Review Elvira Madigan – Regent Sie

Marcus Hammarström hat hehre Ziele. Der Mann ist nämlich der Ansicht, dass das gute alte Konzeptalbum mindestens mal im Wachkoma liegt. Das kann der Schwede natürlich nicht zulassen, also packte er sich sein Solo-Projekt mit dem lustigen Namen und zog aus, um das Konzeptalbum zu retten. Angeblich mehr als ein halbes Jahrzehnt hat es gedauert, bis die Scheibe, mit der er diese heldenhafte Tat zu tun gedachte, das Licht der Welt erblickte. Aber nun soll es soweit sein. „Regent Sie“, das vierte Album von ELVIRA MADIGAN ist da (sorry, ich weiß nicht, ob das verkorkstes Deutsch sein soll). Und hat gleich noch einen netten Untertitel mitgebracht. Der da lautet: „Shedevils of Demonlore, of Blood, Crosses and Biblewars“. Handlich.

Ein Konzeptalbum ist „Regent Sie“ also. Ich würde jetzt gerne an dieser Stelle etwas über die Story erzählen, aber das scheitert leider daran, dass ich nicht wirklich weiß, wie die ausschaut. Darüber schweigt sich der hochtrabende Promozettel (der die Geschichte vom einsamen Streiter für die Zukunft des Konzeptalbums in all seiner Pracht erzählt) nämlich fein aus. Und Texte liegen mir auch keine vor… Ich kann also nur raten, aber nach allem, was ich bislang aus der CD rausgehört habe, geht es wohl um den Kampf gegen eine bösartige Dämonenherrscherin. Sicher bin ich mir da aber nicht. Worin ich mir aber sich bin ist, dass Hammerström sich mal wieder (scheint der immer zu tun) bei Luis Royo bediente, was das Coverartwork anbelangt. Ich weiß, ich weiß, ich mach mir Feinde, aber: Ich find’s hässlich. Und alles andere als kreativ, sich einfach so ein schon bestehendes Bild vorne aufs Booklet zu klatschen. Von der Verbindung zur Musik mal ganz zu schweigen…

Genug über Äußerlichkeiten gemeckert, schauen wir uns doch mal die inneren Werte dieses prallen Stücks Musik an (das es auf eine stolze Länge von knapp 73 Minuten bringt). Für erste Verwirrung sorgt schon mal die Trackliste. Sind’s denn jetzt 15 oder 23 Songs? Hm… auf jeden fall sind’s 23 Tracks. Da scheinen mehrere thematisch zusammen zu gehören und so die vier „Demonaria“-Teile zu ergeben. Das hört man auch an teilweise wiederkehrenden Motiven in der Musik (sehr löblich für ein Konzeptalbum, das wird heute ja kaum noch praktiziert), was teilweise so weit geht, dass ich das Gefühl hatte, das einfach Teile aus anderen Tracks kopiert und an eine andere Stelle gesetzt wurden. So spart man Zeit und Geld…

Und das tat man wahrscheinlich auch in Sachen Produktion. „Regent Sie“ klingt über weite strecken einfach fürchterlich. Da ist kaum Druck dahinter, die Gitarren sind zu dünn, die Synthies schwanken zwischen dudelig und absolut oberwuchtig, so das alles andere zugekleistert wird. Der Gesang kommt kaum durch, das Schlagzeug fährt von Zeit zu Zeit einen nervigen Hall auf. Allgemein ist das Soundbild sehr unausgegoren, was ziemlich schade ist, da die Kompositionen sehr vielschichtig sind und viele gute Ideen miteinander in Einklang zu bringen versuchen, was wegen der halbgaren Abmischung aber nicht immer klappt.

Damit ist der größte Kritikpunkt von ELVIRA MADIGANs vierter CD allerdings schon abgehakt, der Rest ist – man höre und staune – sehr ordentlich geworden. Der Gesang ist stellenweise noch verbesserungswürdig. Hammerström versucht sich des öfteren als Danni Filth und das gar nicht mal so schlecht, aber hin und wieder krächzt er einfach nur noch mit letzter Kraft herum. Die cleanen Vocals gefallen gut, die geflüsterten Parts sind zwar etwas unverständlich, machen aber auch ordentlich Stimmung.

Stimmung ist ein gutes Stichwort, denn „Regent Sie“ schafft es eine sehr nette Atmosphäre aufzubauen. Mal zerbrechlich, mal harsch, mal episch, mal melancholisch-nostalgisch. Allerdings nur in seiner Gesamtheit. Einzelne Tracks der Langrille zu hören oder wohlmöglich das ganze Ding noch im Shuffle könnte sich als absolut fatal herausstellen. In dieser Hinsicht hat Hammerström ganze Arbeit geleistet: „Regent Sie“ ist ein Gesamtkunstwerk, ein wirkliches Konzeptalbum und funktioniert auch nur als solches. Und das eigentlich auch recht gut. Aber trotzdem wird er damit seinem hehren Ziel wohl kaum gerecht. Man muss der Realität ins Auge schauen: So ambitioniert und durchdacht „Regent Sie“ auch ist, es macht sich durch seine Mängel das Leben schwer und wird wohl große Probleme haben, seine Zielgruppe zu finden. All jene, die sich auf Musik einlassen können, die kein Problem mit etwas halbgareren Produktionen haben und denen schon Cradle Of Filth und Illnath gefielen, können mal ein Ohr riskieren. Vielleicht stoßen sie bei „Regent Sie“ auf etwas, das ihnen gefällt.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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