Review PowerWorld – PowerWorld

Wenn man sich eines der Bandfotos von POWERWORLD anschaut, regt sich was im Oberstübchen. Wer hier denkt: „Halt mal, die kenn ich doch!“, irrt nicht, seid beruhigt. Bassist Ilker Ersin rockte früher bei Freedom Call, Drummer Jürgen Lucas bei At Vance und Gitarrist Barish Kepic war mit Jaded Heart unterwegs. Die Jungs sind also alles andere als unbeschriebene Blätter. Die selbstbetitelte Scheibe ist gleichzeitig auch das Debut von POWERWORLD, die sich selbst als Fortsetzung des klassischen Rocks in die heutige Zeit beschreiben.

Nicht untypisch für den Power Metal wird die Scheibe von einem orchestralen Intro eröffnet – das man sich, wie viele andere, auch hätte sparen können. Mr. Einheitsbrei lässt grüßen. Diesen Platz hätte man liebend gerne einem vollständigen Song zugestehen können, denn: wie man auf „Creatures“ zu hören bekommt, verstehen POWERWORLD ihr Handwerk durchaus. Mr. Einheitsbrei verabschiedet sich in die Mittagspause und holt seinen Kollegen Mr. Kastratengesang in die Lautsprecher. Was sich ganz gemein und herzlos anhört, ist nicht einmal böse gemeint. Vokalist Steffen Brunner haut die hohen Töne raus wie Ikea seine „Jörg“s, „Smörebröd“s und „Gudrun“s – nichts wirklich Neues, passt aber wunderbar zu den melodischen Gitarrenläufen.

Die Stärke von POWERWORLD ist ohnehin eine Mischung von letztgenannter Gitarrenarbeit und der Sangeskunst von Herrn Brunner, die, meiner Meinung nach, vor allem in den Refrains vollkommen zur Geltung kommt. Ob dieser nun dunkler in Erscheinung tritt („Lake Of Eternity“), ohrwurmgefährend-eingängig wie auf „I Reach The Light“ ist oder gar als Cutting Crew-Cover „I Died In Your Arms“ daher kommt – und das besser als im Orginal. Auf der anderen Seite sind es aber die unnötigen Synthesizer-Spielereien wie auf „Fight Fire With Fire“ und „Don´t Walk On Broken Glas“, die mich den Kopf schütteln lassen – schütteln, wohl gemerkt, nicht bangen. Die existenzielle Frage nach dem Sein und Nichtsein kann mir gestohlen bleiben, meine ist einfacherer Natur: warum? Es wird weder eine besondere Atmosphäre, noch irgendetwas anderes erzeugt, dass seinen Einsatz hätte rechtfertigen können. Also lasst es doch bitte gleich ganz bleiben.

Dass dergleichen nämlich wirklich nicht sein muss, zeigen die stimmungsvollen Passagen a lá „Our Melody“, stellvertretend auch für „Your World Is Not Mine“ und „Breaking The Silence“, die ganz ohne diesen Schmarrn auskommen. Hier verlässt man sich einfach auf die Säulen des Power Metals: melodischer Gitarrenarbeit, hervorhebendem Gesang und stimmigen Schlagzeugspiel, verbunden mit mal hinter- mal vordergründigen Chören. Das Konzept kommt bekannt vor? Stimmt, ist es nämlich auch. Das Rad erfinden POWERWORLD nicht neu, was – bei Musikern mit solchen Backgrounds – wirklich schade ist. Ich persönlich hätte mir nämlich gewünscht, dass sie nicht nur ein hörbares Album abliefern, sondern sich durch ganz eigene Merkmale von genregleichen Bands abheben. Positiv, versteht sich und nicht auf die zu oft negative Art und Weise, wie schon vorgebracht wurde. Womöglich haben wir es hier ja mit dem Kurt Beck-Faktor zu tun: man hat beste Voraussetzungen und versaut es sich dann trotzdem irgendwie, bis man von Parteikollegen übertrumpft wird. Was in seiner Angelegenheit keine Sau interessiert, liegt hier anders. Deswegen der Appell: denkt euch fürs nächste Album was Neues aus. Den Stoff gibt’s schon oft genug – und teilweise auch besser.

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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