CATARACT kommen aus der Schweiz – aus dem Land mit der gefühlten höchsten Hard Rock-Band-Dichte der Welt. Diese Tatsache lässt einen leicht die falschen Schlüsse ziehen, denn die Musik von CATARACT ist zwar Hard, jedoch eher Core statt Rock. Aber wem erzähl ich das? In ihrer mittlerweile 10-jährigen Bandgeschichte veröffentlichten die Jungs bereits fünf Alben und bespielten jede greifbare Bühne, so dass eigentlich jeder schon mal mit ihnen in irgendeiner Form in Berührung gekommen sein müsste.
Ihren Stil haben die Schweizer dabei kontinuierlich (wenn auch in kleinen Schritten) weiterentwickelt und präsentieren sich auf dem fünften und selbstbetitelten Album stärker denn je. Gestartet als reine Hardcore Band, haben sie es verstanden im Laufe der Jahre immer mehr Thrash und Death-Metal Elemente in ihre Musik einzustreuen um heute einen modernen New-School Hardcore im Stile von Heaven Shall Burn und Konsorten zu zelebrieren. Das Unwort Metalcore lasse ich nur fallen, um auf die ausdrückliche Nichtverwendung des selbigen zu verweisen, allein schon um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, bei CATARACT hätten wir es mit geschminkten Heulsusen im Calibanfahrwasser zu tun. Hier sind echte Männer am Werk, das macht auch schon der Eröffnungstrack „The Separation Of Live And Time“ deutlich. Verzweifelte Schreie und dann wird erstmal drauf los geprügelt um zu zeigen wo die Musik spielt. Doch gerade die Unterbrechungen von diesen Gewaltattacken, die im getragenen Midtempo vor Atmosphäre nur so sprühen, machen die Stücke von CATARACT zu etwas Besonderem. Wenn dann ganze Tracks, wie das nachfolgende „Blackest Hour“, größtenteils in diesem schleppenden Stil daher kommen, zeigen sich die Wurzeln und die ganze Routine der Band mehr als deutlich. Besonders erwähnenswert sind auch die sehr prägnanten zweistimmigen Gitarrenläufe und -melodien (besonders gelungen in „Breeze Of The Kings“ – ein Titel, der mich beim ersten Lesen unverhofft an eine große Dose Bohnen denken lies), die immer wieder an die Göteborger-Schule erinnern, ohne diese jedoch zu kopieren – zu viel Hardcore und zu wenig Experimentierfreude steckt den Schweizern im Blut. Dennoch könnte auch der nach Abwechslung dürstende Deather Freude an diesem Scheibchen haben, denn Stücke wie „Snake Skin“ oder „Burn At The Stake“ verkommen zur brachialen Hasswalze, während „Choke Down“ durch sein treibendes Stakkato-Thrash-Riffing besticht. Doch CATARACT haben nicht nur eine riesen Portion negativer Emotionen, die sie in ihrer Musik kanalisieren, angestaut, sondern auch ein geschicktes Händchen was das Arrangement auf „Cataract“ angeht. So gibt es immer wieder kleine Erholungsinseln vor dem nächsten Sturm und mit „Tonight We Dine In Hell“ sogar ein amtliches Instrumentalstück mit auf die Platte gepackt, indem endlich die hinter Sänger Federico etwas blass wirkenden Instrumentalisten ihr ganzes Können offenbaren dürfen.
Im Großen und Ganze fällt die Platte wie erwartet solide aus. CATARACT machen das, was sie am besten können und das ist auch verdammt gut so. Nach der Umbesetzung an Gitarre und Bass hätte man zwar alles von großen Experimenten bis totalen Ausfällen erwarten können, doch die Eidgenossen haben es geschafft, die neuen Mitstreiter ohne Reibungsverluste und mit ein wenig neuem Elan zu integrieren, was dem Album in keinster Weise geschadet hat. So muss Hardcore 2008 klingen!
Wertung: 8.5 / 10