Dass MOSHQUITO bereits einige Jahre auf dem Buckel haben und ihre Bandgeschichte sicherlich keine einfache war, merkt man den fünf Jungs aus Zwickau nicht an. 1983 dort gegründet bekam man als Thrash Metal-Band schnell zu spüren, dass es in der DDR wenig mit Demokratie auf sich hatte. Es hagelte Auftrittsverbot nach Auftrittsverbot, bis man 1987 den ursprünglichen Namen „Argus“ in MOSHQUITO änderte. Von der Regierung ins Aus geschoben nahm sich die Band eine Auszeit. Nach dieser war es ihnen möglich, die erste Demo „No Back To Inferno“ aufzunehmen. 1991 trennten sich ihre Wege jedoch, trafen sich aber 1998 wieder um Vollgas zu geben. Das nun vorliegende, vierte Album voller Länge soll mit seiner Gesamtspielzeit von 50 Minuten alle Restzweifel aus der Welt schaffen.
Das Cover von „Behind the Mask“ ist unterschiedlich interpretierbar. Ein alter Mann mit eingefallenen Gesichtszügen steht gebrochen vor dem Spiegel, betrachtet sein geschundenes Ich. Die Maske, die ihn peinigte, mit Nägeln an seinem Kopf befestigt wurde, noch in den Händen. Ob gewollt oder nicht, eine Frage stellt sich unweigerlich: was verbirgt sich hinter der Maske?
Ein akustisches Intro, wie es der Opener „Schizophrenia“ die ersten knappen 60 Sekunden beinhaltet? Definitiv nicht. Denn schon in diesem ersten von insgesamt zwei Akustikparts mischt sich schnell die Verzerrung einer elektrischen Gitarre ein, umspielt ihren akustischen Freund ein paar Sekunden lauernd, bis sie ihn überrennt und das Kommando übernimmt. Dann wird mit ausgezeichnetem technischen Können der beiden Gitarreros im Anschluss überzeugt. Die brachiale Gangart setzt sich ungehemmt auch auf „Perverted Appetite“ fort. Schnell fällt auf: Sänger Michael Morgenstern würde dabei genau so gut in jede gehobenere Death Metal-Band passen. Gewöhnungsbedürftig ist das in gewisser Weiße auf jeden Fall – stört aber auch nicht wirklich. Interludes wie beim dritten Titel „Behind The Mask“ bringen Abwechslung in das Klanggebilde der Deutschen. Morgensterns Stimme hört sich an, als würde sie unter Wasser erklingen, was in Verbindung mit den halbakustischen Gitarrenlicks wirklich äußerst interessant ist.
Wer mit dieser Art der Abwechslung noch nicht viel anfangen konnte, sollte sich das gitarristische Gesamtwerk einmal genauer einverleiben. Auf Songs wie „State Of The Rat“ und „The Atheist“ kommt sehr gut zum Vorschein, was MOSHQUITO ausmacht: technisch erstklassige Riffs, die nicht nur immer wieder überraschend, sondern gleichzeitig in ihrer Härte auch verdammt eingängig rüberkommen. Wer sich hierbei an so manches Riff der Death-Legende Chuck Schuldiner erinnert fühlt, irrt nicht. Einen letzten Beweis für das musikalische Können und die so oft betonte Vielschichtigkeit liefert das Instrumental „Visions Of A Better World“ ab. Augen zu und genießen! „Necrophile“, „Desperate Thoughts“ und „Amputated“ folgen dem eingeschlagenen Kurs ohne Abweichungen und mit „If You Bleed“ findet die Scheibe letztendlich einen würdigen Ausklang und lässt vermutlich nur noch eine Frage offen: was verbirgt sich hinter der Maske?
In erster Linie hartes, kompromissloses Brettern der beiden Äxte. Drummer John Uhle treibt seine Kollegen zielsicher und unaufhaltsam voran, vernachlässigt dabei aber die Bass-Drum ein wenig. André Nebel am Bass muss daher eine ordentliche Lücke füllen, schafft das allerdings auch.
Innovation lässt hier vergeblich auf sich warten. Stattdessen hat der Fünfer innerhalb der letzten drei Jahre technisch stark an sich gearbeitet und sich stilistisch verfestigt. Der souveräne, mitunter aber monotone Gesang, die ungebremste Spielfreude und die aggressiven Elemente machen „Behind the Mask“ zwar zu einer Scheibe, deren Qualitäten sich nicht beim ersten Hören vollständig offenbaren. Aber gleichzeitig auch zu einer, deren Vorzüge bei näherer Betrachtung unverkennbar sind und einen Kauf in jedem Fall rechtfertigen.
Wertung: 8 / 10