Review Dream Theater – Greatest Hit (and 21 other pretty cool Songs)

Mit Best Of – Veröffentlichungen ist es eigentlich immer so eine Sache. Sie sind in der Regel hauptsächlich für „Neueinsteiger“ interessant, die eine Band gerade erst kennen gelernt haben und sich nun einen Überblick verschaffen möchten, während Fans meinstens nur gelangweilt die Achseln zucken, weil sie ohnehin schon alle regulären Veröffentlichungen im Schrank stehen haben und sich jetzt fragen, warum sie nochmal Geld für dieselben Songs ausgeben sollten. Nun haben sich auch die Prog-Götter von Dream Theater dazu entschlossen, ihren mittlerweile neun Alben umfassenden Backkatalog auf zwei Silberlingen zusammenzufassen.

Das Doppelalbum hört auf den recht witzigen Namen „Greatest Hit (and 21 other pretty cool Songs)“, welcher gleichzeitig einen ironischen Rückblick auf die History der Band darstellt, hatte man doch mit „Pull me under“ (1992) nur einen wirklichen Hit, der u.a. auf MTV rauf und runter gespielt wurde (man beachte dabei auch den verstecken Witz, der sich auf dem Cover dazu verbirgt).So ist es nur logisch, dass eben dieser eine Hit den Reigen eröffnet. Dabei stellt sich auch gleichzeitig heraus, warum diese Neuveröffentlichung auch für ältere Fans interessant sein könnte. Zwar hat man „Pull Me Under“ nicht neu eingespielt, jedoch soundtechnisch auf den neuesten Stand gebracht. Am auffälligsten ist dabei, dass die einzelnen Instrumente wesentlich mehr Raum für sich bekommen haben und man so Details heraushört, die in der alten „Images and Words“-Version etwas in den Hintergrund gemischt wurden. Zudem klingen die Drums härter und der Gesang ist einen Tick aggressiver geworden, was den Song unterm Strich einen Tick härter erscheinen lässt. Neben „Pull Me Under“ erscheinen auch „Take The Time“ und „Another Day“ als sogenannte „2007 Remix“-Versionen in neuem Soundgewand. Desweiteren finden sich „Home“, „Solitary Shell“, „Lie“ und „Missunderstood“ nur als mitunter stark gekürzte „single edit“-Versionen wieder.Von „Through Her Eyes“ gibt es dagegen eine interessante alternative Version.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier um ein Doppelalbum. Dabei wurden die Songs nicht wahllos auf die zwei Silberlinge verteilt, sondern es steht ein gewissen Konzept dahinter. Laut Mike Potnoy gliedert sich der Sound von Dream Theater nämlich in drei Komponenten: Eine harte, eine ruhigere und eine lange. Demzufolge gibt es hier eine „Dark Side“ (CD1), auf der sich die härteren, und eine „Light Side“ (CD 2), auf der sich die ruhigeren Songs befinden. Wer sich nun fragt, wo denn die „Long Side“ ist und panisch sein CD-Case durchsucht, dem sei gesagt, diese gibt es leider nicht. Dies kann man getrost als einen der größten Kritikpunkte ansehen. Gerade bei einer Band, die sich durch ihre stets spannenden Überlänge-Songs auszeichnet, hätte mindestens einer davon auf einer Best Of – Veröffentlichung landen müssen. Ebensowenig finden sich übrigens auch Instrumentals. Peinlich, denn z.B. „Erotomania“ hat doch inzwischen mindestens einen ähnlichen Kultstatus inne wie etwa „The Spirit Carries On“.
Wenn man von diesen zwei Kritikpunkten mal absieht, lässt die Tracklist jedoch wenig Grund zum Meckern. Natürlich muss man bei einem Backkatalog wie ihn Dream Theater inzwischen haben, irgendwo Abstriche machen, so kann man sich selbstverständlich fragen, ob statt „Endless Sacrifice“ nicht „In The Name Of God“ angebrachter gewesen wäre, aber seis drum. Viel schwerer wiegt dagegen die Tatsache, dass es sowohl vom Debut „When Dream And Day Unite“ als auch vom jüngsten Output „Systematic Chaos“ kein einziger Song aufs Album geschafft hat.

FAZIT: Neueinsteiger, die die Band erst mit ihrem letzten Album, „Systematic Chaos“ kennen gelernt haben, kann dieses Best Of nur ans Herz gelegt werden, verschafft es doch einen sehr guten Überblick über das musikalische Schaffen des Traumtheaters. Kenner des Backkataloges müssen sich dagegen fragen, ob sie für drei Remixe, vier single-Versionen und ansonsten unverändertes Material wirklich nochmal knapp 20€ hinlegen wollen. So hinterlässt „Greatest Hit (and 21 other pretty cool Songs“ einen leicht bitteren, weil kommerziellen Nachgeschmack.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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