Fünf junge Männer betretene die Bühne. Nebel. Rotes Licht hüllt die Bühne ein. Erwartungsvolle Spannung im Publikum. Dann springen die Gitarrenverstärker an, röhrend wie der Motor eines Maserati, und der Drummer gibt den Takt an. Los geht’s! Die Zuschauer, man erkennt über die Augen gekämmtes schwarzes Haar und Lederkutten unter lockigen Matten, sind nicht mehr zu halten. Durch Moshen, Bangen, Springen und Kopfnicken wird die Musik gnadenlos zelebriert.
So – ungefähr – sehen die Auftritte von ASHES TO EMBER aus. Vollkommen zu Recht. Denn die seit 2005 bestehende Band aus dem Ruhrgebiet (genauer gesagt Dortmund bis Werne) hat nun, nach einer Pause und ein paar Umbesetzungen, ihr Debüt in Form der EP „Introducing The End“ in Eigenregie veröffentlicht. Dass dabei keine Kosten und Mühen gescheut wurden, sieht man dem Silberling (und seiner Verpackung) schon von außen an. Das Cover und sonstige Artwork, vom Hamburger Christian Hayungs realisiert, lässt durch sein Motiv in Verbindung mit der Farbgebung die gewünschte apokalyptische Stimmung aufkommen, schon bevor man die ersten Takte der Musik überhaupt hört.
Diese ersten Takte unterstreichen die Stimmung des Covers, indem durch Streicher und Piano, unterlegt von düsteren elektronischen Sounds und Gewehrfeuer, das Ende – die Apokalypse – eingeleitet wird. „Angel of Devastation“ legt dann auch sofort los mit fetten stakkato-artigen Gitarren, Death-Growls und Double-Bass. Der Song bezieht sich auf die auf dem Cover dargestellte Figur in weiß – den Engel der Verwüstung – und kommt sehr abwechslungsreich und groovig daher. Wer sich an dieser Stelle jetzt wundert, wie die ohne Label im Rücken entstandene Debüt-EP einer Band so verdammt druckvoll, aggressiv und fett klingen kann, darf aufatmen. Denn produziert wurde die CD nirgendwo anders als in den Rape of Harmonics Studios, die schon Heaven Shall Burn zu ihrem Sound verhalfen.
Während sich die „Ballad of Fear“ auf dem gleichem – hohen – Niveau wie „Angel of Devastation“ bewegt, steigert sich der Fünfer hiernach sogar noch. Statt die Größen des Genres einfach zu kopieren, gehen sie ihren ganz speziellen Weg. Die Mischung aus Emocore und brachialem, schnellen Metal kann in ihrer Dynamik und Qualität voll überzeugen. Auch die Wechsel zwischen treibenden Parts und melodischen Passagen klingen nicht künstlich, sondern passen perfekt in das angestrebte Konzept. Besonders hervorheben muss man Sänger Dominik Wende, der von tiefsten Growls über wütende Schreie und klaren Gesang alles beherrscht. Und zwar auf einem Level und mit einer Authentizität, die man woanders oft vergebens sucht.
Nachdem „My Grotesque“ die Messlatte also noch ein Stück anhebt, schwebt „Bitter Harmony“ als Höhepunkt der Platte einfach darüber hinweg. Trauer, Wut, Angst gehen eine musikalische Synthese ein und das Wechselspiel zwischen klarem Refrain und gegrowlten Strophen war wohl nie so überzeugend wie hier. Aber auch die Gitarrenfraktion aus Dennis Roßmann und Florian Kortenbusch kann durch ihr unglaubliches Gespür für Melodien zeigen, was wir erwarten dürfen, wenn diese junge Band den Sprung über die lokale Bekanntheit schafft – wovon ich ausgehe. Nach dem recht typischen Metalcore-Brecher „Awaken“ ist dann auch leider schon Schluss mit der EP und man sieht seinen Zeigefinger erneut zum Play-Knopf wandern. Greift also zu, ihr Freunde des melodischen extremen Metals!
Keine Wertung