November 2007

Review Primordial – To The Nameless Dead

PRIMORDIALs „The Gathering Wilderness“ war in seinem Erscheinungsjahr 2005 eines der Alben schlechthin. Was hier geboten wurde, war unglaubliche Tonkunst; simpel und schlicht, aber dennoch eine zuvor in keiner vergleichbaren Weise dagewesenen Atmosphäre versprühend und einer unverwechselbaren, eigenwilligen aber unglaublich passenden Produktion, die diese Stimmung nur noch einmal betonte. „The Gathering Wilderness“ war das beste, wenn auch am schwersten zugängliche Album PRIMORDIALs und machte nach bereits exzellenten Alben wie „Storm Before Calm“ oder „Spirit The Earth Aflame“ nur noch ein weiteres Mal klar, dass die Iren die unanfechtbaren Könige auf dem Thron des keltisch angehauchten Pagan Metal sind. Wie kaum zu überlesen, waren meine Anforderungen und Erwartungen an das nächste Album von PRIMORDIAL dementsprechend hoch und etwa zweieinhalb Jahre nach dem großartigen Vorgänger erblickte es dann das Licht der Welt. Auch die Angst vor einer Enttäuschung war sicher bei einigen gegeben, auch wenn ich diesbezüglich kaum Bedenken hatte, erst recht nicht, nachdem ich die Truppe auch einmal live gesehen hatte, was meine positive Meinung nur noch mehr verstärkte. Und ich denke, ich spreche im Namen der Fans, wenn ich sage, dass „To The Nameless Dead“, wie sich der neue Silberling nennt, alles andere als eine Enttäuschung ist.

Wo „The Gathering Wilderness“ aufhörte, beginnt „To The Nameless Dead“. Wer beide Alben hintereinander in seiner Playliste hat, wird den passenden Übergang kaum überhören, nachdem das doomige „Cities Carved In Stone“ und damit der gesamte Eindruck des Überalbums ausklingt, werden langsam die für PRIMORDIAL charakteristisch melancholischen Clean-Gitarren lauter und leiten „Empire Falls“ ein, das bald im typischen Stile der Iren die unvergleichliche Atmosphäre erzeugt. Schlichte Riffs und Rhythmen, die aber dennoch melodisch sind und irgendwie progressiv wirken, gepaart mit der unverwechselbaren Stimme des Fronters Nemtheanga, die irgendwo zwischen klagen und schreien liegt, machen schon den Opener zu einem echten Highlight. Besonders das Refrainriff weiß sehr mitzureißen. Auch das folgende „Gallows Hymn“ beginnt wieder mit ruhigen klängen, ist aber insgesamt wesentlich langsamer gehalten, was der Atmosphäre alles andere als einen Abbruch tut. Wieder einmal besticht der Song durch äußerst interessante, nach einigen Durchläufen auch sehr eingängigen Melodien und Riffs, auch die (zugegebenermaßen bei PRIMORDIAL eher seltenen) Doublebasspassagen fügen sich perfekt in das Gesamtbild ein. Etwas aggressiver geht es dann bei „As Rome Burns“ zu, das passend zum Titel rhythmisch etwas hektischer und kriegerischer wirkt. Besonders genial finde ich hier die spannende zweite Hälfte, die mich persönlich sehr an „The Soul Must Sleep“ vom 2000er Album „Spirith The Earth Aflame“ erinnert.

Einige unvergleichliche Momente bietet dann „Failures Burden“, bei dem besonders im letzten Drittel des Songs wirklich alles gegeben wird. Diese Melodie muss einem einfach im Ohr hängen bleiben, wem es da anders als mir geht, der hat keine Ohren. „Heathen Tribes“ hingegen wirkt zunächst recht eigenwillig, da man zu Beginn stärker als denn je auf traditionellere, folkloristische Klänge setzt, so richtig in Fahrt kommt dieser Titel erst recht spät. Nach einem kleinen, atmosphärischen Interludium überrascht „Traitors Gate“ durch ungewohnt brachiale Klänge, denn zunächst dominiert hier eindeutig Black Metal artiges Riffing, Blastbeats und Doublebass. Doch auch das passt überraschend gut zum Stil PRIMORDIALs, wenn auch bis zum letzten Drittel hier und da das gewisse Etwas noch ein bisschen fehlt. Einen wieder etwas schleppenderen Abschluss macht dann „No Nation On This Earth“, wo Nemtheanga ein weiteres mal den rauheren, ebenso genialen Charakter seiner Stimme zu düsteren Riffs präsentiert. Und wie im nu sind schon wieder 55 Minuten vergangen.

„To The Nameless Dead“ ist ein großartiges Album geworden, so viel steht fest – übrigens auch das Coverartwork ist nur ein weiterer Beweis für den guten Geschmack der Gruppe. Alle Fans – und die, die es noch werden wollen – können aufatmen und sich über eine erneut erstklassige Scheibe freuen, die eindeutig noch ein ganzes Weilchen im CD-Player rotieren wird, wenn das Album durch seine nicht ganz so düstere Gesamtstimmung auch nicht direkt mit seinem Vorgänger „The Gathering Wilderness“ zu vergleichen ist. Definitiv das beste Album des Monats und eines der besten dieses Jahres!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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