Hier kommt ein schwergewichtiges Schmankerl für Fans der Dio-Ära von Black Sabbath oder auch für Dio-Fans im Allgemeinen daher: Knapp zwei Stunden Livemusik von HEAVEN AND HELL, einer späten Reinkarnation von Black Sabbath. Schon beim Lesen der Personalliste dürfte so mancher Retrometal-Fan feuchte Augen bekommen, denn bei diesen vier Herren handelt es sich um exzellente Musiker, die schon vor mehr als 30 Jahren für erstklassige Musik sorgten. Aufgenommen wurde diese Doppel-CD in der altehrwürdigen New Yorker Radio City Music Hall, wie auch schon der Titel vermuten lässt – hierbei handelt es von der Optik her eher um einen Konzertsaal für Klassisches, doch hier treten Musikgrößen aller Sparten auf und beglücken ihre in Sesseln hockenden (oder davorstehenden) Fans.
Die Besetzung lässt es schon vermuten: Hier werden allerlei Klassiker dargeboten, die von Black Sabbath in der Zeit kreiert wurden, in der Ronnie James Dio das Mikro anschrie. Etliche Leckerbissen von damals haben es auf dieses Album geschafft: „Voodoo“, „The Mob Rules“, „Die Young“, „Neon Knights“ und natürlich das namensgebende „Heaven And Hell“ (zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten wurde auf die Wiederbelebung von Black Sabbath verzichtet) dürften jedem Sabbath-Fan bekannt sein. Was natürlich zunächst auffällt, ist Dios Gesangsfarbe: Seine Stimme versprüht immernoch das gewohnte Charisma, doch er klingt um einiges dunkler als damals (der natürliche Lauf der Dinge); stellenweise neigt er dazu, bei der Aussprache einiger Silben den Mund nicht weit genug auf zu kriegen, doch das fällt kaum groß auf.
Viel mehr fällt die gelungene Produktion auf: Der Sound ist kristallklar, jedes Instrument (na gut, sind ja auch nur vier) lässt sich deutlich heraushören, akustischen Matsch gibt es zu keiner Zeit. Während man aber alles hört, was auf der Bühne passiert, bekommt man leider nur sehr, sehr wenig vom Publikum mit. Während der Stücke muss das ja auch nicht unbedingt sein, doch gerade in den Pausen ist – abgesehen von einem gelegentlichen Jubeln vor einem bekannten Song – das Publikum zu leise oder zumindest sehr leise abgemischt – wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, HEAVEN AND HELL hätten hier einen Open-Air-Auftritt auf CD gebannt.
Weiterhin ist eine Schwäche dieser Live-CD, dass sie einige Längen aufzuweisen hat. Natürlich, Soli aller Instrumentalisten gehören einfach zu einem Konzert dazu, aber ich für meine Person kann damit schon live nur in den seltensten Fällen etwas anfangen, und auf CD wirkt das Ganze noch langweiliger, weil man noch nichtmal etwas sieht. Eine Minute lang ist das spannend, alles darüber hinaus ödet an. Außerdem haben auch einige Songs ihre Längen, zum Beispiel „The Sign Of The Southern Cross“ oder eben auch „Heaven And Hell“, das allerdings schon als Studioversion langatmig ist. Es ist alles etwas ausschweifender, als man es von den Studioalben gewöhnt ist, doch dies kommt der Konzertatmosphäre zugute, die sich durchaus sehen lassen kann.
Insgesamt kann sich diese Veröffentlichung also durchaus „hören lassen“ mit ihrem großen Umfang und der eleganten schwarz-silbernen Aufmachung; wer also Dio oder Black Sabbath mit Dio mag, sollte hier auf jeden Fall reinhören, wer nicht viel mit dieser Musik anfangen kann, sollte die Finger davon lassen, denn demjenigen werden die langatmigen Passagen wohl höchstens schöne Träume bereiten.
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