Nur wenige Musiker schaffen es heute, mit ganz einfachen Mitteln viel zu erreichen. Dass ein guter Song nur eine Akustikgitarre und eindringlichen Gesang braucht, um mitzureißen, glauben und verstehen heute nur die wenigsten. Schön, dass es auch Gegenbeispiele gibt: Alex Amsterdam und sein Debütalbum „Stillness Of A Moment“ könnte man da nennen.
Schon der Albumtitel verrät, dass es auf dem Werk des gebürtigen Bad Oeynhausers eher leise zu geht. Da täuscht auch nicht das durchaus wundervoll ironische Coverartwork drüber hinweg. Alex braucht eigentlich nur seine Akustikgitarre und ein bisschen Percussion und Bass, um mit seiner Musik zu verzaubern. Diese tragen ihn durch elf verträumte Kleinode. Poetisch und von schlichter Schönheit sind seine Songs. Sein melodischer Gesang erweckt sie zum Leben – und liebevoll arrangierte Details machen aus dem Gewöhnlichen etwas Besonderes: So erwarten den Hörer bei „On The Edge“ sorgsam eingesetzte Elektrobeats, während sich bei dem Track „Where’s The Eternity“ sogar ein Schlagzeug eingeschlichen hat. „Down With The Sound“ überrascht mit sanften, unkitschigen Celloklängen.
Sein ergreifender, handgemachter Pop überzeugt durch tolle Melodien, Ehrlichkeit und Authentizität. Über den Albumtitel erzählt er: „Ich finde mich oft in Situationen wieder, in denen man glaubt, in einem Moment gefangen zu sein. Und dann ist alles still.“ Er schreibt über die Magie des Augenblicks und die Abgründe des Lebens. Wer das nachempfinden kann, ist bei Alex und seinen Traumreisen bestens aufgehoben und wird sich schnell zu Hause fühlen.
„Stillness Of A Moment“ ist wundervoll warm produziert, lebt und atmet geradezu. Auf überflüssigen Produktionsballast verzichtet die Platte, denn Alex ist ein echter Singer-Songwriter, der auch live stets allein die Bühne betritt. Ein echter Überlebenskünstler, ein Musiker, der an seine Sache glaubt und dafür kämpft. Das hört man ihm an.
Leider ist die Platte mit 39 Minuten Spielzeit arg kurz geraten, dafür gibt es auf dem Silberling keinerlei Ausfälle und einige Highlights: Da wäre zum Beispiel das nachdenkliche „Feel Nothing“, das locker groovende „There’s Nothing Like It Seems“ und „Burning My Cash“, das mit fantastischen, mehrstimmigen Gesangsarrangements überzeugt. „On The Edge“ ist bei aller Ruhe untergründig dramatisch, während die letzte Studioaufnahme auf der Platte, „Where’s The Eternity“ glatt etwas flotter rüberkommt und das Debüt aufrüttelnd abschließt. Als Bonus gibt es eine Liveversion des Songs „For A Lifetime And Beyond“ oben drauf: Hier bekommt der Hörer eine Ahnung davon, wie betörend und innig ein Konzertabend mit Alex Amsterdam sein kann.
Da er das Album quasi im Alleingang vermarktet und promotet und keine große Plattenfirma hinter ihm steht, ist seine Musik umso unterstützenswerter. Wenn ihr solch handgemachte Musik mögt, haltet also Ausschau nach Herrn Amsterdam. Er tourt äußerst fleißig und kommt sicherlich auch in eure Stadt. Nur so kann er vermutlich in einer Welt voller Kommerzprodukten und Retourtenpop überhaupt von sich reden machen. Zu schade, denn seine Songs überzeugen auf ganzer Linie. Kurzum: Falls ihr eure Musik gern nachdenklich und leise mögt, hört in diese Platte rein! Sie könnte ein treuer Begleiter für alle Lebenslagen werden!
Wertung: 8 / 10