„Mimesis“ ist ein Wort das aus dem Griechischen stammt und eigentlich „Nachahmung“ bedeutet, heutzutage wird es aber eher benutzt, um irgendwas bezüglich Emotionen zu beschreiben. Fragt nicht, ich bin weder aus dem hochgestochenen Schwurbel auf dem Promozettel, noch aus der Wiki-Erklärung schlau geworden, also vergessen wir das besser rasch wieder und bleiben doch lieber bei „Nachahmung“, das trifft die Sache nämlich irgendwie besser.
Wir schreiben das Jahr 2008. Die großen Sentenced wurden vor drei Jahren endgültig zu Grabe getragen, die Kollegen von Charon haben eben so lange nichts mehr von sich hören lassen, Poisonblack sind zwar wieder im Studio aber das dauert wohl auch noch ein wenig und HIM interessiert doch nur wirklich niemanden mehr. Wen gibt’s denn da noch aus Finnland, an den sich der darbende Gothic Rock, bzw. Metal-Fan wenden kann? Tja, END OF YOU wären wohl gerne die erste Wahl. Das 2004 gegründete Quartett/Quintett (fragt mich nicht, ich weiß es nicht… die scheinen sich nicht mal selbst sicher zu sein) hat einen Plattendeal mit Spinefarm Records in der Tasche und brachte unter dieser Flagge schon 2006 ein Album mit dem Namen „Unreal“ heraus. Nun steht der Nachfolger „Mimesis“ in den Startlöchern und will für Freudentränen in den Augen unzähliger Fans der eher düsteren Mucke sorgen. Na ob das gelingt?
Was einem gleich in den ersten Sekunden des Langspielers auffällt ist die elektronische Breitseite, die END OF YOU auf den Hörer abfeuern. Das klingt irgendwo mehr nach Depeche Mode, als nach den vorhin benannten Landsmännern. Dann aber besinnen die Finnen sich darauf, was sie eigentlich machen wollten und schon der Opener „Better God“ zeigt das Strickmuster auf, nach dem die Songs abgespult werden. Knalliges Intro, Strophe mit Schlagzeug, Bass und elektronischen Spielereien unterlegt und dann übergeleitet in einen schönen Herzschmerz-Refrain. Denkste. Denn irgendwie greifen END OF YOU schon beim ersten Song melodietechnisch voll daneben. Finster ist daran absolut nichts. Sänger Jami trällert irgendwie gelangweilt nebenher und so richtig aus dem Arsch will der Song auch nicht kommen…
Das sich anschließende „You Deserve More“ ist dann gleich noch mal einen Tacken schlechter. Nerviges Elektrogedudel, gelangweilter Gesang (der Stellenweise von der Stimmlage an J.P. Leppäluoto von Charon erinnert, nur nicht so gut), 08/15-Anfägerriffs und stinklangweiliges Drumming (von dem ich immer noch nicht weiß, ob da nu einer hinter der Kiste saß oder ob das einfach nur ein schlampig programmierter Computer ist)… äh… „runden“ den Song ab. Und als der geneigte Hörer schon ausschalten will, kommt plötzlich „Memoir“ um die Ecke und der Track ist einfach nur stark. Zurückgefahrener Elektrokram, endlich mal wirklich gute Melodien und ordentlicher Gesang. Der Refrain haut dann auch ganz stark rein, yes, genau so was wollte ich. Die Instrumentalisierung ist zwar immer noch denkbar anspruchslos, aber sie klingt wenigstens gut und das ist ja auch schon mal was.
Und dann verkacken END OF YOU es wieder. Denn aus irgend einem Grund hatten sie das Bedürfnis, den Titeltrack von „James Bond – Goldeneye“, im Original von Tina Turner, zu covern. Ich bin ja eigentlich kein Feind von solchen Ideen, aber bitte, doch nicht mitten in die reguläre Trackliste der Scheibe rein sondern als Bonus ans Ende oder so. Das Cover hat sich nämlich spätestens beim dritten Mal totgehört, hat prinzipiell eh keine Daseinsberechtigung und… Ich weiß ja nicht, ob die Herren von END OF YOU mal den Text gelesen haben, aber irgendwie ist der nicht für einen männlichen Sänger geschrieben, will ich meinen.
Danach geht’s wie gehabt weiter. Die nächsten Songs sind keine großen Würfe, weil sie immer noch an denselben Schwierigkeiten wie die ersten beiden leiden. Simple Instrumentalisierung, absolut nerviges Elektro-Gedudel, gelangweilter Gesang. Die Melodien werden besser, aber ansonsten ist das alles recht vergessenswert, aber es tut wenigstens nicht weh. Bis der letzte Track kommt. „In Elegance (Closure)“ möchte gerne ein episch tragischer Rausschmeißer wie zum Beispiel Charons „House Of The Silent“ sein, stellt sich aber selbst ein Bein, weil die Jungs sich vornahmen, das ganze als locker lässige Swing-Nummer auf die Beine zu stellen und das funktioniert ungefähr so gut wie ein Föhn unter Wasser. Mal ehrlich, nach den vorigen fünf Tracks, die das Album beinahe noch auf ein durchschnittliches Niveau gerettet hätten, tritt der letzte Song „Mimesis“ noch mal richtig in den Schritt, denn er nervt einfach nur und lässt das Album auf einer denkbar schlechten Note enden.
So schaut’s aus, END OF YOU haben ein paar nette Refrains und eine ganz amtliche Produktion zu bieten, aber das hilft einfach nichts, da die Jungs weder anhörbare Songs schreiben, noch irgendwie besonders gut mit ihren Instrumenten umgehen können (mit Ausnahme von Bass-Mann Lehtinen, der übrigens auch bei Kalmah klampft… was hat ihn nur dazu getrieben, bei so einer Band hier einzusteigen?). Bleibt zu sagen, dass END OF YOU mit „Mimesis“ eine recht amtliche Silberscheibe abgeliefert haben, die die Welt einfach nicht braucht. Warten wir lieber auf Poisonblacks neue oder darauf, dass Charon mal wieder ins Studio gehen und gut is…
Wertung: 3.5 / 10