THE HARROWED kommen aus Australien und sind dort wohl eine der bekanntesten Bands des Landes. In der Bandbiographie erfährt man, dass Hauptsongwriter Ricky Boon seit einigen Jahren blind ist und man zunächst unter dem Namen Fury fünf Alben veröffentlicht hat, ehe die Umbennenung folgte. Zudem zog man von den Outbacks in den Süden nach Adelaide, um nach einigen Jahren das, nach Meinung der Band, perfekte Lineup gefunden zu haben. Nun versucht man zusammen mit dem Label Massacre Records im Rücken auch den europäischen Kontinent zu erobern.
Auf der netten Packungsbeilage steht Death Metal, doch das entpuppt sich eher als brutaler Thrash Metal mit zahllosen nervigen Voiceovers, die freilich in der Verkaufsversion nicht enthalten sind, aber bei der Promo einfach nur empfindlich an meinen Nerven kratzen. Große Kreativitätspreise wird man mit diesem Album jedenfalls auch ungeachtet dessen nicht gewinnen können. Mag sein, dass Bands wie Legion Of The Damned im Land der Koalas noch nicht bekannt sind, hier in Europa jedenfalls dürfte man wie ein billiger Abklatsch der Schweden wirken. Das Ganze präsentiert sich freilich nicht schlecht, klingt von der Produktion her ganz ordentlich und technisch gibt es ebenfalls kaum etwas zu meckern, trotzdem plätschert die Scheibe eher ungeachtet an einem vorbei. Bereits nach drei Songs stellt sich der kaum zu widerlegende Verdacht ein, dass das Scheibchen einfach in die Schublade „belanglos“ gesteckt werden kann. Gründe hierfür sind schnell gefunden. Es fehlt einfach so etwas wie ein roter Faden, zündende Ideen hinter den Songs, dazu ein wenig Struktur, damit es weniger danach wirken würde, als hätte man einfach ein paar austauschbare Thrash-Riffs, beliebige Solos und einen einigermaßen aggressiven Gesang in einem Topf geworfen und einmal durchgerüht. Das ist eigentlich schade, denn wie gesagt hätten die Musiker allesamt wirklich viel auf dem Kasten. Von den angepriesenen „einprägsamen Melody Lines“ hört man nicht viel und provokative Lyrics sind nichts wirklich Besonderes. Die „erstaunliche Eigenständigkeit“, von der gesprochen wird, klingt da schon fast wie pure Ironie.
I’m sorry – THE HARROWED liefern mit ihrem gleichnamigen Debüt einfach nichts Zwingendes, nichts Mitreißendes und schon gar nichts Neues ab. Das Album bietet Death / Thrash Metal, wie ihn auch unzählige andere Bands spielen, die jedoch teilweise um einiges mehr an Klasse aufweisen können. Warum sollte man also da nach Australien schielen? Mir jedenfalls fehlen die entscheidenden Argumente, warum man sich dieses Album unbedingt zulegen sollte, allenfalls das hübsche Coverartwork, für das Anthony Clarkson (u.a. tätig für Kataklysm und Blind Guardian) verantwortlich ist, sticht hervor. Aber es ist eben doch noch längst nicht alles Gold, was glänzt.
Wertung: 5.5 / 10