Paris. Oh la la. La cité de l’amour. Wer denkt da nicht an den Eifelturm im Sonnenuntergang, an verträumte Spaziergänge entlang der Seine, an Wein und Baguettes zum Frühstück und an… brachialen Hardcore, der einem im musikalischen Sinne direkt die Faust in die Kauleiste donnert. Wie bitte? Ja, das ist eine Assoziation von der Sorte, die einem nicht direkt in den Sinn kommt, wenn man die französische Hauptstadt vor Augen hat. Aber genau von da kommen LOKURAH, vier junge Franzmänner mit einem Strauß bunter Lieder, einem ziemlich netten CD-Cover und einem geballten Batzen Aggression im Gepäck.
LOKURAH tummeln sich schon seit 2003 im französischen Untergrund und haben schon mit (O-Ton Promotext) solchen Referenzbands aus dem Metal- und Hardcore-Bereich wie The Arrs, H-Tray, Kevorkia, DSK, Arkangel, Age Of Ruin, Surge Of Fury und L’Esprit Du Clan live gespielt. Wem das alles nichts sagt, der hat in mir gute Gesellschaft gefunden. Von all diesen Referenzbands hab ich meinen Lebtag noch nix gehört, aber das ist ja nicht wirklich ein Beinbruch.
Wie oben schon angedeutet machen LOKURAH mit ihrem Erstlingswerk „When The End Comes“ keine Gefangenen, sondern prügeln die 40 Minuten von vorne bis hinten durch. Gespielt wird Hardcore mit Anleihen an Thrash und Death Metal und so wenig ich eigentlich von dieser Musikrichtung halte: LOKURAH schlagen sich so schlecht nicht. Das typische 08/15-Hardcore-Genöle von Sänger Natha geht zwar nach kurzer Zeit relativ auf den Senkel, aber hin und wieder verirrt er sich auch mal in tiefere, deathige Growl-Gefilde, die zwar absolut verbesserungsfähig sind, sich aber trotzdem ganz nett anhören. Ansonsten ist der Gesang absolut nichts Besonderes, eigentlich sogar noch mal ein Stück schlimmer dadurch, dass Natha sich bei der Intonation der Texte hin und wieder ganz arg vergreift und sehr seltsame Gesangsgebilde fabriziert. Damit sind die Vocals der wohl größte Schwachpunkt des Albums.
Allerdings nicht der einzige. Was mir richtig richtig sauer aufstößt ist nämlich die Produktion der Scheibe. Die ist eigentlich ganz ordentlich gelungen, die Gitarre brät gut, der Gesang kommt ordentlich durch, das Schlagzeug ist auch nicht zu laut oder zu leise geraten. Aber der Sound der Snare-Drum… So hölzern hab ich das Ding selten gehört. Und das klingt bei den teils recht monotonen Drum-Figuren äußerst nervenaufreibend.
Davon abgesehen geht LOKURAHs Musik eigentlich ziemlich in Ordnung. Der Vierer erfindet zwar das Rad, resp. den Hardcore, absolut nicht neu, bewegt sich aber auf einem technisch sehr anständigen Niveau und hat ein paar ziemlich mitreißende Stücke im Gepäck, die ordentlich auf die Zwölf gehen und viel Freude machen, wenn man sich ein wenig für das Genre erwärmen kann. Am Gesang müssen die Franzosen noch arbeiten, am Drumsound auch. Davon abgesehen haben sie mit „When The End Comes“ allerdings ein sehr solides Debut hingelegt.
Wertung: 6.5 / 10