Nach nur zwei Studioalben präsentieren BLACKFIELD mit „NYC“ bereits ein Livedokument mit Bild und Ton. Böse Zungen könnten sicherlich behaupten, dass man damit auf dem aktuellen Porcupine Tree-Hype mitschwimmen will. Wilsons Hauptband hat sich mit einer DVD, einem neuen Album und zuletzt einer EP ja doch sehr medienwirksam in Szene gesetzt. Und ganz ehrlich, soweit ist es von Porcupine Tree zu Blackfield ja nun nicht: Viele Nummern von Wilson und seinem israelischen Freund und Mitmusiker Aviv Geffen klingen wie übrig gebliebene, etwas songdienlichere Balladen vom Stachelschwein Baum.
Doch das bedeutet ja nicht, dass das hier konservierte Konzert aus dem Bowery Ballroom in New York City keine Daseinsberechtigung hätte. Die Musik von BLACKFIELD weiß auch in ihrer Livevariante zu jeder Zeit vollständig zu überzeugen, Wilson, Geffen und ihre drei Backgroundmusiker präsentieren das Material absolut fehlerfrei und routiniert. Allerdings ist eine BLACKFIELD-Show genauso distanziert und kühl wie ein Porcupine Tree-Konzert. Allzu große Interaktion gibt es also nicht, der ganz große Funke will auch beim Schauen der DVD nicht überspringen, denn die Musik ist nicht sonderlich livekompatibel. Zumindest nicht in dem Sinne, dass man sich dazu bewegen könnte. Es ist eher Musik zum Zuhören, Hinhören, Schwelgen. Gerockt wird hier nicht. Dafür ist es immer wieder schön, Wilsons Gitarrensoli zu hören und dem wieder einmal fantastischen Sound, der in Stereo und Dolby Digital 5.1. zur Verfügung steht, zu lauschen. Für die Audioabmischung zeichnet sich natürlich Wilson höchstpersönlich verantwortlich. Die Setlist setzt sich logischerweise aus dem Material der beiden Studioalben zusammen, dazu gibt es ziemlich genau in der Mitte der Songliste noch eine Interpretation des Alanis Morissette Songs „Thankyou“, die mich allerdings nicht unbedingt vom Hocker hauen kann. Highlights dagegen sind „Pain“, „Hello“, „My Gift Of Silence“, „End Of The World“ und vor allem das überragende „Cloudy Now“. Schade, dass „Once“ ein zweites Mal im Zugabenblock gespielt wird, da hätte man auch einen noch nicht gespielten Song präsentieren können. Ebenso schade, dass das Publikum akustisch kaum zu vernehmen ist, es bleibt bei verhaltenem Applaus. Resultiert wohl aus der Charakteristik der Musik. Visuell ist „NYC“ im Gegensatz zur Porcupine Tree-DVD bodenständig und beinahe schon zu schlicht gehalten. Es gibt einfache Schnitte, keine Effekte, die Kamerapositionen gehen in Ordnung, wissen aber keinerlei Magie und Intimität zu transportieren, was ich bei dieser Musik als besonders wichtig erachte. Die Lightshow bleibt ebenso beim absoluten Standard.
Leider entspricht die „Show“ überhaupt nicht meinem Geschmack: Ich habe es lieber persönlicher, mag es, wenn man den Musikern ansieht, dass sie hinter ihrer Musik stehen und sie ihnen (emotional) was bedeutet. Bei BLACKFIELD bekomme ich einen starren, emotionslosen Wilson, einen im Gesicht mit Glitzerstaub bestreuten Geffen (der zu Anfang des Abends einen Anzug mit Hemd und Krawatte trägt und am Ende des Konzerts dann mit nacktem Oberkörper spielt – wie passt das zusammen?) und dazu Mitmusiker, die sich auf eigentümlich seltsame Art und Weise in Szene zu setzen versuchen. So zum Beispiel Keyboarder Daniel Solomon, der bei den fünf Tönen, die er durchschnittlich pro Song zu spielen hat, so tut, als wäre er ein großer Pianist unserer Zeit und stilecht nach jedem Tastendruck elegant den Arm und die Hand hebt. Oder aber Bassist Tomer Z, der mir das ein oder andere Mal durch Rockposen bei den ruhigsten Balladen aufgefallen ist. Das passt alles nicht so ganz zur Musik, wenn man mich fragt. Und ob das Stil hat? Man entscheide selbst.
Aus diesen Gründen bevorzuge ich persönlich es, die DVD ohne Bild zu genießen und somit einer Art BLACKFIELD-Best Of in tollem Sound und mit etwas mehr Leben als in den Studioversionen zu lauschen. Hier bleibt nur die Frage, ob sich dann eine Anschaffung lohnt, wenn man schon die beiden Studioalben hat. Zu dem mit etwa 82 Minuten schon ziemlich kurzen Konzert gibt es als Extras noch drei Promovideos zu „Blackfield“, „Hello“ und „Pain“ sowie die obligatorische Fotogalerie. Ob das alles reicht, um dafür Geld auf den Tresen zu legen, müsst ihr entscheiden. Da ich meinen eigenen Geschmack bzgl. Stage-Acting der Musiker nicht allzu stark in die Bewertung einfließen lassen will, und der Audioteil des Pakets mir etwa acht Punkte wert wäre, gibt es summa summarum dann sieben Zähler. Rein subjektiv betrachtet braucht man das hier aber eher nicht.
Wertung: 7 / 10