Review Carcass – Necroticism – Descanting The Insalubrious

Laut dem Volksmund sind aller guten Dinge drei. So auch bei unseren Freunden von der Insel. Nach einer sehr ausgiebigen und erfolgreichen Tour fand man sich erneut mit Produzent Colin Richardson im Studio ein, um das nunmehr dritte Album innerhalb von 6 Jahren einzuprügeln.
Colin schaffte es, das Letzte aus der Band und der daraus entstandenen Musik herauszuholen, sodass die Produktion endlich am Ende des 20.Jahrhunderts angekommen ist. Kritisieren kann man sie eigentlich kaum mehr. Alles ist stimmig, nichts spielt sich gegenseitig aus und klingt harmonisch. Und trotz dieser produktionstechnischen Veränderung hat Carcass nichts von dem „vergorenem“ Sound der Anfangstage verloren.

A propos Veränderung. Seit Beginn der Aufnahmen von „Necroticism – Descanting the Insalubrious“ wird Bill Steer von einem jungen Gitarristen unterstützt. Dieser neue Gitarrist ist niemand anderes als der spätere Gitarren-Halbgott Michael Amott. Eine bessere Unterstützung hätte man nicht finden können. Der damals 19-jährige Brite kombiniert einzigartiges technisches Können mit einer unbeschreiblichen Brutalität. Perfekt also für die Jungs von CARCASS.
Da sich Bill Steer in den vergangenen Jahren musikalisch deutlich verbessert hatte und ein Gespür für außergewöhnliche Gitarrenriffs entwickelte, durfte man bei CARCASS nun eines der besten Gitarren-Duos vorfinden, die je in diesem Genre auf einer Bühne standen. Bei kaum einer anderen Band in diesem Genre fügen sich beide Gitarren so wunderbar zusammen. Das Duo Steer & Amott katapultierte die Qualität der CARCASS-Songs auf eine neue Ebene.Zusätzlich wird der Gesang von Steer und Walker nun mit Growls von Amott und Owen unterstützt.

Man entfernte sich etwas vom Grindcore und wurde melodischer. Diese Veränderung ist für mich eigentlich nur eine logische Folge aus den Veränderungen der letzten Jahre, weniger die neue kommerzielle Ausrichtung der Band, wie es ihnen in manchen Berichten angehängt wird. Der Einfluss eines Michael Amotts lässt sich nun mal nicht verleugnen.

So sind die Tracks diesmal deutlich länger als noch auf „Reek Of Putrefaction“ und „Symphonies Of Sickness“. Unter vier Minuten wird hier niemand entlassen, sodass man auf eine Gesamtlänge von nahezu 50 Minuten kommt.
Es sind komplexere Strukturen erkennbar und trotzdem wirkt alles locker, verspielt und dennoch gleichzeitig brutal. Owen kombiniert wahnsinnig schnelles mit seiner einmaligen Spielart. Eine geniale Abwechslung zwischen Midtempo-Parts und rhythmischer Doublebass-Brutalität.
Über die technische Raffinesse der Gitarren muss man nach dem obigen Abschnitt nur wenige Worte verlieren: Ein brutales Riff jagt das Nächste.
Die Lyrics sind wieder typisch CARCASS. Aller Veränderungen zum Trotz, regieren hier nach wie vor die kranken Gedanken Jeffs.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass hier CARCASS erneut einen Riesenschritt nach vorne gemacht haben. „Necroticism – Descanting the Insalubrious“ zeigt deutlich die Richtung die Jeff&Co. einschlagen und leitet die „Heartwork“-Ära ein.Ein dennoch brutales Album, welches auch nach einigen Monaten Heavy-Rotation nicht langweilig wird. Als netten Bonus haben Earache Records 1995 und 2008 das Album erneut herausgebracht, mit der „Tools of the Trade“ EP als Extra. Ein Grund mehr hier zuzuschlagen.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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