie „Hey Man Nice Shot“ oder „Take A Picture“ verzeichnet „Anthems For The Damned“ aber nicht.
Wertung: 7 / 10