Ein Tempelritter kommt im Allgemeinen ja nicht alleine. Oder doch? In diesem Fall nämlich schon, hat L`ORDRE DU TEMPLE in Person von Count David (der Name wird mich bei der Punktevergabe alles andere als gnädig stimmen) doch lediglich ein Bandmitglied. Ob das dennoch für ruhmreiche Eroberungszüge reicht, wird sich zeigen, die grafische Ausgestaltung, welche ja meistens als erstes ins Auge fällt, kommt jedenfalls schon mal recht plakativ daher. Mittelalterliche Treppen und Torbögen, der Schatten eines mächtigen Gauls, gehalten in düsterem grün und hier und da recht undezent versteckt das Templer-Kreuz.
Musikalisch dürfte es zu keinerlei Überraschungen kommen, wirbt man im Anschreiben doch damit, das Count David den österreischen Düsterrecken und Tolkien-Fanatikern Summoning reichlich nah steht. Und so kommt es dann auch, ich bin fast geneigt, von einer 1-zu-1-Kopie zu sprechen: ein keyboardgetragenes Intro ist hier selbstverständlich Pflicht, die Instrumentierung der anderen Stücke passt wie die Faust aufs Auge, das Songwriting ebenso. Epische Melodien, den Tasten entlockt, legen sich über höhenlastige Gitarren, die hier und da die dichten Wände der Atmosphäre kühl durchschneiden, meistens aber eher das Fundament für den Rest dienen. Count David spielt auch das Schlagzeug, aber hier bin ich mir nicht ganz sicher, ob es sich nicht vielleicht doch nach summoning`schem Vorbild um einen Drumcomputer handelt, der Schlagzeugeinsatz deckt sich jedenfalls absolut mit dem der Vorbilder.
Schnell wird hier also deutlich, dass man nichts Neues erwarten darf, immerhin bietet sich aber noch die Möglichkeit, mit der Umsetzung zu punkten. Und tatsächlich, David macht keinen schlechten Job, wenn man mal von der fast sklavenhaften Immitation absieht, bleibt immerhin ein Album, welches eine schöne Portion Qualität in die Waagschale werfen kann. Wiedererkennungswert bietet zum Beispiel Waiting For A God`s Sign, welches durch mächtiges Hufgetrappel ein- und ausgeleitet wird. Gut, den Scherz lassen wir mal bei Seite, ein wirklich cooles Lied ist The Knight`s Dream, die megaeingängige Keyboardmelodie kommt einem zwar schon diverse Male gehört vor, geht aber wirklich so gut ins Ohr, dass man nicht darumhin kommt, dem Lied ein gutes Zeugnis auszustellen. Leider treffen nicht alle der sieben Lieder plus Intro derartig ins Schwarze und das ist wohl ein Punkt, an dem unser Freund David noch arbeiten kann.
Die Ansätze sind prima und über das Kopieren von Summoning will ich jetzt gar nicht weiter meckern, immerhin ist es ja so, dass es in diesem Bereich wenig Bands gibt und irgendwann dürften sich Protector und Silenius auch für den härtesten Summoning-Maniac abgenutzt haben. An dieser Stelle kommt den L`ORDRE DU TEMPLE ins Spiel als passable Alternative zum Original. Wer auf gnadenlose Innovation steht, lässt hier ganz dringend die Finger weg, wer gnadenlose Nicht-Innovation schätzt und dazu noch Summoning liebt, greift praktisch blind zu. Alle diejenigen, die sich der Schnittmenge zwischen diesen beiden Extremen zugehörig fühlen, hören erstmal ein wenig rein und entscheiden sich dann für oder gegen einen Kauf.
Wertung: 7 / 10