Schon ein Blick auf Vorder- und Rückseite des Covers sollte klar machen, was man bei “Moonlight City” von PSYCHOPUNCH zu erwarten hat. Eine lediglich mit Unterwäsche und Lederstiefeln- und Armstulpen bekleidete, dunkelhaarige Schönheit blickt lasziv an einer Tanzstange kniend dem Hörer entgegen. Der leicht zerschlissene Hut auf ihrem Kopf, und rückseitig auf dem Kopf eines Totenschädels, in Verbindung mit dem Titel, lassen wenig Spielraum für Assoziationen. Hier gibt’s sleazy auf die Fresse, und zwar mit klassischen Rock ’n’ Roll-Anleihen!
Seit 1998 besteht die Schweden-Kombo PSYCHOPUNCH als Zusammensetzung aus Musiker von Punk, Death Metal und Rock ’n’ Roll Bands; seit dem Jahr 2006 bei Silverdust records unter Vertrag, gibt es zum zehnjährigen Jubiläum nun ihren Siebtling „Moonlight City“ auf die Ohren.
Drive haben die Jungs, und die seltene Gabe starke Refrains am laufenden Band zu produzieren – das wird gleich mit dem ersten Song „It remains to be seen“ klar. Ich habe die Platte zum ersten Mal im Auto gehört, und fühlte mich ultimativ zum Mitgröhlen hingezogen. Man wünscht sich kein Schmerzempfinden in den Ohren und keine klirrenden Autoscheiben (ein Cabrio muss her, soviel ist bei der Musik klar ;)), da das Verlangen nach immer größerer Lautstärke kaum zu zügeln ist.
”The new album “Moonlight city”(2008) once again combined PSYCHOPUNCH’s trademarks: riffs with class […] and melodies you can’t escape.” (Zitat: www.psychopunch.com/Biography.htm)Dieses Statement ist so auch aussenstehend mit Nachdruck zu unterschreiben. Kaum eine andere Band hat es in letzter Zeit fertig gebracht, mich mit soviel Energie zum mitwippen, –trommeln und dem Bedürfnis des Mitgröhlens zu bewegen. Dirty Punk ’n’ Roll at it’s best!
Apropos Statement. „Another statement“ bietet von vorne bis hinten ein superbes Riffing mit einem der besten Beispiele dafür, dass Minimalismus und Einfachheit ebenfalls und immer noch Garanten für geile Songs sein können. Im Falle PSYCHOPUNCH und auch anderer Dirt ’n’ Roll Bands gehört eine gewisse Simplizität einfach dazu und trägt einen Großteil dazu bei, dass die Songs so gut sind, wie sie es zweifelsfrei sind!
„If you say so“ brachte mich ins Grüblen “das kennst du doch irgendwoher…?“.Und tatsächlich, die Ähnlichkeiten mit dem 2003er „Project 1950“, auf dem die MISFITS alte Rockschinken a la „Great Balls Of Fire“ durch den Punkwolf drehten, sind immens und nicht von der Hand zu weisen – retro’er als die meisten bekannten „Retro-Bands“, dabei aber so aktuell, dass nie der alles-schonmal-gehört-Skip stattfindet. Eine etwas andere (Einsatz Handclaps, etc.), dadurch aber sehr sympathische, Nummer 7.
Der Titeltrack zeigt sich erstaunlicher Weise im gemäßigten Tempo-Gewand, was auf diesem Album sonst eher selten zu hören ist – und es steht ihm erstaunlich gut! Es treffen stampfende Rhythmen auf geile Gitarrenleads, wie sie von AEROSMITH oder GUNS N’ ROSES nicht hätten besser vorgetragen werden können. Wer diesen Song hört, versteht wieso er Titeltrack wurde. Anders als die restlichen Songs bietet Moonlight City dennoch all das, was das gesamte Album ausmacht.
Mit „Lay me down“ gibt es zum Schluss noch eine Nummer, wie sie gegensätzlicher zum Titeltrack nicht sein könnte. Sie prescht vor, zerstört jegliche schlechte Laune und hinterlässt (hoffentlich) nur betrunkene, gut gelaunt gröhlende Menschen. Dieses Lied klingt wie die Essenz des Dirt ’n’ Roll und ist wohl bisher für mich das meistgehörte Stück auf diesem Album – man könnte meinen man hat dort oben in Schweden alte Platten von DIE TOTEN HOSEN angehört und sich das Beste herausgepickt um es 10 mal härter und 1000 mal besser wieder hervor-, auf diesen Silberling, zu rotzen.
Leider ist ein Problem dieser Platte (trotz durchweg guter Songs!), dass das Album keine einzige wirkliche Verschnaufpause bietet und es dem Hörer dadurch leider zu oft das Gefühl gibt, es bestünde aus einem einzigen Song. Die Songs klingen untereinander oftmals zu ähnlich. Was natürlich ob des konsequent hohen Niveaus nicht zwangsläufig schlecht ist – eine Einheit bietet es jedenfalls, was schließlich nie schlecht sein kann.
Wem zusätzlich die Möglichkeit geboten, der sollte auch gleich zur Limited Edition greifen. Hierauf finden sich Tracks der Aufnahme-Sessions von „Moonlight City“ und dessen Vorgänger „Kamikaze Love Reducer“, die zuvor als B-Sides oder Bonustracks veröffentlicht wurden. Damit ist eigentlich nichts falsch zu machen – ein für mich absolut lohnenswerter Blindkauf!
Übrigens: Die leichte (aber wirklich nur minimale!) Ähnlichkeit mancher Songs mit den Toten Hosen ist nicht abzustreiten aber problemlos zu verkraften. ;)
Redakteur: Felix Valstar
Wertung: 8 / 10