Das musikalische Metier, in dem sich die Franzosen DIRGE bewegen ist kaum mit Worten zu fassen. Gerne verwenden Journalisten den eigenartigen Term „Postcore“, dem ich aber irgendwie skeptisch gegenüberstehe. Eben das, was nirgendwo so wirklich reinpasst, zwischen Prog, Doom und Sludge. Die Markenzeichen dürften Kennern wohlbekannt sein, überlange, träge und melancholische Songs, sowie tief gestimmte Gitarren, simples, aber eindrucksvolle Riffing und gequälter Gesang stehen hier an der Tagesordnung. Wer an Gruppen wie Neurosis, Isis oder Pelican denkt, ist schon mal nicht ganz falsch, denn die Franzosen bekennen sich selbst zu genannten Bands, was oft auch kaum zu überhören ist. Während beispielsweise Isis aber noch fast salonfähiges Easy-Listening bieten, geben einem DIRGE die volle Packung an schwer zugänglicher Musik, nicht zuletzt aufgrund des überwiegenden Doom-Anteils, der die Mischung noch einmal ein ganzes Stück verlangsamt und somit in die Länge zieht.
Vier Songs befinden sich lediglich auf dem Silberling, trotzdem schafft es „And Shall The Sky Descend“, das dritte Album des Quartetts, das ursprünglich 2004 über Blight herauskam, 2007 jedoch von Equilibre wiederveröffentlicht wurde, auf beinahe Eineinviertel Stunden! Hiervon nimmt schon der eröffnende Titelsong knappe 25 Minuten ein, braucht aber allein 3 Minuten, um überhaupt einmal etwas in die Gänge zu kommen. Ein sehr stilles Intro mit sparsam gesäten Cleargitarren leitet zunächst ein, dann setzt das schwere, tiefe Riffing und der rauchige „Whiskeygesang“ ein. Man setzt auf die Abwechslung zwischen dem melancholisch-melodischen Riffing und atmosphärischen klaren Gitarrenklängen. Sehr beeindruckend, auch wenn kaum etwas passiert, besonders das letzte Drittel schafft genau das, was guten Doom Metal ausmacht. Natürlich setzt das folgende „The Birdies Wheel“ diesen Stil fort, fügt aber eine kleine Portion mehr Geschwindigkeit hinzu und lässt die Musik im Vergleich zum Vorgänger schon fast hektisch erscheinen. Der Gesang erinnert hier teilweise sogar an die progressiven Isländer von Sólstafir. Konzentriert man sich im Wesentlichen auf den doomigen Anteil, kommen andere, etwas progressivere Elemente selbstverständlich auch nicht zu kurz.
Es ist wirklich nicht nötig, dieses Album zu beschreiben, wer beim Lesen des Textes neugierig geworden ist, der sollte unbedingt einmal „reinhören“ … was natürlich aufgrund der Songlänge und der Musikrichtung das falsche Wort ist. Ich kann geduldigen Lesern nur nahelegen, sich diese Scheibe zuzulegen und wer genannte Bands mag, wird hierum sowieso kaum einen Umweg machen können oder gemacht haben. Lange hat mich keine Band mit deartig langsamer und doch beeindruckender Musik so mitreißen können. Aber wie dem auch sei, selbst Urteilen, nicht jedermanns Sache.
Wertung: 8 / 10