Wer sagt, dass Dänemark keine große Nummer in der Metal-Landschaft ist, der täuscht sich ein wenig. Mehr als 500 Bands sind bei den Metal Archives für unsere netten nördlichen Nachbarn eingetragen (gut, man muss dazu sagen, für Deutschland sinds über 6000). Eine davon heißt SATURNUS, existiert schon seit 1991 und kloppte im Jahr 2006 nach sechsjähriger Funkstille ihren dritten Langspieler mit dem klangvollen Namen „Veronika Decides To Die“ über Grau Records raus.
Woher der Albentitel stammt? Nun, der wurde einem Buch des brasilianischen Autors Paul Coelho entlehnt, das ich selbst nicht gelesen habe, über das ich aber alles mögliche gehört habe, von „ziemlich gut“ bis „absolut belangloser Mist“. Auf jeden Fall geht es in dem Schriftstück um Leiden, Liebe und den Tod und das merkt man auch SATURNUS‘ Musik an. Die fünf Herren spielen absolut hoffnungslosen Doom Metal mit starken Melodeath-Anleihen. Die zeigen sich vor allem im Growlgesang, den Sänger Thomas hin und wieder auspackt, andererseits aber auch darin, dass die Kompositionen der Dänen doch eher von der fixeren Sorte sind, meist den Midtempo-Bereich unsicher machen und sich nur sehr selten in doomisches Downtempo verirren. Uptempo Stücke gibt’s allerdings gar keine.
8 Tracks mit Überlänge hauen uns SATURNUS auf „Veronika Decides To Die“ jedenfalls um die Ohren und schon der zehnminütige Opener „I Long“ zeigt, wo’s lang geht. Leichtfüßig wechselt man zwischen bittersüßen Keyboard-Arrangements, heftigen Gitarrenausbrücken, eingängigen melodischen Riffs und melancholischen Akustik-Interludien. Sänger Thomas hält sich dabei relativ zurück, die langen Stücke sind über weite Strecken rein instrumental. Wenn er aber doch mal seine Stimme einbringt, dann kann man seinen Gesang in drei Großbereiche aufteilen. Zum einen die finsteren Death-Growls, die zwar leicht verbesserungswürdig sind, aber ihren Zweck gut erfüllen. Dann sein leiddurchtränkter klarer Sprechgesang, der sehr gut Stimmung macht, wenn er auch damit einem Aaron Stainthorpe nicht das Wasser reichen kann, um mal den offensichtlichsten Vergleichsmoment heranzuziehen. Und zu guter Letzt fährt er des öfteren noch eine Mischung aus den beiden anderen Stilen auf. Agressiver, angerauhter Klargesang, der wohl stilistisch am ehesten mit Taneli Jarvas Leistung auf Sentenceds „Amok“ vergleichbar ist. Wobei das die Sache auch wiederum nicht ganz trifft. Thomas legt in diesen Augenblicken eine ziemlich künstliche Intonation an den Tag, die… hm… sagen wir mal „gewöhnungsbedürftig“ ist. Wenn man sich erst mal reingehört hat, dann gefällt das recht gut, aber bei den ersten paar Durchläufen kam mir sein Ausdruck leider etwas lächerlich vor.
Das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt und auch fast der einzige, den SATURNUS sich gefallen lassen müssen. Die musikalische Leistung der Dänen ist makellos, das Songwriting äußerst gelungen (auch wenn sie hin und wieder einen Tacken zu lang ein und dasselbe Riff spiele, aber hey, es ist Doom), die Produktion eine wahre Wonne, da sehr druckvoll und transparent, sowieso ist die CD sehr eingängig und äußerst schön zu hören und auch hinsichtlich Value-for-Money macht „Veronika Decides To Die“ mit einer Lauflänge von knapp 60 Minuten alles richtig. Lediglich die Texte fallen teilweise etwas platt aus. Zugegeben, ich habe beinahe schon extreme Ansprüche an Lyrics damit sie mir gefallen und teilweise geht das Gesungene schon gut unter die Haut, aber die Lyrics von „Pretend“ sind beispielsweise wahrlich kein großer Wurf. Der Rest des Songs ist dafür um so besser.
So ist SATURNUS‘ dritte Scheibe „Veronika Decides To Die“ eine sehr runde Sache geworden. Wirkliche Ausfälle gibt es keine, hin und wieder zieht sich ein Song vielleicht mal ein wenig, aber das fällt eigentlich kaum ins Gewicht. Und mit dem gefühlvollen Opener „I Long“, dem mächtigen „Pretend“ und dem melancholischen Rausschmeißer „Murky Waters“ (kein Testament-Cover) sind drei absolute Hammertracks drauf (denen die übrigen fünf allerdings in kaum etwas nachstehen). „Veronika Decides To Die“ ist eine lohnenswerte Investition für alle, die sich My Dying Bride hin und wieder etwas flotter gewünscht haben oder der Ansicht sind, Novembers Doom sollten mal längere, epischere Stücke schreiben. Und sowieso für jeden, der melancholischer Musik etwas abgewinnen kann.
Wertung: 9 / 10