Review Lönndom – Fälen Från Norr

Mutiert der Folk Metal immer mehr zur feuchtfröhlichen, hirnlosen Saufmusik oder war er schon von Anfang an als solche konzipiert? Wenn dem so ist, könnte dann überhaupt noch Raum für Ästhetik und tiefe Emotionen vorhanden sein? Dass ich diese Frage nicht beantworten kann, ohne gleich eine ganze Studie darüber zu schreiben, ist selbstverständlich. Aber mit LÖNNDOMS Debütalbum „Fälen Från Norr“ bekam ich einmal wieder die Möglichkeit, einen Versuchauthentischer, folklorebeinflusster Tonkunst zu hören und zu untersuchen.

Als Eröffnung für „Fälen Från Norr“ nutzen die beiden Musiker A. und S. das Knistern von Feuer und ein paar rauhe Klargesänge. Sicher nichts Spektakuläres, aber soweit recht stimmig und nett zu hören. Kaum klingt „Vid Elden“, der eben beschriebene Opener aus, da dringt mir nach einer kurzen Pause ein surrender, blackmetallischer Riff in dieOhren. „Ripeluokte“, der erste „richtige“ Song, hat begonnen. LÖNNDOM zeigen sich nostalgisch, minimalistisch und rauh. Gelegentlich wird der Riff von tiefen Männerchören unterstützt, die nur unterschwellig zu hören sind und den Riffs einen ungeschliffenen, heimatverbundenen Charme verleihen. Im Laufe des Songs gesellen sich auch seltsameGlocken (mich erinnern sie an Kuhglocken…) und warme Bässe dazu. Es klingt recht nordisch, ist ganz in der Tradition der frühen 90er produziert und hat macht Durchaus Lust auf mehr.

Dass man nicht mehr von dem, das man erwartet, zu hören kriegt ist nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist, dass LÖNNDOM im weiteren Verlauf von „Fälen Fran Nörr“ gegen ihr eigenes Konzept arbeiten. Sie möchten gerne heimatverbunden klingen, räudig und erhaben zugleich sein, sich als große Avantgardisten präsentieren und beweisen, wie versiert sie neben alldem in der Anwendung der Monotonie sind. Und um des Prinzips Willen muss man dem Hörerunbedingt noch einen drittklassigen Ambient Track („Tjåkkå“) präsentieren. Noch genauer und besser auf den Punkt gebracht:LÖNNDOM reiten zu lange auf durchschnittlichen Riffs herum und es gelingt ihnen oft nicht, die Komponenten auf eine kunstfertige Weise zusammenzufügen. Zu oft reiben die verschiedenen Ideen und Experimente an der Grundstimmung, sie erzeugen unnötige Ablenkung und ein störendes „Was-Soll-denn-das“-Gefühl.

Kann man dieses Album also getrost beiseite werfen und als vollkommen unnötig bezeichnen? Nein, denn auf der anderenSeite schaffen es LÖNNDOM ja doch immer wieder, kleine Momente der Nostalgie zu erschaffen, und der Gesang ist wirklich gut. Die Ausdruckskraft der Stimme gibt selbst den belanglosesten Stellen dieses Albums doch etwas symphatisches. Auch der letzte Song „På Fjället“ hat etwas: Zum Gesang gesellen sich Trommeln, doch diese sind eben sehr dürftig in Szene gesetzt und ihre Mystik geht schnell verloren. Zumal hier erneut der Fehler gemacht wird, den ich schon weiter oben beschrieben habe: Das ganze wird zu sehr in die Länge gezogen.

Was bleibt mir da noch groß zu sagen? Auf dem nächsten Album sollten sich LÖNNDOM auf das Essenzielle besinnen, ehe sie zu Experimenten übergehen. Und genau diese müssten dann auch songdienlicher sein; einnehmen und faszinieren können. Dennoch ist ihnen ein recht nettes Album für zwischendurch gelungen, das für den einen oder anderen Fan von Projekten wie Isengard oder Storm interessant sein könnte. Mir fehlt es jedoch an Dichte, es erklingen zu viele kleine, undurchdachte Schnellschüsse in den einzelnen Songs. Und was ist nun mit der Frage nach authentischem, Folk-Metal? LÖNNDOM könnten eine ernstzunehmende Bereicherung werden, wenn sie ihre Stärken zu nutzen lernen und ihre Songs dynamischer, kompakter und kraftvoller gestalten würden.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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