Vor 10 Jahren wurde die Band EDENBRIDGE um Frontfrau Sabine Edelsbacher ins Leben gerufen, auszuziehen um die Welt mit Symphonic Metal zu erfreuen. 2000 erschien das Debüt „Sunrise In Eden“ und ließ bis zum Jahr 2008 vier weitere Studio-, ein Live-Album, Singleauskopplungen und eine Best of-CD folgen. Tourneen und Festivalauftritte führte die österreichische Truppe durch Europa, Korea und Russland. Das nun vor mir liegende „MyEarthDream“ ist das sechste Studioprodukt voller Länge und beinhaltet, ganz nach dem Titel, eine lyrische Tendenz zu Themen rund um die Erde – was in letzter Zeit ja keine Seltenheit ist. Neu hingegen ist eine musikalische Neuerung für EDENBRIDGE, die durch das Label Napalm Records erstmals ermöglicht wurde: die Zusammenarbeit mit einem echten Orchester – in diesem Fall das Tschechische Film Orchester aus Prag, das bereits für Hollywood Produktionen tätig war.
Die Bestätigung, mit dem tschechischen Orchester einen goldrichtigen Griff getan zu haben, lässt mit dem Opener „The Force Within“ nicht lange auf sich warten – dieses orchestrale Intro ist selbstverständlich kein Vergleich zu billigen Synthesizer- oder Keyboardproduktionen.
Eine weitere Besonderheit sind neben diesen symphonischen Klängen auch die verwendeten Gitarren des Saitenmeisters und Songwriters Lanvall. Mit dem 7- statt 6-saitigen Instrument wird ein volleres Klangbild erzeugt, mehr Dynamik ins Spiel gebracht und das musikalische Genie des Allround-Musikers einmal mehr betont. Er war es auch, der die komplette Orchesterarbeit arrangierte und zusammen mit Frank Pitters in seinem eigenen Farpoint Studio die Aufnahmen übernahm.
„Shadowplay“ ist einer der Songs, der die Experimentierfreudigkeit von EDENBRIDGE hervor hebt, wird hier doch auf die Bouzouki, ein griechisches Folkloreinstrument, zurückgegriffen, die in den instrumentalen Interludes zum Einsatz kommt. Kurz darauf wird sie von den (teilweise 64-stimmigen!) Chören und der, nicht nur visuell sondern auch stimmlich wieder bezaubernden, Sängerin Sabine Edelsbacher abgelöst, die den nächsten Chorus einleitet – mit einer sowohl brachialen, als auch pompösen Stimmgewalt, die auf „The Grand Design“ über weite Strecken vermisst wurde. Ob auf genanntem „Shadowplay“, dem darauf folgenden „Remember Me“ (hier erinnert das Einsetzen der Gitarren an HIMs „Killing Loneliness“) oder „Paramount“ und „Adamantine“: der Reiz an „MyEarthDream“ besteht zu einem großen, wenn nicht sogar dem größten, Teil aus der Mischung Orchester/Chorus.
Denn obwohl man sich noch wesentlich vielschichtiger als auf den Vorgängern gibt, musikalisch und die Arrangements betreffend einen Schritt nach vorne gemacht hat, driftet die Scheibe einige Mal um ein Haar ins Langatmige ab. Abwechslungsgaranten wie das komplexe und nachdenklich stimmende „Whale Rider“ bilden leider die Ausnahme, so dass das Negativbeispiel letztendlich doch noch kommt: der Titeltrack „MyEarthDream“. Freilich kann ich nur aus eigenem Empfinden urteilen, aber spätestens nach der Hälfte des Stücks frage ich mich, ob das nicht gereicht hätte – wirklich Neues kam nämlich zu den neun anderen Songs nicht dazu. Gleichwohl muss der Langzeitspaß an dieser CD angezweifelt werden. Während Lanvall sich durch die Arrangements und seine instrumentale Arbeit für Höheres empfiehlt und auch Sabine Edelsbacher sich weiterentwickelt hat und das Orchester meisterhaft arbeitet, schwächelt das Gesamtwerk nach mehreren Durchläufen, weil eben doch noch etwas fehlt: sich mehr von einander unterscheidende Lieder und den Mut, einmal aus dem Groß auszubrechen.
Wertung: 7 / 10