Review Demians – Building An Empire

Na, das geht ja schon gut los: Ausgerechnet Steven Wilson, seines Zeichens Kopf von Porcupine Tree, lobt das Debütalbum von DEMIANS in den höchsten Tönen: Von „Pflichtprogramm“, „atemberaubend“, „vielseitig“ und „ambitioniert“ ist da die Rede, und der Rezensent fragt sich: Na geht’s noch? Immerhin handelt es sich hierbei um einen Erstling, der noch dazu kein Bandprodukt, sondern eigentlich nur die Vision des Französischen Multiinstrumentalisten Nicolas Chapel ist.

Dieser hat die 56-minütige musikalische Reise komponiert, eingespielt und produziert; lediglich live begleiten ihn drei weitere Musiker. Um es gleich vorweg zu nehmen: Auch Chapel erfindet das wohlbekannte Rad nicht neu. Doch ist das immer zwingend notwendig? Reicht es nicht auch, Bekanntes aufzupolieren und frisch und knackig zu servieren? Das müsst ihr selbst entscheiden. Wenn eure Antwort „ja“ ist, dann solltet ihr dringend weiterlesen, denn: DEMIANS nimmt sich der Spuren an, die Bands wie Pink Floyd und Porcupine Tree in den vergangenen Jahrzehnten gelegt haben und vermengt sie mit einer großen Portion Melodieseligkeit, die in ihren stärksten Momenten gar an die Ami-Rocker 3 Doors Down erinnert. Klingt schlimm? Ist es aber nicht! Denn gerade die melodischen Gesangsarrangements sind es, die „Building An Empire“ zu einem Hochgenuss machen.

Nicolas Chapel hat ein äußerst wandlungsfähiges Organ: Amerikanischer Mainstream-Rock steht bei ihm ebenso auf dem Programm, wie schöne Singer-Songwriter-Melodien, epische Prog-Geschichten oder kurzzeitige Scream-Attacken. Die Melodien stehen auf der Platte eindeutig im Vordergrund, lang angelegte Instrumentalparts wie bei den klassischen Prog-Heroes Yes oder der Progmetal-Hausmarke Dream Theater findet man hier nicht. Alles konzentriert sich auf das Ziel, packende Sounds und eine dichte Atmosphäre zu kreieren, ganz egal, ob dafür sanft gestreicheltes Schlagzeug mit Akustikgitarre, Flüstergesang oder harte Gitarrenriffs mit Doublebase-Salven benötigt werden. Progmetal-Freunde seien aber gewarnt: DEMIANS bedienen sich mit Vorliebe der ruhigen, innigen Klänge und der tragenden Melodien. Und das auch gern lang und ausführlich.

Keyboard und Bass halten sich über weite Teile der CD stark im Hintergrund, Gesang und Akustikgitarren bestimmen das Soundbild. Streicherklänge und hypnotische Rhythmen sorgen für atmosphärische Tiefe. Die acht Tracks des Albums bewegen sich zwischen drei und sechzehn Minuten Länge und sind dementsprechend episch oder kompakt arrangiert. Anspieltipps zu geben, fällt schwer, denn das Album scheint wie gemacht dafür, an einem Stück genossen zu werden. Der wirklich tolle Track „Shine“ präsentiert in kürzester Zeit die beiden Extreme der Musik von Nicolas Chapel: Vom ruhigen Beginn mit Akustikgitarren entwickelt er sich zum epischen Finale mit stürmischen Gitarrenriffs und sphärischen Keyboardklängen. „Unspoken“ begeistert trotz seiner ruhigen musikalischen Gestaltung mit einem Ohrwurm-Refrain, der seinesgleichen sucht. Dem steht das eher rockige „Sapphire“ in Nichts nach. Für Progheads wie gemacht ist hingegen der abschließende Longtrack „Sand“, der natürlich nicht fehlen darf. Allerdings hat sich hier dann doch die eine oder andere Länge eingeschlichen.

Um es zusammenzufassen: Freunde der klassischen Progrock-Schule a la Genesis, Yes oder Emerson, Lake & Palmer werden mit DEMIANS eher weniger am Hut haben, dafür sollte die Platte all denjenigen, die in den letzten Jahren an New Artrock-Bands wie Porcupine Tree, Riverside, Oceansize oder Pure Reason Revolution ihre Freude hatten, einige wirklich genüssliche Stunden unter dem heimischen Kopfhörer bescheren. Denn genau da gehört „Building An Empire“ hin!

Die Erstpressung kommt übrigens mit dem achtminütigen Bonustrack „Earth“.

Wertung: 9 / 10

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