Review Soon – Without A Trace

  • Label: Oscillation
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Rock

SOON stammen aus Hamburg und konnten mit ihren ersten Album „End Isolation“ bereits mit sehr guten Bewertungen in den einschlägig bekannten Magazinen auf sich aufmerksam machen. Zudem hat der Vierer zusammen seit 2003 bereits über 130 Konzerte gespielt und sollte als Support von bekannten Gruppen wie Regicide oder Samael so manchen schon ein Begriff sein. Mit „Without A Trace“ schickt man sich nun bereits ein Jahr nach dem Debütalbum an, ordentlich nachzulegen, um zu zeigen, dass man keine Eintagsfliege ist, sondern einen festen Platz in der Musikbranche verdient hat. Von der optischen Aufmachung her gibt man sich jedenfalls nicht die geringste Blöße.

Diese passt zudem zur musikalischen Ausrichtung, an der nur etwas „Feintuning“ betrieben wurde, wie die Faust aufs Auge. Über dem gesamten Album schwebt eine düster-melancholische Grundstimmung, die jedoch nicht etwa alles zu erdrücken droht, sondern wie ein feiner, das Werk umgebender Nebel, wirkt. Niederdrücken lassen sich die Hamburger nämlich nie wirklich und das beweist schon der Opener „Grown Apart“, der zusammen mit dem folgenden „Gone“ schon zu Beginn zeigt, was SOON ausmacht. Es ist die Mischung aus harten, dennoch nicht zu aggressiven Gitarren, druckvollem Drumming, intelligent eingesetzten Elektronikspielereien und Erics klarer, kraftvoller Gesang, auf dem das Gesamtpaket fast schon maßgeschneidert scheint. Gleichzeitig zeigen diese beiden Songs aber auch, dass man es sowohl versteht getragene, andächtige Stücke zu schreiben, aber auch ordentlich rocken kann. Genau so muss das sein, damit Langweile zum Fremdwort wird. Klar, Tempovariationen zwischen den Songs hauen noch keinen vom Hocker, doch das Quartett variiert damit auch geschickt innerhalb der Songs und baut obendrein immerwieder das ein oder andere musikalische Ausrufezeichen ein.

Die zwei größten davon hat man meiner Meinung nach im Mittelteil unter gebracht. „High Time“ kommt so beinahe hymnenhaft mit gedoppelten Gesang daher, immer etwas melancholisch, ohne den klaren Blick nach vorne zu verlieren und endet mit einem vielleicht anfangs gewöhnungsbedürftigen, aber mit jedem Durchlauf schöneren Solopart. Ansonsten präsentiert man sich jedoch eher von der eingängigeren Seite, allen voran „Estrangement“, das ich fast schon als den „Hit“ des Silberlings bezeichnen möchte, der alle Stärken der Band in sich bündelt. Wer glaubt, sich im Gehör festsetzende Melodien gepaart mit immer wieder neuen Akzenten gäbe es im deutschen Rockgeschäft nichtmehr, der sollte hier die Ohren besonders weit aufsperren und sich auf einen Schlussteil freuen, der einfach von der Qualität der Songs nicht abfallen will. Einen weiteren Anspieltipp bildet hier das komplett akustische „Nearly Fantasized“, das es schafft eine sehr gedämpfte Anfangsstimmung ohne Bruchstellen in einen Hauch von Hoffnung zu verwandeln, was vor allem Erics sehr gefühlvoller Interpretation zu verdanken ist.

SOON sollte man sich sehr gut merken, denn „Without A Trace“ ist nicht nur eingängig, was so manche Rockband schafft, sondern schafft es dabei auch noch über die gesamte Länge nicht billig, sondern stimmig und vor allem eigenständig zu wirken. Der Band ist es nur zu wünschen, einen noch größeren Hörerkreis zu erreichen, denn für Freunde gepflegter, qualitativ hochwertiger, etwas düsterer Rockmusik, der nicht mit aller Gewalt der Stempel „Gothic“ aufgedrückt wurde, ist dieses Album mehr als ein guter Insidertipp.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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