Review Power Quest – Master Of Illusion

Einen Blick auf das, mit einem dunklen Zauberer – wahrscheinlich dem Meister der Illusionen – bestückte, Cover braucht man nicht zu werfen, um herauszufinden, welchen Stil POWER QUEST verfolgen. Melodischer Power Metal aus dem Vereinten Königreich wird nicht nur vom Bandnamen, sondern auch dem beigelegten Promozettel versprochen. Wer aber sind POWER QUEST? Nun, die beiden Gründungsmitglieder Steve Williams (Keyboard) und Steve Scott (Bass) kennt der eine oder andere womöglich aus der Band Dragonforce. Nach dem Verlassen dieser Truppe schnappte man sich im April 2002 den Sänger und Gitarrist Alessio Garavello und dessen Landsmann Andrea Martongeli (Gitarre), während sich ein Jahr darauf ein Schlagzeugerwechsel ankündigte und schlussendlich auch vollzog, so dass das heutige Lineup zusande kam. Bis zum vorliegenden Album „Master Of Illusion“ wurden drei Studioalbum, eine EP und eine Demo eingespielt.

Bereits nach den ersten wohlklingenden Tönen des keyboardlastigen Openers „Cemetary Gates“ bewahrheitet sich die aufgestellte Behauptung: in einem hochmelodischen Soundgewand kommt hier ein verflucht eingängiger Song daher, der in seiner Art beispielhaft für den Rest des Albums stehen soll. Sangeskünstler Garavello verstärkt durch sein Gitarrenspiel gleichzeitig die Rhythmusabteilung und schaukelt seinen Gesang von Strophe zu Strophe weiter nach oben, kommt aber nach jedem Höhenflug wieder auf den Boden der mittleren Tonhöhen zurück – das gefällt gut, kommt doch allein dadurch schon eine angenehme Abwechslung in das Klangbild der Briten. Und obwohl der hintergründige und in geregelten Abständen wiederkehrende Sprechgesang auf „Human Machine“ zumindest nicht nach meinem Geschmack ist, versenkt sich Garavello dabei tief in der menschlichen Maschinerie seines Gesangs. Auf diese ruhige, zum Schließen der Augen einladende Nummer folgen praktisch ausnahmslos gesteigerte Midtempo-Stücke, die vor Power nur so strotzen.

Dennoch sollte gleich gesagt werden: die Führungsfunktion des Keyboards (hier ein Kompliment an den Tastenmeister Steve Williams: ausgezeichnete Arbeit, der Ideenreichtum garantiert das Hörvergnügen trotz einer guten Portion Kitsch) ist mit Sicherheit nichts für Jedermann. Die Gitarren rücken zu, grob geschätzten, 80% in den Hintergrund und leisten vornehmlich Rhythmusarbeit, wobei auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. „Kings Of Eternity“, „Never Again“ oder „The Vigil“ sind perfekte Beispiele für das lebhafte Riffing der beiden Saitenschwinger, die sich die ein oder andere Überraschung aus den Riffärmeln zaubern. Ein Gespür für das richtige Timing beweist – wie könnte es anders sein? -, wie auch schon auf dem Vorgängeralbum „Magic Never Dies“, Drummer Franceso Tresca. Hier wird keine Blastattacke zu viel gespielt und immer darauf geachtet, sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen, um Keyboard und Gesang genug Raum zum Atmen zu bieten – was einwandfrei funktioniert.

Kurzum: „Master Of Illusion“ ist durch und durch ein Power Metal-Album der melodischen Sorte. POWER QUEST geben ihren Kritikern bemerkenswert wenig Grund, sie in Grund und Boden zu stampfen. Angefangen von der sauberen, aber nicht zu klinischen Produktion, über die zu einem Ganzen verschmolzenen Qualitäten der einzelnen Musiker bis hin zu dem praktisch ausschließlich positiven Gesamtbild liefern sie eine kreisrunde Sache ab. Am Schluss noch einmal der Hinweis: Hörer, denen von einem dominierenden Keyboard gerne mal das Ohr blutet, sollten einen großen Bogen um „Master Of Illusion“ machen – Freunde des von Melodie durchtränkten Power Metal dürfen gerne zugreifen.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert