QUEENSRYCHE gelten dank ihres Konzeptalbums „Operation Mindcrime“ aus dem Jahre 1988 vielerorts als Wegbegleiter des frühen Progressive Metal und als Inspirationsquelle für Bands wie Dream Theater. Das stimmungsvolle und atmosphärische Album besitzt durch einige Zwischensequenzen mit Dialogen und Soundeffekten eine beinahe kinoreife Atmosphäre. Leider hat es die Band nie wieder geschafft, an dieses Meisterwerk so recht anzuschließen. 2006 erschien mit „Operation Mincrime 2“ der Nachfolger des Klassikers, der zwar für Aufsehen und Publicity sorgte, musikalisch aber ebenfalls nicht an den ersten Teil heranreichte.
Auf einer aufwändigen Amerika-Tour präsentierte die Band beide Alben hintereinander, unterstützt von einer Leinwand, auf der Filmschnipsel zu sehen waren, die die Story live verdeutlichten. Außerdem gab es direkte Live-Aufnahmen von den Musikern. Man spielte nicht bloß die Musik herunter, sondern inszenierte dazu auch eine beinahe Musical-ähnliche Show, in der Sänger Geoff Tate selbst in die Rollen der Hauptdarsteller schlüpfte. Den Abschluss dieser Tour machten drei Abende im heimischen Seattle, an denen die Band die Show für eine DVD-Aufnahme nochmals komplett zum Besten gab und sich auch eine lokale Trommlergruppe für das Intro von Operation Mindcrime dazuholte. Selbstverständlich war auch Pamela Moore als Darstellerin von Sister Mary dabei und überzeugte nicht nur durch ihren Gesang, sondern auch durch ein bisschen nackte Haut und Sexappell.
In Deutschland wurden diese Shows nicht aufgeführt. Den deutschen Fans bleibt jetzt nur die vorliegende DVD „Mindcrime At The Moore“ mit jener denkwürdigen, aufwendigen, wenn auch nicht immer ganz klischeefreien Darbietung. Band und Publikum präsentieren sich in bester Laune und rocken derbe drauf los, dennoch wirkt das ganze mir zu durchgeplant und arrangiert. Es ist kein Konzert, sondern ein Event. So etwas muss man mögen. Passend zur Musical-Atmosphäre gibt es natürlich auch einen kleinen Bühnenaufbau mit einer Leiter, einer besprayten Mauer und besagter Leinwand. Aus dieser Kombination lassen sich allerlei Schauplätze rekonstruieren, um die Handlung der beiden Platten zu verdeutlichen. Im Vergleich zur Studioversion, gewinnt die Live-Darbietung noch an Atmosphäre, verliert aber meiner Meinung nach insbesondere in der ersten Hälfte durch einen nicht immer ganz optimalen, recht gepresst wirkenden Gesang von Geoff Tate. Sound und Bild der DVD sind vorbildlich, auch 5.1.-Sorroundsound ist möglich. Das Menü wirkt etwas trist und billig und das Bonusmaterial ist auch eher die übliche Standardbedienung: Eine Tourdokumentation, Fotos, eine Performance von „The Chase“ mit Ronnie James Dio, der am Abend der DVD-Aufzeichnung leider nicht als Gastsänger zur Verfügung stand und daher als Film eingespielt wird. Dazu gibt es noch einen kurzen Abriss über das „Queensryche Rock & Ride“ von VH-1. Insgesamt macht das mit dem Konzert aber löbliche 163 Minuten Spielzeit. Bei der zwar nicht langweiligen, aber stilistisch doch recht limitierten Musik der Band kommt zumindest mir das Konzert beinahe eine Spur zu langatmig vor, insbesondere im zweiten Teil gibt es doch einige eher zähe oder allzu theatralische Passagen. Dafür sind die Filmsequenzen des zweiten Teils eindeutig besser.
Insgesamt ist „Mindcrime At The Moore“ sicherlich eine äußerst empfehlenswerte Angelegenheit für Fans der Band. Diejenigen, die in die Queensryche-Welt einsteigen, haben praktisch die freie Wahl, ob sie die Live-Version kaufen oder die beiden Studioplatten einpacken. Das Konzert gibt es übrigens auch auf zwei Audio CDs. Die DVD-Version ist der CD-Variante aber dringend vorzuziehen. Sollte man an einer reinen Audio-Version der Konzeptalben interessiert sein, so würde ich dann letztendlich doch die Studioalben empfehlen, die mich noch ein Stück weit mehr packen und weniger kitschig daherkommen.
Wertung: 7.5 / 10