Jenseits des Massakers – und doch mittendrin. Hurra, wir haben eine Kurzbeschreibung des ersten Langeisens der Hamburger Prügelknaben von DEVASTATOR. Nach einem starken Demo zwei Jahre zuvor hat sich nur geringfügig etwas an der Band geändert, bemerkenswert ist allenfalls, dass STORMWARRIOR-Drummer Falko den Bass bei den Todesbleispezis übernommen hat. Das hat doppelt gut getan, denn so waren die Kontakte zum Thunderhall Studio und Produzent Lars „Thunder Axe“ Ramcke hergestellt.
Aus dieser Klangschmiede brettert uns nun „Beyond Massacre“ entgegen. Death Metal ist die Devise, aber wer jetzt stumpfes Geprügel erwartet, dem sei gesagt, dass jeder Song auf diesem Album wohl mehr Riffs aufweist als die gesamte Debauchery-Diskografie – okay, mieser Vergleich. Anspruchsvoll und technisch geht es zu, nicht ohne eine gründliche Prise handfester Gewalt außen vorzulassen. Bands wie Immolation, Krisiun oder auch Cannibal Corpse während sinnvollere Vergleichsmöglichkeiten. Lyrisch sind letztere sicherlich eine große Inspirationsquelle für Devastator gewesen, wie die Songtitel schon erahnen lassen, spritzt das Blut aus allen Nähten.
Aber zur Musik: Obwohl überwiegend so schnell gebrettert und gebolzt wird, dass man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, fehlen auch abwechslungsreiche Momente nicht. So fährt „Pandemic Disease“ das Tempo anfangs mal weit zurück und rockt eher gemächlich. „Floating Little Bodies“ hat ein besonderes Schmanckerl parat und bietet mittendrin doch einfach mal melodische und harmonische Gitarrenläufe, dieman so an dieser Stelle nun gar nicht erwartet hätte. Für einen Schmünzler sorgt „ Slaughterfeast“, denn eine der wenigen Textzeilen, die man einwandfrei heraushören kann ist: „The sun is shining bright.“ Nicht gerade typische Death Metal-Lyrik, aber für ein genaueres Studium derselben fehlt mir leider noch ein Booklet.
Was jedenfalls feststeht, ist, dass bei Devastator ein Haufen hochtalentierter junger Musiker – Leadgitarrist und Hauptsongwriter Max hat das Teenageralter noch nicht verlassen – hinter den Instrumenten und dem Mikrofon postiert ist. Grunzgurke Lenny hat sich seit den Demozeiten noch ein gutes Stück gesteigert und präsentiert ein mächtig böses Organ. Dass die Rhythmusfraktion ebenfalls gewaltig was kann, ist bei dem hohen Tempo, was die Verwüster durchziehen, ohnehin selbstverständlich, man lasse nur einmal den Anfang von „Antihuman Effusion“ auf sich wirken, und man stellt sich Drummer Eggert gleich als Krake vor.
Was ist an „Beyond Massacre“ noch zu kritisieren? Nun, trotz der Auflockerungen innerhalb dieses Höllenritts geht doch ab und an die Aufmerksamkeit flöten, weil man einfach selten zum Luft holen kommt. Eine „Vorzeigeballade“ wie „The Art Of Selfmutilation“ hätte „Beyond Massacre“ sicherlich nicht schlecht getan. Zudem sollte man noch weiter versuchen, sich von den bekannten Technical Death Metal-Größen zu lösen und seinen eigenen Stil weiter auszubauen, was aber immerhin im Vergleich zum Demo schon in gewissem Maße erfolgt ist.
Insofern kann man eine unbedenkliche Kaufempfehlung für jeden Freund des (musikalisch, nicht unbedingt textlich) anspruchsvollen Gebolze aussprechen. Fürs nächste Album wäre eine längere Spielzeit jedoch zu wünschen, denn knapp 35 Minuten vergehen einfach zu schnell.
Wertung: 7.5 / 10