Wer von euch, liebe Leser, selbst musikalisch aktiv ist, wird dieses Problem kennen: Man findet mit Ach und Krach Gleichgesinnte für eine Band, trifft sich in einem provisorischen Probenraum – und muss dann feststellen, dass eigentlich jeder etwas anderes machen möchte. Der eine will ordentliches Geknüppel, der nächste hätte gerne epische Chorgesänge und ein anderer dachte eigentlich, man wolle Jazz-Funk-Rock machen. So ähnlich muss es auch bei den Schweden MACHINERY gewesen sein; anders kann ich mir nicht erklären, wie „The Passing“ sonst zustandegekommen sein soll, obwohl es ja auch schon das dritte Album dieser Band ist.
Gut, ganz so krude wie eben beispielhaft erzählt ist der Stilmix nicht, den MACHINERY hier bieten. Trotzdem musste ich mich an einigen Stellen doch fragen, wie das jeweilige Lied „passieren“ konnte. Das Fundament des Albums besteht aus recht hartem, düsterem Power Metal mit Gesang, der teilweise mehr Grölen als Singen ist. Dazu gesellen sich ein verhältnismäßig schüchternes Keyboard und mal mehr, mal weniger originelle Gitarrenriffs und gelegentliche frickelige Soli. Die Basis von „The Passing“ ist also durchaus gefällig, auch wenn einiges schon etwas abgegriffen klingt. Insgesamt lassen sich etwa 60-70 Prozent der 46 Minuten Spielzeit zu dieser Fraktion rechnen.
Doch in dieses recht feine Power Metal-Gerüst hat die Band zwei absolute Fremdkörper gemischt: „Reason is the Truth“ und „Delirium in Vengeance“. Hierbei handelt es sich um zwei ziemlich astreine Thrash-Granaten mit allem Drum und Dran, Blastbeats, Stakkato-Riffs und fiesem Gekeife, wie man sich halt ein Thrash-Lied so vorstellt; wer eine Referenz will, wie das ungefähr klingt, der höre mal bei The Scourger rein. Die Lieder sind, wie durchgeklungen sein dürfte, auch alles andere als schlecht, aber ich frage mich einfach, was sie zwischen den ansonsten zwar düsteren, aber keineswegs knüppeligen oder brutalen Power Metal-Stücken zu suchen haben. Hundertprozentig deplatziert sind sie zwar auch nicht und sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit beim Anhören des sonst sehr homogenen Materials nicht flöten geht, aber dem durchschnittlichen Heavy- oder Power-Hörer dürften sie sauer aufstoßen.
Weiterhin haben MACHINERY ein gewichtiges Problem beim Songwriting: Schöne Ideen sind zwar hie und da durchaus vorhanden, doch oftmals werden diese dann so lange wiederholt, bis sie noch während des Liedes langweilig werden; bestes Beispiel hierfür ist wohl „I Divine“, dessen stampfendes Hauptriff zwar verdammt cool ist, aber viel zu oft wiederholt wird. Überhaupt sind die Strukturen innerhalb der Songs sehr repetitiv, was mit dem eben erläuterten Problem der übermäßigen Nutzung von Ideen einhergeht – herausnehmen möchte ich hier nur „Waiting for the Wave“, das tatsächlich abwechslungsreich ist (man höre nur den Gesang) und in den letzten Wochen eines meiner Lieblingslieder war. So bleibt hier am Ende ein angenehm düsteres, teilweise inkonsistentes Power Metal-Album mit einigen Schwächen im Songwriting, das aber durchaus dem einen oder anderen gefallen könnte.
Wertung: 6 / 10