Unter dem Motto „Support your local underground“ könnte dieses Review wohl stehen, aber ich muss gestehen, dass ich nicht aus dem hohen Norden Deutschlands komme (Eckernförde, Schleswig-Holstein, um genau zu sein), aber wenn man „local“ auf Deutschland im Allgemeinen bezieht, dann stimmt’s irgendwo. Jeder aus der Ecke darf das aber völlig wörtlich nehmen, denn von da kommen SAKRAMORTEM und Underground sind die Jungs noch. 2003 gegründet brachten die vier Jungs, die ihren Musikstil selbst „Disturbing Black Metal“ nennen, 2005 mit der Demo „Windesklage“ ihr erstes Lebenszeichen unter die Leute, dem 2006 dann die erste, selbstfinanzierte Langrille „Pastdespairfutur“ folgen sollte. Dann mal rein mit dem guten Stück.
Sieben Songs finden sich auf der 35 Minuten langen CD, die Titel lassen schon mal darauf schließen, dass manche in englischer, manche in deutscher und ein einziger in gar keiner Sprache betextet sind. Los geht’s mit dem Opener „Kellerwelt“, ohrenscheinlich ein deutsch-lyrischer Song, der mit verhalltem Wassertropfen eröffnet. Mit dem fünften Tropfen setzt dann auch schon die Musik an und die Gitarreros Max und Martin hauen uns ein depressives Brett von einem Riff um die Ohren, das schon gut vorwärts geht. Die Rhythmusfraktion macht mit und dazu schreit Sänger Ben sich die Seele aus dem Leib. Die Produktion macht sofort einen sehr guten Eindruck, sehr voll und druckvoll und trotzdem Transparent. Die Vocals sind ein wenig leise gedreht, aber kommen dennoch ordentlich durch.
Passend zum guten Sound wird auch gutes Klangwerk geboten. Es ist gar nicht so einfach, gute Vergleiche aufzustellen, was die Musik der Band betrifft. Neuere Nocte Obducta kann man vielleicht anführen oder Grabnebelfürsten, aber SAKRAMORTEM sind wilder, ungestümer, ohne jetzt aber zu grimmig zu werden. Die Jungs langen gut in die Vollen und bieten schon mit ihrem ersten Song ein gut bollerndes Stück Schwarzmetall mit einem sehr hoffnungslosen Unterton auf. Sänger Ben schwankt dabei zwischen heiserem Kreischen und rauhem Klargesang, die Lyrics sind stets gut verständlich und machen auch einen sehr ordentlichen Eindruck. Vom Stil her ein wenig Ähnlichkeit zu Dornenreich, aber weniger verschnörkelt und vermystifiziert, straighter und deswegen meiner Meinung nach wesentlich besser hörbar. Respekt, Jungs. Nicht jeder schafft es, mich bezüglich der Texte zu beeindrucken.
Weiter geht’s mit dem ersten englischsprachigen Track namens „Nihil“. Die musikalischen Zutaten sind die gleichen geblieben, trotzdem klingt der Song sehr frisch und hebt sich gut von seinem Vorgänger ab. Die englischen Lyrics sind nicht ganz so gut gelungen wie ihre deutschen Pendants, aber sie erfüllen ihren Zweck. Allerdings fährt „Nihil“ ein paar etwas merkwürdige Verzerr-Spielereien bezüglich des Gesangs auf, die mir nicht ganz so gut gefallen. Der geniale Refrain reißt das aber wieder raus. Und immer noch ist das Material extrem düster geraten.
Ähnlich geht’s auch mit „Infinity“ weiter. Das kurze akustische (und sehr melancholisch-träumerische) Instrumental „I“ danach sorgt dann für etwas Auflockerung von der ganzen Deprimierung, die die ersten drei Songs schon vermittelt haben, dann geht’s aber hammerhart weiter. Auch bei „Der Schleier des Vergangenen“ kommt keine Freude auf (was nicht heißen soll, dass der Song schlecht ist, das ist er nämlich absolut nicht), kurz vor Torschluss wird dann mit „Monumental Sleeping Gods“ noch mal ordentlich vorgelegt und der Song kann nicht nur durch seine aggressiv sägenden Riffs punkten, sondern auch durch die verflucht coolen, beinahe schon epischen Zwischenspiele. Wo wir auch schon beim Thema sind, denn der Rausschmeißer „Ausgebrannt“ wird dann noch mal richtig finster. Epische melodien, eher gemäßigtes Tempo und viel klarer Gesang, der wohl einen der hoffnungslosesten und desillusioniertesten Songtexte von sich gibt, den ich je gehört habe. Gänsehaut inklusive.
Nach beinahe acht Minuten verklingt der siebente und letzte Track von „Pastdespairfutur“ und ich sitze da und grüble darüber nach, was da eigentlich gerade über mich gekommen ist. SAKRAMORTEM haben Talent, oh ja. Verflucht viel davon sogar. Die sieben Songs auf ihrem Debutalbum sind wirklich Ausnahmemusik, die absolute Essenz von Hoffnungslosigkeit, Depressionen, Trauer und Leid und absolut zu empfehlen für jeden, der mit finsterer Musik etwas anfangen kann. Aber wo Licht ist, da ist leider auch Schatten (bzw. in diesem Falle vielleicht umgekehrt, höhö). Denn zum einen sind die englischen Texte teilweise nicht ganz perfekt (kein so schlimmer Beinbruch, ich höre ja auch Mystic Circle) und zum anderen ist die CD leider zu kurz. Die 34 Minuten und 41 Sekunden, die „Pastdespairfutur“ dauert sind brilliant… Aber die CD wäre noch besser, wenn sie 40 Minuten, 50 Minuten, eine Stunde lang so gut wäre. Das kostet SAKRAMORTEMs erstling den letzten Punkt. Denn wenn „Pastdespairfutur“ noch zehn oder fünfzehn Minuten länger diese Qualität präsentieren würde, dann hätte ich die Höchstnote gezückt. So sind’s immerhin:
Wertung: 9 / 10